Zusammenfassung
Der Name Homer und der Stoff seiner Epen sind im frühen Mittelalter noch weitgehend bekannt, der Text selbst jedoch wird nicht mehr im Original gelesen. Forscher und Dichter greifen zurück auf verschiedene Überlieferungsquellen, auf Zitate in mythologischen Kompendien wie in den Büchern des Fulgentius und auf inhaltliche Verarbeitungen in den Werken römischer Autoren wie Vergil und Ovid. Hierzu zählen auch die noch antiken lateinischen Homer-Paraphrasen, die nur Handlungselemente betonen.
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Anmerkungen
Siehe Tusculum, S. 305.
GdT, S. 317.
Ebda, S. 345.
In: LAW, Sp. 1373. Die Verfasserfrage ist nicht völlig geklärt; unter dem Artikel »Ilias latina« wird in der RE für Balbius Italicus gestimmt.
LAW, Sp. 1373. Buch 1–5 erstreckt sich auf 537 Verse, dagegen referieren nur vier Verse das 17. Buch.
Lübker, S. 951 f.
In Anlehnung an Ernst Robert Curtius’ Werk Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (6Bern/München 1967).
Lesky, S. 916.
Ebda.
Karl Borinski: Die Antike in Poetik und Kunsttheorie. Vom Ausgang des klassischen Altertums bis auf Goethe und Wilhelm von Humboldt, Leipzig 1914, S. 11: »Dat Phrygius Dares veraci limite causas Exitii Troiae seditionis onus. Instruit in Trojam Graecos et pandit Homerus, Quae vehat unda rates, Argolicumque dolum«.
Nach einem Vortrag von Hugo Buchthal über Illustrationen der Trojasage in Venedig im 14. Jh. (gehalten in Mainz am 22. 5. 1968). Siehe dazu auch in Buchthals Werk »Historia Troiana. Studies in the History of Mediaeval Secular Illustration« (London 1971) v. a. den Bildteil.
Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur, Stuttgart 1962, S. 641 f.
Helmut de Boor: Die höfische Literatur, 2. Bd. der Geschichte der deutschen Literatur, 6München 1964, S. 50 f.
Historia troiana Guidonis, Straßburg 1486, p. a 1r: »homerus apud grecos eius historie puram et simplicem veritatem in versata vestigia variauit fingens multa quae non fuerunt«. Wie Homer so auch Vergil und Ovid, »qui in exprimenda veritate troiani casus nimium defecerunt« (p. o 7r).
Siehe Karin Schneider: Der ›Trojanische Krieg‹ im späten Mittelalter, Berlin 1968, S. 77.
Zitiert nach Goedeke, Bd. 1, S. 372.
Karin Schneider, a. a. O., S. 77.
Ebda, S. 73 ff.
Darüber bei Karin Schneider, a. a. O., S. 102 ff.; Goedekes Angaben werden mitunter revidiert.
Gustav Bauch: Geschichte des Leipziger Frühhumanismus, 22. Beiheft zum Centraiblatt für Bibliothekswesen, Leipzig 1899, S. 71.
Ebda, S. 93.
Elisabeth Frenzel, a. a. O., S. 642. Dort werden beide Aussagen als Gründe angegeben, jedoch ist m. E. erst der zweite Grund maßgebend für das weitere Schicksal dieser Werke.
Karl Borinski, a. a. O., S. 12.
Ebda.
Deshalb spielt in einem Gedicht Alkuin (oder ein Alkuin-Schüler) nicht auf eine Beschäftigung mit Homer an, sondern meint unter dieser Namensverschlüsselung den Freund Angilbert, wenn er die einsame Zelle beklagt, die nunmehr »nec Flaccus (Alkuin) nec vatis Homerus« bewohnt (Josef Eberle, Hrsg. und Übers.: Psalterium Profanum, Zürich 1962, S. 70).
Manitius, I S. 495 f.: »Dieser Homer hat, während er die Gegenden der Welt schilderte, durch den reichlichen Genuß von Dinkelbrot Leibschmerzen bekommen und sucht unter Zurücklassung seines Gedichtes an Vergil eine Insel auf. Dabei begegnet ihm Orcus, der auf seinem Dreizack eine Laus sitzen hat. Darüber muß er so lachen, daß er sich mit dem Finger bekreuzt und all seinen gelehrten Kram von Ilion über Bord wirft und die mythologischen Ungeheuer von sich weichen heißt; … (er) wendet sich fortan zur Besingung des heiligen Gallus, über den Ermenrich nun selbst einiges schreiben will«. Manitius, dem der Verfasser auch für mehrere folgende Beispiele aus dem Mittelalter verpflichtet ist, meint, diese Behauptung Ermenrichs kontrastiere zu anderen Werkstellen (I S. 496); doch läßt sich auch der nächste Textbeleg in diesem Sinne deuten. — Grundsätzlich muß bemerkt werden, daß sich im lateinischen Mittelalter die Anwendung ›europäischer‹ Zitate auf die Literatur einer bestimmten ›Nation‹ methodologisch rechtfertigen läßt, da der Begriff ›Nationalliteratur‹ durch eine übernationale Sprachgemeinschaft fragwürdig erscheint. In ihr sind die Texte Ausdruck einer ›Gesamtanschauung‹, zu der ein Einzelner meist nur ›typisch‹ (und nicht individuell) Stellung nimmt.
