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Die kriegführenden europäischen Staaten und ihre Maßnahmen gegen die deutsche Emigration

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Deutsche Exilliteratur 1933–1950
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Zusammenfassung

Von tragischer Erleichterung, von grimmiger Befriedigung gar ist vielfach die Rede in den Kommentaren, mit denen Exilierte die Nachrichten von der französischen und der britischen Kriegserklärung an Hitlerdeutschland begleitet haben. Schon angesichts der westlichen Ultimaten an Berlin hatte Thomas Mann im Tagebuch seine »große Erschütterung« festgehalten, nun da die Westmächte »unsere Sprache« gesprochen und die deutsche Diktatur endlich so qualifiziert hatten, wie das sechs bittere, lange Jahre hindurch nur von seiten der deutschen Exilierten geschehen war.[1] Ungewöhnliche Reaktionen, um so ungewöhnlicher, als sie aus (fast) allen politischen Gruppierungen der in sich uneinigen, zersplitterten deutschen Emigration mit einiger Einhelligkeit zu vernehmen waren; Reaktionen freilich, die ohne weiteres verständlich werden, wenn man nur die Ohnmacht in Rechnung stellt, welche die Exilierten in den Jahren der westlichen Anpassungs- und Beschwichtigungspolitik quälend durchlebt hatten. Hier ist nicht der Ort, Ursachen, Motive und Stationen dieser Politik zu referieren oder gar zu diskutieren, vielmehr wird, wie in den früheren Bänden, die Kenntnis der Zeitgeschichte vorausgesetzt. Um die desolate Lage der Exilierten in der Ära des Appeasement zu verdeutlichen, genügt es ja aber auch vollkommen, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, wie sich die politischen Perspektiven noch knapp ein Jahr vor Kriegsbeginn gestellt hatten, welche Entwicklungen im Herbst 1938 für möglich und wahrscheinlich gehalten worden waren — sie bilden Hintergrund und Schlüssel für die überraschenden Kommentare des Septembers 1939.

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Quellen und Anmerkungen

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Walter, HA. (1988). Die kriegführenden europäischen Staaten und ihre Maßnahmen gegen die deutsche Emigration. In: Deutsche Exilliteratur 1933–1950. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03185-3_1

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