Zusammenfassung
Überblickt man die Literaturgeschichte der letzten 150 bis 200 Jahre, so wird man kaum von einem Aufstieg des Dramas oder gar des Versepos sprechen. Eher wäre dies bei der Lyrik möglich. Die irrationalen Strömungen, die sich im Widerspruch zu der stetig fortschreitenden Rationalisierung unserer Zivilisation in immer neuer Gestalt energisch bemerkbar machen (Empfindsamkeit, Romantik, Impressionismus, Expressionismus usw.), sind der Lyrik stets zugute gekommen, haben ihr immer wieder eine neue sinnvolle Funktion in unserer Zivilisation gegeben. Die Lyrik wird heute nicht nur als vollwertige Dichtungsgattung, sondern vielfach als Krone und Inbegriff der Dichtkunst betrachtet. Man vergißt darüber leicht, daß sie in der Poetik fast des ganzen 19. Jahrhunderts, ähnlich wie ihr Gegenpol, die Erzählprosa, noch eine gedrückte oder wenigstens umstrittene Position innehatte, daß erst das ausgehende 19. Jahrhundert sie vollkommen emanzipierte.
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Anmerkungen
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Sengle, F. (1972). Die Lyrik. In: Biedermeierzeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03000-9_4
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