Zusammenfassung
Wir haben […] den historischen Roman ein Zwittergeschlecht genannt, das nur einstweilen die Stelle des Epos vertreten möge; Andre haben den historischen Roman bekanntlich noch entschiedner verurtheilt, sie haben ihn für ein bloßes Product von Lese- und Schreibelust erklärt und ihm auch nicht einmal eine einstweilige Stelle in der Litteratur vergönnen wollen. Und doch, dünkt uns, muß man gerechter sein. Mag auch die Natur Gattungen und Formen hervorbringen, die ewig zu einer gewissen Zwitterhaftigkeit, einer verkrüppelten Halbheit gleichsam verurtheilt sind, so ist doch der menschliche Geist, eben weil er Geist ist und nicht Natur, mächtiger und freier in seinen Schöpfungen als diese, und daher auch in der Poesie nicht bringt er Formen hervor, die wir schlechthin verwerfen und verdammen dürfen; vielmehr auch sie, wie Alles, was Frucht des Geistes ist, tragen einen Keim unvergänglicher und glücklicher Entwicklung, als eine Mitgift ihres Schöpfers, in sich.
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Anmerkungen
Charlotte K[rug], geb. S[chnorr] v. C[arolsfeld]: Anna und Lisbeth. Poetische Erzählung, Dresden 1853. »Die Heldin, Anna, ist eine Försterstochter, welche mit dem gnädigen Fräulein erzogen worden ist und Alles mit ihr gelernt bat: ›Musik und Zeichnen und Sprachen.‹ Die Familie ist arm, aber Anna rechtschaffen und ein Bild jugendlich blühender Schönheit. Sie liebt des gnädigen Fräuleins Bruder, den jungen Baron, der mit dem Försterssohn, Annas Bruder, in England ist, woher dann Briefe und Präsente kommen. Nach seiner Zurückkunft heirathet dieser Baron, mit Hintansetzung aller Standesvorurtheile, die schöne und tugendhafte Anna.« (S. 141)
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Bucher, M., Hahl, W., Jäger, G., Wittmann, R. (1975). Programme zu einem Gegenwartsepos. In: Bucher, M., Hahl, W., Jäger, G., Wittmann, R. (eds) Realismus und Gründerzeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03017-7_37
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03017-7_37
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00267-9
Online ISBN: 978-3-476-03017-7
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