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Aus: Carl Müller: Schädlichkeit der Hauserziehung für Erzieher, Zögling und Staat, Stendal 1783

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Zusammenfassung

Wenn einmal Privaterziehung in einem Staate statt haben sollte: so wäre es zu wünschen, daß ein jeder Hauslehrer nach der Akademie erst einige Zeit in Pädagogischen Seminarien* zum Erzieher näher gebildet würde, und daß sie dieses wichtige Amt auf öffentliche Autorität des Staats, auf dessen Empfehlung und Versicherung von ihren Erziehungsfähigkeiten übernähmen. Diejenigen jungen Gelehrten aber, welche sich zu Hofmeistern oder Informatoren heut zu Tage so gewöhnlich verstehen, sind Theologen; und aus der Erfahrung weiß man, daß sie die ärmsten Studierenden, und aus den niedrigsten Classen des Volks entsproßen sind. Ihre Armuth sowohl, als auch in einigen Landen, — gewisse Consistorialverordnungen — zwingen sie, nach der Akademie, in sogenannte Conditionen zu gehen, und es scheint auch für sie ein solches Lehramt in der That am schicklichsten zu seyn, — eine Vorübung zu dem künftig zu erwartenden geistlichen Lehramte abzugeben. So hats die Welt auch bishero angesehen, hat Gottesgelahrtheit und Erziehungswissenschaft für eins gehalten, ob sie gleich so unterschieden sind, wie Himmel und Erde, und die sogenannten Theologen, möchte ich wol behaupten, — gerade zur edlen Erziehung sonst die unschicklichsten sind. Ihre eigne Erziehung ist selbst nicht die glücklichste gewesen, vermöge ihres Standes konnte sie nicht besser seyn, und bey aller Läuterung nehmen sie immer noch die rauhen Schlacken aus demselben in ihr übriges Leben mit sich. Mit rauhen Sitten kommen sie auf die Schulen und Akademien, und von diesen oft noch rauher wieder herunter in Condition, wo sie die Kinder der Vornehmen, des Adels, Sitten lehren sollen. Sie sind höchstens junge, unerfahrne, und eingeschränkte Leute; denn man weiß ja, was ein Student ist, wie er lebt. Seine Sitten sind pöbelhaft, unbiegsam, stolz, eigensinnig, ohne die geringste Lebensart, Feinheit und Politur. Diejenigen, welche in ihrem väterlichen Hause feine Sitten und Bildung erlangten, waren selbst reich und angesehen, sie studiren solche Wissenschaften, und befinden sich gewöhnlich in solchen Lagen, daß sie keine Conditionen suchen dürfen.

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Fertig, L. (1979). Aus: Carl Müller: Schädlichkeit der Hauserziehung für Erzieher, Zögling und Staat, Stendal 1783. In: Die Hofmeister. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03126-6_17

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03126-6_17

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00437-6

  • Online ISBN: 978-3-476-03126-6

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