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Aus: Walter Scott und sein Jahrhundert 1827

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Romantheorie und Romankritik in Deutschland
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Zusammenfassung

Die große Vorliebe des Publikums für die neue Manier hat hellsehende Geister doch nicht darüber getäuscht, daß unter der Firma Walter Scotts eine unsägliche Menge baarer nüchterner Prosa, ja plumper und schmutziger Unpoesie mit untergelaufen ist. Die nahe Nachbarschaft, in welcher der historische Roman auch mit den niedrigen Regionen des Lebens steht, hat einen Verkehr der gemeinsten Geister mit der Poesie veranlaßt, aus welchem unzählige Mißgeburten, Wechselbälge und Karrikaturen entstanden sind. Walter Scott selbst ist keineswegs frey davon, und auch seine besten Romane haben noch etwas Gedrücktes, Böotisches, dem es an einem gewissen Adel mangelt. Man kann ihn als einen reichen Mann schätzen, aber man verehrt in ihm nichts Heiliges, wie bey Shakspeare oder Schiller. Ludwig Tieck hat in einem Briefe, der in Solgers Nachlaß abgedruckt ist, ein sehr feines Urtheil über ihn ausgesprochen (Theil I. S. 713): »wie wenig fehlt diesem Meister, um ein Poet zu seyn, und wie ist dieses Wenige, was fehlt, doch mehr als sein ganzes großes Talent.« Um so erfreulicher ist es aber, daß Tieck selbst versucht hat, dieses Wenige zu ergänzen, und wer findet nicht, daß es in seiner walterscottisirenden Novelle, der Aufruhr in den Cevennen, wirklich ergänzt ist? Es fragt sich hier nicht, wie dieser oder jener Dichter den historischen Roman verunstaltet und mißbraucht hat, sondern, was überhaupt in ihm für poetische Anlagen zu Grunde liegen, die dann der eine allerdings mißbrauchen, ein anderer aber auch vollendet ausbilden wird.

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Nachweise und Anmerkungen

  1. Ludwig Tieckin einem Briefe: Tieck an Solger vom 15. 2. 1819. In: Solger’s nachgelassene Schriften und Briefwechsel. Hg. von Ludwig Tieck und Friedrich von Raumer. Leipzig 1826. Bd. 1, S. 713. Das Zitat ist wörtlich.

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  2. Naturansichten Humboldts: die Aufsätze »Ansichten der Natur« (1808) von Alexander von Humboldt (1769–1859)

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  3. »in deiner Brust sind deines Schicksals Sterne!«: Schiller, Die Piccolomini II, 6 (V. 962)

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  4. Teniers…. Ostade: David Teniers d. J. (1610–90), Adriaen van Ostade (1610–85), niederländische Genremaler

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Menzel, W. (1976). Aus: Walter Scott und sein Jahrhundert 1827. In: Romantheorie und Romankritik in Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03055-9_12

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03055-9_12

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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