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Traum und Gesetz in Kleists Prinz Friedrich von Homburg

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Zusammenfassung

Ich darf Ihnen heute ein paar Beobachtungen und daran anschließende Gedanken mitteilen, die mir beim häufigen Lesen von Kleists letztem Drama, dem Prinz von Homburg kamen. Denn zu einer vollständigen Analyse dieses so durchsichtigen und zugleich so rätselvoll-dichterischen Theaterspiels würde dieser Abend nicht ausreichen. Aber ich bin auch wiederum in der glücklichen Lage, die Vertrautheit mit dieser Dichtung bei allen voraussetzen zu können: das Stück gehört zu dem festen Kanon unseres Theaters. Seine kunstvolle Gestalt und sein Ethos in der Schule zu behandeln, sieht wohl jeder Lehrplan unserer Schulen vor*. Und es mag sein, daß einige von Ihnen den einzigen Nutzen zogen aus der ebenso zufälligen wie eifrig von unserem Kulturbetrieb ausgenutzten Tatsache, daß sich der arme Heinrich von Kleist, um das lästig gewordene Leben abzuwerfen, vor hundertfünfzig Jahren eine Kugel durch den Kopf schoß — es mag also sein, daß manche von Ihnen wieder einmal zum Werk Kleists griffen, vielleicht auch zu den Briefen und Lebenszeugnissen dieses Unbedingten. Ich kann mir nicht denken, daß irgendein Empfänglicher unergriffen bleibt vom Ernst und der Würde der letzten Briefe Kleists. Ein paar Stellen: Meine Seele ist so wund, daß mir, ich mögte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe thut. Oder — im letzten Brief an die Stiefschwester Ulrike: Die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und an die Cousine und Freundin Marie v. Kleist schrieb er kurz zuvor von seiner Traurigkeit als einer höheren, festgewurzelten und unheilbaren.

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Nachweise und Anmerkungen

  1. Dazu: Günter Blöcker: Heinrich von Kleist oder Das absolute Ich, Berlin 1960, S. 57 ff.

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  2. Dazu: Sigurd Burckhardt: Kleists politisches Testament, in: Frankfurter Hefte, August 1961.

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  3. Dazu: Friedrich Koch: Heinrich von Kleist, Bewußtsein und Wirklichkeit, Stuttgart 1958.

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Vortrag, E. (1983). Traum und Gesetz in Kleists Prinz Friedrich von Homburg. In: Der Zeiten Bildersaal. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03187-7_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03187-7_8

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00546-5

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