Zusammenfassung
Seinen Aufsatz über Eduard Fuchs beginnt Benjamin mit der Auslegung eines Engelszitats. Von Engels wird in einem Brief aus dem Jahre 1893 der »Schein einer selbständigen Geschichte der Staatsverfassungen, der Rechtssysteme, der ideologischen Vorstellungen […], der die meisten Leute« blende, kritisiert. Die »Sprengkraft dieser Gedanken« erblickt Benjamin darin, daß sie die geisteswissenschaftliche Vorstellung von der »Geschlossenheit« kultureller Gebilde, von ihrem eigenständigen, nicht an den gesellschaftlichen Produktionsprozeß gebundenen Dasein in Frage stellen. [1] — Es liegt nahe, dabei an den Marxschen Satz über die Abhängigkeit des Bewußtseins vom gesellschaftlichen Sein zu denken. [2] Er benennt Prämissen der Kritik an jener Vorstellung. Die Phänomene des »Oberbaus« lassen sich ihm-zufolge in ihrem wahren Sinn erst erschließen, wenn man sie zurückführt auf ihre »Basis«, um aus dieser ihr eigentliches Wesen zu erklären. Der Schein ihrer unverwechselbaren Besonderheit und eigenständigen Geltung wäre so gesehen als Ideologie identifizierbar, der gegenüber die Herleitung ihrer geschichtlichen Bedeutung aus allgemeinen Prinzipien historischer Entwicklung einen unverstellten Blick auf ihre geschichtliche Existenz ermöglichte. Nicht immanent und ihrer behaupteten Eigenart entsprechend wären die einzelnen Bewußtseinsphänomene zu begreifen, sondern durch die Aufklärung der ihnen gemeinsam zugrunde liegenden Gesetze gesellschaftlichen Verkehrs.
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Pfotenhauer, H. (1975). Benjamins geschichtsphilosophische Überlegungen zur Aufgabenstellung materialistischer Interpretation. In: Ästhetische Erfahrung und gesellschaftliches System. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03045-0_1
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