Manitius, I S. 260: »Graeca cerneris Homerus, Latina Vergilius, In Hebrea quoque Philo …«
Manitius, III S. 900: »Cessit ei Cicero, cessit Maro, cessit Homerus«.
Manitius, II S. 531.
Josef Eberle, a. a. O., S. 205.
Manitius, III S. 975.
Josef Eberle, a. a. O., S. 174: »enutritus in Piero, / eruditus sub Homero«.
Spätestens seit dem Griechen Hipponax, im 6. Jh. v. Chr. in Ephesos geboren, bekannte Thematik in der Lyrik: Armut, die sich in schonungsloser Selbstanalyse zeigt. Anfangs ironisch und bissig kommt mitunter auch soziale Anklage und dann in der byzantinischen Literatur eine stereotype Wehleidigkeit und Bettelei hinzu. Vielleicht ist Hugo angeregt worden von dem genialen Theodoros Prodromos, der sich wegen seiner Armut selbst Ptochoprodromos nannte. Von ihm stammt neben dem »traurigsten Klagelied, das die stets zur Armut verdammte Zunft der Grammatiker je angestimmt hat« (Karl Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Literatur, 2München 1897, S. 805), der »Katzenmäusekrieg«, eine dramatische Parodie auf die pseudohomerische Batrachomyomachie (beide Werke zweisprachig hg. von Helmut Ahlborn, Berlin 1968).
Manitius, II S. 500.
Manitius, III S. 684. — Vgl. dazu Eduard Stemplinger: Studien zum Fortleben Homers (in: Studien zur vgl. Lit. gesch., hg. von Max Koch, Bd. 6, München 1906, S. 14). Stemplinger nennt folgende Werke: A. P. Manutius’ Homerocenta von 1501 und H. Stephanus’ Homeri Gentones von 1578 (es folgen noch spätere ›Centonen‹).
Siehe Karl Borinski, a. a. O., S. 22.
Manitius, II S. 454 f.
Georg Finsler: Homer in der Neuzeit von Dante bis Goethe, Leipzig/Berlin 1912, S. 8 f. — Christian Hofmann von Hofmanns Waldau bezeichnet Chaucer als einen »englischen Homeros, wie ihn die Landes=Leute nennen« (Deutsche Übersetzungen und Gedichte, Breslau 1710, Vorrede, unpaginiert).
Manitius, II S. 505.
Manitius, III S. 12 und S. 181.
Manitius, III S. 317.
Ebda, Anm. 2.
So zitiert von Karl Hartfelder (Heidelberg und der Humanismus. In: Zs. f. Allg. Gesch., 2. Bd., Stuttgart 1885, S. 195) und von Gustav Bauch (Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt, München/Leipzig 1901, S. 87).
Georg Finsler, a. a. O., S. 9 ff.
Ebda, S. 13 ff.
Zu Dantes Odyssee-Umdeutung siehe bei Sebastian Brant!
Borinski sieht in Petrarca den »Begründer der cäsarischen Dynastie europäischer Großliteraten … über Erasmus bis auf Voltaire und Goethe« (a. a. O., S. 107).
GdT, S. 525.
Zitiert bei Alfred Gudeman (Grundriß der Geschichte der klassischen Philologie, 2Leipzig/Berlin 1909, S. 172, Anm. 1). Die Briefstelle vor diesem Ausruf, ebenfalls dort zitiert, lautet: »Homerus tuus apud me mutus, immo vero ego apud ilium surdus sum. Gaudeo tamen vel aspectu solo et saepe illum amplexus ac suspirans dico …« (es folgt der schon erwähnte Text).
Georg Finsler, a. a. O., S. 18 f.
GdT, S. 530 (syntaktisch verändertes Zitat).
Ebda, S. 561.
Ebda.
»Daselbst (noch in Venedig) leret er die kriechischen schrift, die bey sybenhundert iar in der still vnd schweigung gelegen was vnd widerumb durch ine an das liecht gebracht ward« (aus: Hartmann Schedels Buch der Chroniken, abgedruckt in dem 2. Bd. der von Hans Rupprich hg. Reihe VIII der Deutschen Literatur in Entwicklungsreihen, Leipzig 1935, S. 109).
Darüber ausführlich in: GdT, S. 561 ff.; ebenso in: Georg Finsler, a. a. O., S. 20 ff.
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Bleicher, T. (1972). Kurzer Abriss der homerischen Wirkungsgeschichte. In: Homer in der deutschen Literatur (1450–1740). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03005-4_1
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