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»Ritterliche Dichtung« Die Ritter und die Ahnengalerie des deutschen Bürgertums

  • Chapter
Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaften 5
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Zusammenfassung

Nach einer noch immer verbreiteten Periodisierung sei die deutsche Literatur des Mittelalters in drei einander ablösende Epochen zu gliedern: die der »geistlichen«, der »ritterlichen« und der »bürgerlichen« Dichtung. [2] Die Literaturgeschichtsschreibung legt dieser ihrer Periodisierung also vorgeblich literatursoziologische Kategorien zugrunde. Denn mit »geistlich«, »ritterlich« und «bürgerlich« will sie — unbeschadet mannigfach geäußerter Skepsis — bestimmte soziale »Schichten« bezeichnen, denen sie die Literatur bestimmter Epochen zuordnet. Diese Zuordnung erfolgt im allgemeinen in zweifacher Weise: Zum einen stellt man fest, daß sich die jeweiligen »Träger« der Literatur (vor allem also Auftraggeber, Verfasser und Rezipienten) aus den Angehörigen der betreffenden sozialen »Schicht« rekrutieren. So schreibt etwa Helmut de Boor in seiner zum Standardwerk des mediävistischen Universitätsbetriebs gewordenen Literaturgeschichte: »Wir bezeichnen die literarische Epoche, mit der wir uns hier zu beschäftigen haben [d. i. die Zeit von 1170 bis 1250 — D. R.], als die Zeit der ritterlichen oder höfischen Dichtung. […] Mit dem Namen ritterlich ist eine ständische Einordnung gegeben. Wenn wir von ritterlicher Dichtung sprechen, so meinen wir zunächst, daß der Ritterstand der Träger der neuen Literatur ist.» [3] Zum anderen soll ausgedrückt werden, daß auch die Inhalte der als »geistlich«, »ritterlich« oder »bürgerlich« apostrophierten Literatur wesentlich von spezifischen Wertvorstellungen, Normen und Lebenanschauungen der Angehörigen der betreffenden »Schicht« geprägt sind. Wiederum bezogen auf den Begriff der »ritterlichen Dichtung« heißt das (ebenfalls nach de Boor): »Der voll ausgebildete, seiner selbst voll bewußte Ritterstand stellt sich selber in seiner Idealität künstlerisch dar.« [4]

»Die Literaturgeschichte ist nicht nur eine Disziplin, sondern in ihrer Entwicklung selbst ein Moment der allgemeinen Geschichte.«

(Walter Benjamin, 1931) [1]

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Dieter Richter

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Richter, D. (1975). »Ritterliche Dichtung« Die Ritter und die Ahnengalerie des deutschen Bürgertums. In: Richter, D. (eds) Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaften 5. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03038-2_1

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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