Zusammenfassung
Hermann Stehr, vor allem durch seinen Roman Der Heiligenhof (1918) bekannt geworden, gehört zur Gruppe völkisch-nationaler Autoren, deren zum Teil lange vor 1933 geschriebenen Bücher von der nationalsozialistischen Literaturkritik und -geschichtsschreibung als genuiner Teil der von ihr proklamierten Literatur herausgestellt wurden.[127] Indes läßt sich bei einigen nationalsozialistischen Literaturhistorikern ein gewisser Vorbehalt gegenüber Stehrs Werken beobachten, so z. B. bei Hellmuth Langenbucher. Seine Reserve betrifft zum einen die zahlreichen düsteren Züge in Stehrs Romanen und Erzählungen (Langenbucher: »hier wird einmal die Auseinandersetzung mit Stehr ihren Anfang nehmen«),[128] zum anderen Stehrs Auffassung vom Dichter, er solle nicht anders als durch sein Werk wirken. Langenbucher entschuldigt diese Haltung als zeit- und persönlichkeitsbedingt und kennzeichnet sie als historisch überwunden, »da wir inzwischen längst Gelegenheit gehabt haben, das Glück jener Stunden zu erleben, in denen deutsche Dichter in unmittelbarer Verbindung von Mensch zu Mensch die Gnade ihres Werkes Zehntausenden weitergegeben haben«.[129] Langenbucher unterschlägt in seiner Kritik, die sich direkt auf Stehrs Erörterung Dichter, Zeit und Ewigkeit (1929) bezieht,[130] einen brisanten Punkt, Stehrs Abwehr von kollektiven Ansprüchen: »Nie darf ein Dichter seiner Zeit hörig werden, nie sich zum Sprachrohr für irgendwelche Kollektivwünsche hergeben.«(S. 17).
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Tismar, J. (1981). Kunstmärchen zwischen 1933 und 1945. In: Das deutsche Kunstmärchen des zwanzigsten Jahrhunderts. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03155-6_3
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