Zusammenfassung
Der Terminus ›moralisch-belehrende Schrift‹ soll als Oberbegriff für lehrreiche Unterhaltungen, elterliche Räte und Sittenlehren gebraucht werden — in Abgrenzung von der Gruppe der unterhaltenden Schriften, zu denen innerhalb der Mädchenliteratur vor allem die moralischen Erzählungen und die empfindsam-didaktischen Romane zählen. Auf der einen Seite der moralisch-belehrenden Schriften wären dabei die lehrreichen Unterhaltungen (oder Lehrgespräche) anzusiedeln, die bereits zur fiktionalen Literatur gehören können (und von hier aus den unterhaltenden Schriften naherük-ken), auf der anderen Seite die Sittenlehren, die als moralische Abhandlung, Predigt oder Vorlesung zur nichtfiktionalen Literatur zu zählen sind und nach heutiger Terminologie als Gebrauchstexte zu bezeichnen wären. Zwischen fiktionaler und nichtfiktionaler Literatur steht der elterliche (oder verwandtschaftliche und freundschaftliche) Rat, der eine bestimmte fiktive Kommunikationssituation wählt, innerhalb derer die moralischen Lehren vermittelt werden. Dabei kann die fiktive Kommunikationssituation dem Text nur äußerlich aufgesetzt bleiben, so daß er sich nicht mehr von einer Vorlesung oder Predigt unterscheidet; sie kann sich aber auch so weit entwickeln, daß sich bestimmte Figurentypen mit bestimmten Verhaltensweisen und Reaktionen und sogar eine Handlung herausschälen, wodurch der Text den lehrreichen Unterhaltungen naherückt.
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Notizen
Vgl. Madame de Lambert: »Advice of a mother to her daughter«. In: The Young Lady’s Pocket Library, or Parental Monitor. Dublin 1790. S. 133–185. — Madame de Lambert: »Lehren für meine Tochter.« In: Der Marquisin von Lambert Sämmtliche Schriften zur Bildung junger Frauenzimmer frey bearbeitet und mit Anmerkungen versehen von K. H. Heydenreich. Leipzig 1798, S. 19–102.
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Grenz, D. (1981). Die moralisch-belehrende Schrift und die Anfänge der Mädchenliteratur. In: Mädchenliteratur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03160-0_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03160-0_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00486-4
Online ISBN: 978-3-476-03160-0
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