Zusammenfassung
Seit Voltaire in seinem Siècle de Louis XIV (1751) die französische Literatur des 17. Jahrhunderts als kulturelle Leistung der Regierung des Sonnenkönigs gedeutet und damit dem Anspruch seiner Kulturpolitik recht gegeben hat, will es so scheinen, als ob dieser Zusammenhang als Faktum hingenommen und allenfalls gefragt werden soll, inwiefern sich die vom König geförderte Kultur gegen diesen selbst oder gegen seinen Hof richtete, das Bestehende in Frage stellte und das Künftige, nämlich den Sieg des Bürgerlichen, ankündigte. Die neuere soziologische Literaturbetrachtung kümmerte sich wenig darum, ob Voltaires Ansatz der gesellschaftlichen Realität gerecht wird, weil sie ohnehin mehr Interesse an denjenigen hatte, die sich der höfischen Welt verweigerten, als an denjenigen, die sie durch das klassische Drama idealisierten. Sie schenkte dem Widerspruch des heraufkommenden Bürgertums gegen das Feudale mehr Beachtung als der gesellschaftlichen Figur der höfischen Gesellschaft, deren Funktionieren N. Elias beschrieben hat.[1] B. Magné hat neuerdings gezeigt, daß das Siècle de Louis XIV keine erklärende Formel, sondern eine Propagandaformel, ein Slogan ist.[2] Die zeitliche Koinzidenz von Herrschaft des Sonnenkönigs und Blüte der Kultur sollte ganz im Sinne der Kulturpolitik dieses Herrschers als logische Folge seiner Regierung erklärt werden, indem alle bedeutenden Gestalten des Geisteslebens in einer Liste zusammengefaßt werden, deren zeitliche Erstreckung für die Geburt von 1559 bis 1706, für deren Tod von 1623 bis 1770 reichte.
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Kapp, V. (1981). Die Idealisierung der höfischen Welt im klassischen Drama. In: Brockmeier, P., Wetzel, H.H. (eds) Französische Literatur in Einzeldarstellungen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03150-1_3
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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