Zusammenfassung
Der Roman ist der nächste Blutsverwandte des Epos. Wie jeder legitime Sohn hat er im Laufe der Zeit dessen Eigenthum und Rechte geerbt. Seitdem wir angefangen haben, die Helden näher zu betrachten, haben die Heldengedichte ihr Ansehen verloren; daran sind vorzüglich die Zeitungen Schuld, die uns jeden Heros kleinlich und in seinen Einzelnheiten vorführen, nicht massenhaft und gigantisch, wie die Sage und die ältere Geschichte. Es bleibt der Phantasie nun nicht mehr überlassen, die besonderen großartigen Momente durch geschickt und geistreich erfundene Motive und Uebergänge zu einem Ganzen, am Liebsten, wenn es sich nicht anders macht, durch übernatürliche Hülfe zu verbinden. Dadurch geht das poetische Interesse verloren; der [2] Stoff wird der Geschichtschreibung überwiesen und die epische Dichtkunst ist im Reiche des Genius ein in den Ruhestand versetzter Beamter geworden.
[1] Allgemeine Betrachtungen über das Wesen und den Begriff des Romans, den Ursprung seines Namens, die künstliche und natürliche Eintheilung desselben, so wie über die Erzählung und die Novelle.
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Nachweise und Anmerkungen
Luden: Grundzüge ästhetischer Vorlesungen zum akademischen Gebrauche von Heinrich Luden, Göttingen 1808. — Vgl. S. 116: »der Roman ist seiner Natur nach allegorisch«.
Schlosser: Die Stelle, die Wolff hier anführt, konnte nicht ermittelt werden. Sinngemäß hat sich Schlosser in dieser Weise z. B. in der Einleitung seiner »Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten bis zum Sturz des französischen Kaiserreichs« geäußert (Bd. 1, Heidelberg 1836, S. 6 ff.).
Jean Paul: in der »Vorschule der Aesthetik«, § 70 und 71
Hugo: Victor Hugo hat sich insbesondere in der Vorrede zur 4. Auflage der
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Wolff, O.L.B. (1976). Aus: Allgemeine Geschichte des Romans, von dessen Ursprung bis zur neuesten Zeit 1841. In: Romantheorie und Romankritik in Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03055-9_36
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03055-9_36
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00324-9
Online ISBN: 978-3-476-03055-9
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