Zusammenfassung
§ 1. Das Land Ruppin war vor der mittelalterlichen deutschen Landnahme slawisches Siedlungsgebiet. Die Sprache der hier ansässigen slawischen Stämme ist wie in anderen Landschaften der Mark Brandenburg nur in Eigennamen überliefert. Der Kern unseres Untersuchungsgebietes um Alt Ruppin und Neuruppin erweist sich in slawischer Zeit als ein offenbar im 6. /7. Jh. besiedelter Raum. Es ist deshalb davon auszugehen, daß sich die Entwicklung vom urslawischen Lautstand zum Altpolabischen im Laufe der Zeit an Ort und Stelle vollzogen hat. Darunter sind Prozesse zu verstehen, die sich erstens in allen slawischen Sprachen vollzogen haben, wie z. B. der Ausfall von schwachen und die Vollvokalisierung von starken Halbvokalen, die zweitens den westslawischen Sprachen gemein sind, wie z. B. die Liquidametathese der ursl. Lautverbindungen *tert, *telt in *tret, *tlet, sowie drittens solche, die für das Altpolabische typisch sind, wie z. B. die Entwicklung der ursl. Lautverbindung *tortals aplb. *tart. Das Land Ruppin liegt mitten im altpolabischen Siedlungsraum und ist auch sprachlich ganz dem Altpolabischen zuzuordnen. Es unterscheidet sich von dem benachbarten Altsorbischen in erster Linie durch die Erhaltung der Nasalvokale und die Vertretung von ursl. *tort als *tart. In unserem Gebiet gibt es aber auch Namenpaare wie Langen und Lögow, die von einer nasalen Form aplb. *lag neben entnasaliertem *lug im Altpolabischen zeugen. Diese Erscheinung ist auch im benachbarten Polnischen belegt, das die ursl. Nasale bewahrt, kann also nicht als Einfluß des Altsorbischen gedeutet werden. Aus dem vorhandenen Namenmaterial läßt sich der in polabopomoranischen Dialekten inkonsequent stattgefundene Übergang der Anlautgruppen ja- > je-, ra- > re- nicht belegen.
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Foster, E. (1998). Sprachliche Auswertung. In: Brandenburgisches Namenbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03124-2_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03124-2_3
Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart
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