Zusammenfassung
Das deutsche Wort »Moralistik« ist wie Logik oder Technik mit dem griechischen Suffix »ikos« gebildet und bezeichnet: »das zur Moral Gehörige«. »Moral« bezieht sich auf das lateinische Wort »mores«, d. h. Sitte, Brauch, Gewohnheit, Betragen, Verhalten oder aber auch Gesetz, Vorschrift. Den Begriff »Moralistik« definiert Hugo Friedrich folgendermaßen:
Im historischen Sinne meint man mit den Moralisten eine Gruppe französischer Autoren des 17. und 18. Jahrhunderts (was eine unzulässige Einschränkung ist). Im begrifflichen Sinne meint man Geister, die auf die Frage, was der Mensch sei antworten durch Betrachten und Beschreiben aller Erscheinungsweisen des Menschen in seelischer, sittlicher, sittengeschichtlicher, gesellschaftlicher, politischer Hinsicht, jeweils nach den Verschiedenheiten der Räume und Zeiten — und die eigentlich keine Antwort auf jene Frage geben, sondern sie, im Anblick bisher unentdeckter Tiefenschichten und Verwicklungen, immer wieder neu stellen als die unbeantwortete Frage schlechthin. Da der moralistische Gegenstand, der Mensch, ein tausendfach aufgesplittertes, widerspruchsvolles Gebilde ist, bedient sich die moralistische Darstellung mit Vorliebe der offenen literarischen Formen die zu keiner Systematik nötigen, vielmehr Wiederholungen, Variationen, Nuancen, jedes Für und Wider erlauben. Vor allem aber sieht die Moralistik, die ihrem ursprünglichen Ort, der Satire, entwachsen ist, von ethischer Bewertung und Bevormundung ab oder drängt sie in den Hintergrund. Sie ist keine Morallehre. Ebensowenig ist sie eine Moralphilosophie d. h. Ergründung der sittlichen Normen in einem Allgemeinen oder Metaphysischen.[1]
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Strosetzki, C. (1981). Moralistik und gesellschaftliche Norm. In: Brockmeier, P., Wetzel, H.H. (eds) Französische Literatur in Einzeldarstellungen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03150-1_4
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