Zusammenfassung
Beschreibung steht wie kaum ein anderes literarisches Verfahren am Rande der literaturwissenschaftlichen Forschung. Wenn Lessing das Beschreiben als Folge einer »Schilderungssucht« bezeichnet [1], Lukács es gar der politischen Reaktion zuschreibt [2], kann es kaum verwundern, daß ihm das Interesse der Literaturwissenschaft bisher weitgehend versagt blieb. [3] Einzig die Untersuchung von Hans Christoph Buch, Ut pictura poesis — Die Beschreibungsliteratur und ihre Kritiker von Lessing bis Lukács [4], kann trotz einer gewissen Unschärfe [5], die allerdings bei der Breite der Fragestellung und der Fülle des Materials kaum vermeidbar ist, als grundlegend gelten. Aus Buchs historischem Aufriß der Beschreibungsdiskussion in Deutschland geht hervor, daß die »Schilderung« zwar bedeutende Kritiker fand, hingegen kaum einen Apologeten. Der Autorität Lessings, Hebbels oder Lukács’ auf der einen steht auf der anderen Seite die bloße Faktizität beschreibender Texte gegenüber, denen keine theoretische Legitimation zuteil wurde. Ob Lessing auf der Basis des Mimesis-Postulats eine adaequatio von Gegenstand und Mittel der Darstellung konzipiert und demgemäß das Beschreiben als dem Verlaufscharakter der Literatur unangemessen ablehnt [6]; ob Lukacs die Aufgabe des epischen Werkes auf die Darstellung praxisrelevanter Handlungen beschränkt sehen will [7]; beide argumentieren — aus verschiedenen Gründen [8] — jenseits literarhistorischer Fakten.
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Corbineau-Hoffmann, A. (1980). Einleitung. In: Beschreibung als Verfahren. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03136-5_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-03136-5
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