Spracherwerb

Zusammenfassung

Der Erwerb der Sprache durch das Kind wird als Entwicklung und zunehmende Beherrschung aller Prozesse, die den Gebrauch der Sprache [langage] ermöglichen, definiert. Diese Prozesse können im wesentlichen von zwei Disziplinen erschlossen werden: von der Linguistik und der Entwicklungspsychologie, wobei sich erstere darauf beschränkt, die spezifischen Merkmale der kindlichen Sprache zu definieren. Sie beschreibt dabei streng die synchronischen Stadien und behandelt die Entwicklung der Sprache als eine Abfolge dieser Stadien; jedes Stadium kann als ein ursprüngliches sprachliches System angesehen werden. Die Entwicklungspsychologie beschränkt sich darauf, den Stellenwert des Spracherwerbs in der allgemeinen Ausbildung der umweltbezogenen Funktionen und Verhaltensweisen zu definieren. Sie erklärt, wie der Spracherwerb in diese Ausbildung integriert ist. Beide Perspektiven werden oft kaum gegeneinander abgegrenzt; das sprechende Kind benutzt ein Material, das die Linguistik untersuchen muß. Die formalen und funktionalen Besonderheiten dieses Materials müssen jedoch als Funktionen des Systems, das jeden Entwicklungsstand kennzeichnet — so unklar er auch sein mag —, von der Linguistik und von der Entwicklungspsychologie gemeinsam analysiert werden. Die Entwicklungspsychologie stößt selbst auf eine methodische Schwierigkeit bei ihrer Analyse; die Erklärung des kindlichen Aussagetyps bezieht sich auf die Genese in der Sprachaktivität, eine Genese, deren Indiz genau diese Aussage ist, und die zugleich das Mittel zu dieser Genese ist. Es besteht also ein Zirkel.