Zusammenfassung
Lenau ist unter den Dichtern der Biedermeierzeit in einem noch näher zu bestimmenden Sinn einer der zeitgemäßesten Dichter gewesen. Er hat sich auch, nicht würdelos, aber zu Zeiten sehr bestimmt, um eine zeitgemäße Wirkung bemüht. Er genießt daher traditionellerweise in unserer Literaturgeschichte nicht das Ansehen Mörikes oder der Droste. Wo das Originalitätsprinzip und die Frage nach der dauerhaften Leistung unserer Dichter Grundlagen der Beurteilung sind, kommt es immer zu einer zurückhaltenden Bewertung. Hartmut Steinecke meint: »Lenau ist keine der überragenden Dichterpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Sein Werk wird geprägt von der Spannung zwischen der Last der Tradition und der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. So finden sich bei Lenau ungewöhnlich viele künstlerisch schwächere Werke«[1]. Auch die Würdigung Michael Butlers endet ohne Begeisterung: »Nikolaus Lenau is not a major figure in German Literature. His range, for all his ambition and occasional brilliance, is surprisingly narrow. But he is unjustly neglected — his ›Faust‹ and ›Don Juan‹, in particular, deserve far more attention than they have received. Although he confused art with life so disastrously, he put an uncompromising honesty into his work which reveals a fascinating personality«[2]. Viele Lenau-Forscher, die der Maßstab der dichterischen Vollkommenheit leitet, kommen zu dem Ergebnis, daß es nur wenige Gedichte Lenaus gibt, die diesem Maßstab standhalten, z. B. Hugo Schmidt, der ein verständnisvolles und sorgfältiges Gesamtbild des Dichters in Amerika gezeichnet hat[3] und, einseitiger verfahrend, Dimiter Statkov[4].
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Anmerkungen
Nikolaus Lenau, in: Deutsche Dichter des 19. Jahrhunderts, hg. v. Benno von Wiese, Berlin 1969, S. 364.
Nikolaus Lenau, in: German Men of Letters, Bd. V, hg. v. Alex Natan, London 1969, S. 155–180, Zitat S. 177.
Nikolaus Lenau, Gedichte, Frankfurt/M. 1969, S. 11 ff.
Margit Pflagner in ihrer Rezension, in: Lenau-Almanach 1965/66, S. 133 f.
Walter Dietze, Nachwort, in: Lenau-Almanach 1965/66, S. 7, 10, 11, 20.
Heinz Stǎnescu, Beiträge zu einer Lenau-Bibliographie Rumäniens, in: Lenau-Forum, Bd. 1, F. 2 (1969), S. 150.
Ernst Joseph Görlich, Sozialliterarische Aspekte der Lenau-Zeit, in: Lenau-Forum, Bd. 1, F. 3–4 (1969), S. 15.
Ernst Fischer, Von Grillparzer zu Kafka, Frankfurt 1975, S. 83.
Friedrich Sengle, Annette von Droste-Hülshoff und Mörike, in: Kleine Beiträge zur Droste-Forschung, Bd. 3 (1974/75), hg. v. Winfried Woesler, Dülmen 1974, S. 18.
Otto Borst, Lenau und der Seracher Dichterkreis, in: Lenau-Forum, Bd. 1, F. 3–4 (1969), S. 3–11.
Karl J. R. Arndt, The Effect of America in Lenau’s Life and Work, in: GR, Bd. 33 (1958), S. 141.
Nach Manfred Durzak, Nach Amerika. Gerstäckers Widerlegung der Lenau-Legende, in: Amerika in der deutschen Literatur, hg. v. S. Bauschinger, H. Denkler, Wilfried Maisch, Stuttgart 1975, S. 136.
In diesem Punkte hat Arndt (The Effect of America in Lenau’s Life and Work, in: Deutschlands literarisches Amerikabild, hg. v. Alexander Ritter, Hildesheim, New York 1977, Hauptbeleg S. 266) recht, wenn er es auch versäumt, den Einfluß der europäischen und der amerikanischen Schwaben (Protestanten) gegeneinander abzuwägen.
Nach: Lenau in Schwaben, Eine Dokumentation in Bildern, bearb. von Walter Scheffler (= Marbacher Magazin, Sonderheft 5/1977), S. 23. Das Heft vermittelt ein gutes Bild vom biedermeierlichen Württemberg.
Fritz Lehmann — Josef Grafenauer, Nikolaus Lenaus Leben und Sterben in ärztlicher Sicht, in: Lenau-Forum Bd. 2, F. 1–2 (1970), S. 19–39.
Siegfried Korninger, Lord Byron und Nikolaus Lenau, eine vergleichende Studie, in: English Miscellany Bd. 3 (1952), S. 84.
Robert Mühlher, Zum Hintergrund von Lenaus Bildersprache, in: Lenau-Almanach 1965/66, S.47.
Nach Paul K. Richter, Alexis als Literatur- und Theaterkritiker, Berlin 1931, S. 111.
Wie Ludwig Völker (Muse Melancholie-Therapeutikum Poesie, Studien zum Melancholie-Problem in der deutschen Lyrik von Hölty bis Benn, München 1978, S. 64). Der Verfasser versucht selbst eine Abgrenzung der Lenauschen Melancholie von der Höltys (S. 50).
Johanna Wehner, Lenaus literarisches Verhältnis zu Friedrich von Matthisson, Diss. Münster 1914.
Vgl. Korninger, Nikolaus Lenau und Lord Byron, in: Festschrift für Moriz Enzinger, hg. v. Herbert Seidler, Innsbruck 1953, S. 115–129.
Nikolaus Lenau, Sämtliche Werke und Briefe auf der Grundlage der hist.-krit. Ausgabe von Castle, hg. v. Dietze, Bd. 2, Frankfurt/M. 1971, S. 1093 ff.
Heinrich Bischoff, Nikolaus Lenaus Lyrik. Ihre Geschichte, Chronologie und Textkritik, Bd. 1, Berlin 1920, S. 357.
Gerhard Neumann, Lenau und das Epigramm, in: Lenau-Forum Bd. 2, F. 1–2 (1970), S. 1–18.
Vor allem Max Scharffenberg, Nikolaus Lenaus Dichterwerk als Spiegel der Zeit. Ein Beitrag zur religiösen Geistesgeschichte des dritten bis fünften Jahrzehnts des neunzehnten Jahrhunderts, Erlangen 1935, und Carl Siegel, Lenaus Faust und sein Verhältnis zur Philosophie, in: Kant-Studien Bd. XXI (1917), S. 66–97.
Liselotte Wege, Hegel und Lenau, Diss. München 1929, S. 35, 51 f.
»Die Variationsvielfalt der leiseren Töne« erinnert Steinecke (Nikolaus Lenau, in: Deutsche Dichter des 19. Jahrhunderts, hg. v. Benno von Wiese, Berlin 1969, S. 361) schon an Trakl und andere moderne Dichter.
Dies Problem ist wohl am besten von Neumann erfaßt worden, Das ›vergänglich Bild‹ Lenaus, in: ZfDPh, Bd. 86 (1967), S. 485–509, bes. S. 498, 508.
Dgl. von Statkov, Nikolaus Lenaus poetische Welt, Bonn 1971.
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Sengle, F. (1980). Nikolaus Niembsch von Strehlenau, Pseud. Nikolaus Lenau. In: Biedermeierzeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03127-3_10
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