Zusammenfassung
Zur Bestimmung des geschichtlichen Wandels, dem die Auffassungen von Literatur und ihre gesellschaftliche Funktion jeweils unterworfen sind, ist das Werk Diderots von besonderem Interesse; es demonstriert sowohl in seinen theoretischen Äußerungen wie seinen künstlerischen Lösungen den langsamen Zerfall der dem höfisch-feudalen System verpflichteten Literaturdoktrin und propagiert eine neue, den Postulaten aufklärerischer Empirie entsprechende Ästhetik, in der sich der Beginn der bürgerlichen Literaturproduktion ankündigt.[1] Die folgende Untersuchung hat zum Ziel, an Hand der Analyse eines Einzelwerks bestimmte Aspekte der Diderotschen Innovationen aufzuzeigen: sie werden in der gezielten Durchbrechung überlieferter ästhetischer Normen und der Verteidigung einer Kunstauffassung manifest; die ihr Material der Wirklichkeit entnimmt und das Publikum nicht mehr in seinem (aristokratischen) Selbstverständnis bestätigen, sondern im Sinne aufklärerischer Philosophie für neue Denk- und Verhaltensweisen gewinnen will. [2] Die Forderung nach Darstellung gelebter Erfahrung, in Diderotscher Diktion der »scènes de la vie« als dem nachzuahmenden Gegenstand, steht im Zentrum der neuen Ästhetik. Sie ist ihrerseits durch das aufklärerische Pathos bedingt: der Rezipient wird umso stärker zu aufgeklärtem Verhalten motiviert, je mehr er sich in seiner sinnlich-emotionalen, alltäglichen Existenz betroffen fühlt. Das Ineinandergreifen von rezeptionsorientierten und ›realistischen‹ Ansätzen charakterisiert sowohl Diderots kunsttheoretische Überlegungen wie auch sein künstlerisches Œuvre.
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Recknagel, A.C. (1981). Diderots Erzählung Les deux amis de Bourbonne. Eine Analyse unter produktions- und rezeptionsästhetischen Gesichtspunkten. In: Brockmeier, P., Wetzel, H.H. (eds) Französische Literatur in Einzeldarstellungen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03150-1_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03150-1_8
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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