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Der Gattungstheoretische und Literaturorganisatorische Hintergrund

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Biedermeierzeit

Zusammenfassung

Das aus der Antike (Plato) stammende, in der Frühromantik (A. W. Schlegel) und von Hegel spekulativ begründete literarische Trinitätsdogma ist für die Biedermeierzeit, in der fast die gesamte Formenwelt des 18. Jahrhunderts weiterwirkte, nicht geeignet*. Auch die Literarästhetik des alten Goethe, welche die Fülle der überlieferten Formen gelten ließ, aber zugleich lehrte, es gäbe »nur [!] drei echte Naturformen der Poesie … Epos, Lyrik und Drama« [1], erscheint einem Zeitalter, das, auf Grund seines nüchterneren Dichtungsverständnisses, die »Mache« und den Zweck aller literarischen Formen neu erkannte, wenig angemessen. Man zweifelte nicht nur an Goethes Bedeutung, sondern an der Genietheorie, welche die merkwürdige Lehre einer nicht gemachten, sondern natürlichen Dichtung, einer zweiten Schöpfung begründet hatte. Gerade den Meistern erschien das Talent weniger verdächtig als das Genie (vgl. Bd. I, S. 106ff.). Nun ist allerdings ein merkwürdiger, chronologischer Umstand im Spiel, der nicht ganz zufällig erscheint und zum Nachdenken zwingt: Die Naturformenlehre Goethes, die dem Dreierschema heute den stärksten Rückhalt gibt, stammt ausgerechnet aus den Jahren, in denen sich die Restaurationsepoche allmählich konstituierte (Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des west-östlichen Divans 1819).

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Anmerkungen

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Sengle, F. (1972). Der Gattungstheoretische und Literaturorganisatorische Hintergrund. In: Biedermeierzeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03000-9_1

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