Zusammenfassung
Diese Statue verdankt sich der Tätigkeit eines Vereins, der die Erforschung der Heidelberger Stadtgeschichte und die Bewahrung ihrer historisch gewachsenen Gestalt zu seiner Sache macht. Und mit der Stiftung dieses Brückenaffen soll denn auch ein Wahrzeichen erneuert werden, das an einem durch die Truppen Mélac’s im Jahre 1689, während des sogenannten Orléansschen Krieges gesprengten Nordturm der Brücke sich befunden haben soll. Dafür gibt es Belege auf Kupferstichen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. So etwa zeigt der berühmte Stich Merians von 1620 (die Totalansicht Heidelbergs, von Norden gesehen) in einer Nische unter dem Sockel des Turmhelms eine affenartige Figur. Auf der Grundlage älterer stadtgeschichtlicher Ermittlungen hat Hans Joachim Zimmermann in einer Publikation, die im Zusammenhang mit der Etablierung des eingangs erwähnten neuen Brückenaffen erschien, das historische Material, das zur Lösung des Rätsels taugen könnte und das mit der (illustrativ und literarisch bezeugten) Figur eines »alten Affen von Heidelberg« sich ergibt, neu gemustert, ergänzt und in weite ikonographische und kulturgeschichtliche Zusammenhänge gestellt. [1] Dabei werden auch die literarischen Zeugnisse vorgeführt und erläutert. Sie nennen diesen alten Affen von Heidelberg durchweg in satirischer Absicht. Das gilt für den Reimpaarspruch Nr. 15 des Hans Folz (1480/81) wie für Sebastian Brant (Kap. 60 des Narrenschiff, 1494), Paulus Olearius’ akademische Scherzrede De fide concubinarum in sacerdotes (um 1500 in Heidelberg gehalten und 1501 wie 1505 in Basel gedruckt) und Thomas Murners Narrenbeschwörung, Kap. 14 (zu Straßburg 1512 gedruckt).
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Nachweise und Anmerkungen
Der alte Affe zu Heidelberg. Quellen, Probleme und Bedeutungen. In: Wilm Weber: Der Heidelberger Brückenaffe. Beiträge zur Stadtgeschichte [von] Wilm Weber, Hans-Joachim Zimmermann, Ludwig Merz. Heidelberg 1979.
Sylv. III, 216–228. Eine Einzelausgabe dieses Gedichts erschien 1537 bei Ulrich Morhard in Tübingen. Zur oberen Burg vgl. Ludwig Merz: Burg und Burgschanze auf dem Kleinen Gaisberg bei Heidelberg. In: Ruperto-Carola X, 23 (1958) S. 228–235.
Sylv. III, 249 ff. Das Gedicht besteht aus mehr als 200 Distichen im elegischen Maß. Zu Eberbach und Micyllus vgl. Wilhelm Port: Der Heidelberger Buchdruck in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. In: Neue Heidelberger Jahrbücher. Neue Folge. Jahrbuch 1940, S. 100–117.
Ich verdanke diese Affengeschichte der drolligen »Zoologie der alten Griechen und Römer … von Harald Othmar Lenz, Lehrer an der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal.« Im übrigen sei auf das Standardwerk verwiesen: Otto Keller: Die antike Tierwelt I 1909, II 1913.
Adolf Hasenclever: Die kurpfälzische Politik in den Zeiten des schmalkaldischen Krieges. Heidelberg 1903.
Johann Peter Kayser: Historischer Schau-Platz der Alten berühmten Stadt Heydelberg. Franckfurt am Mayn 1733, S. 286.
H. W. Janson: Apes and Ape Lore in the Middle Ages and the Renaissance. London 1952, S. 209 f. und S. 40.
Zur Figur des Affen in der Sinnbildkunst (Emblematik, vgl. EMBLEMATA. Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Herausgegeben von Arthur Henkel und Albrecht Schöne. Stuttgart 1967, 21976, die Spalten 428 bis 440.
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Henkel, A. (1983). In Mortem Simii Heidelbergensis. In: Der Zeiten Bildersaal. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03187-7_1
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