Zusammenfassung
Die Poesie, schreibt Novalis an A. W. Schlegel, sei »von Natur flüssig — allbildsam und unbeschränkt — Jeder Reiz bewegt sich nach allen Seiten — Sie ist Element des Geistes — ein, ewig stilles Meer, das sich nur auf der Oberfläche in tausend willkürliche Wellen bricht. Wenn die Poesie sich erweitern will, so kann sie es nur, indem sie sich beschränkt — indem sie sich zusammenzieht — ihren Feuerstoff gleichsam fahren läßt — und gerinnt. Sie erhält einen prosaischen Schein — ihre Bestandteile stehn in keiner so innigen Gemeinschaft — mithin nicht unter so strengen, rhythmischen Gesetzen — Sie wird fähiger zur Darstellung des Beschränkten. Aber sie bleibt Poesie — mithin den wesentlichen Gesetzen ihrer Natur getreu — Sie wird gleichsam ein organisches Wesen — dessen ganzer Bau seine Entstehung aus dem Flüssigen, seine ursprünglich elastische Natur, seine Unbeschränktheit, seine Allfähigkeit verrät. Nur die Mischung ihrer Glieder ist regellos — die Ordnung derselben — ihr Verhältnis zum Ganzen ist noch dasselbe — Ein jeder Reiz verbreitet sich darin nach allen Seiten. Auch hier bewegen sich nur die Glieder um das ewig ruhende, eine Ganze. Wir nehmen das Leben oder den Zustand des Geistes — diese unbewegliche Einheit und das Maß aller Bewegungen — nur mittelst der Bewegungen der Glieder wahr. So erblickt man die Vernunft nur durch das Medium der Sinne.« (IV1.224)
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Janz, RP. (1973). Naturphilosophische Voraussetzungen der Ästhetik. In: Autonomie und soziale Funktion der Kunst. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03020-7_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03020-7_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00269-3
Online ISBN: 978-3-476-03020-7
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