Zusammenfassung
Der methodische Ansatz, den die vorliegende Arbeit sich gewählt hat, macht es erforderlich, zuerst eine Bestimmung des Verhältnisses zwischen Spätwerk und Hauptwerk zu unternehmen. Als Ausgangspunkt dazu dient der Schnittpunkt, in dem beide sich treffen: die Flegeljahre.
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Anmerkungen
Spazier, Biographischer Commentar V, S. 104.
1789–1795, zur Zeit der Revolution selbst, hatten deren Ideen eine gewisse Resonanz im deutschen Volk nur in jenen Gebieten hervorgerufen, die unmittelbar an den Rhein angrenzten (Mainz, Baden). Auf der anderen Seite haben die führenden Vertreter des Konservativismus in Deutschland, Gelehrte ebenso wie Fürsten und Politiker, in Napoleon immer nur den Sohn und Erben der Revolution, niemals den selbsternannten ›Empereur‹ gesehen.
Vgl. Wolfgang Harich, Politik und Satire beim jungen Jean Paul, S. 1522–27; sowie, vom selben Autor, Jean Pauls Kritik des philosophischen Egoismus, S. 23 f.
Zur republikanischen Haltung Giannozzos siehe: Jost Hermand, Jean Pauls Seebuch, in: Euphorion 60, 1966, S. 97 f.
Marie-Luise Gansberg, Welt-Verlachung und ›das rechte Land‹. Ein literatursoziologischer Beitrag zu Jean Pauls Flegeljahren, in: DVjs 42, 1968, S. 391. Der Verfasser dankt Frau Gansberg für die Freundlichkeit, ihm ihren Aufsatz schon vor Erscheinen in den Korrekturfahnen zugänglich gemacht zu haben.
Jean Paul spricht dort von einem »gewissen einzigen Mann«, womit er Napoleon meint.
Etwas übertrieben erscheint es dagegen, wenn M. L. Gansberg, Weltverlachung und ›das rechte Land‹, schreibt: »Der Roman bricht als Fragment in schriller Dissonanz ab« (a. a. O. S. 395). Davon kann keine Rede sein angesichts des Jean Paul’schen Harmonierungsversuches in Walts Schlußtraum. Diese Formulierung wird in voller Schärfe erst auf den Schluß des Komet zutreffen.
Vgl. etwa die folgende Stelle: »Solchen Lesern, denen dieser [Leibgebers] Scherz nicht ernsthaft genug ist, will ich irgendwo dartun, daß er es zu sehr ist, und daß nur eine beklommene Brust zu lachen, daß nur ein zu fieberhaftes Auge, um welches die Feuerwerke des Lebens wie fliegende Spiel-Funken schweifen, die dem schwarzen Star vorflattern, solche Fieberbilder sehen und zeichnen können« (II 344).
Zu berücksichtigen wäre hierbei auch die Tatsache, daß der Titan u. a. eine Auseinandersetzung mit den Kunstidealen der Weimarer Klassik, insbesondere aber mit Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahren darstellt. Vgl. Lucie Stern, Untersuchungen zu Jean Pauls Titan mit besonderer Berücksichtigung seines Verhältnisses zu Wilhelm Meisters Lehrjahren, Diss. Frankfurt/M. 1922; sowie: Dies., Wilhelm Meisters Lehrjahre und Jean Pauls Titan, ZfÄsth. u. allgem. Kunstwiss. 16, 1922, S. 35–68.
»Die Diskrepanz, die Jean Paul zwischen dem höfischen Leben und der Standeserhöhung Albanos bestehen läßt, kann man allegorisch auf die Diskrepanz zwischen der Poesie und der Wirklichkeit, der Sehnsucht und der Erfüllung, wie sie in Jean Pauls Werk erscheint, beziehen« (Elisabeth Endres, Die Funktion des Absonderlichen in der Dichtung Jean Pauls, Schweizer Monatshefte 44, 1964, S. 856).
Auch Vult ist manchmal empfindsam; nur unterdrückt er seine Gefühle. Vgl. II 646 f.
Karl Freye, Jean Pauls Flegeljahre, Materialien und Untersuchungen, Berlin 1907 (Palaestra LXI), S. 25.
Ebda, S. 89.
Vgl. Peter Horst Neumann, Jean Pauls Flegeljahre, S. 87 ff. Sowie: Heinrich Bosse, Der offene Schluß der Flegeljahre, Jb. Jean-Paul-Gesellschaft 2, 1967, S. 73–84.
Peter Horst Neumann, Jean Pauls Flegeljahre, S. 8 (womit er wiederum sich dem Aufsatz Herman Meyers, Jean Pauls Flegeljahre, in: H. M. Zarte Empirie, Studien zur Literaturgeschichte, Stuttgart 1963, S. 57 ff, anschließt). Zum Fragmentcharakter siehe Neumann S. 59 ff.
Peter Horst Neumann, Jean Pauls Flegeljahre, S. 92.
Ebda, S. 83.
Ebda, S. 59 ff sowie S. 116.
Heinrich Bosse, Der offene Schluß der Flegeljahre, S. 84 bzw. 83.
Einen ähnlich lautenden Einwand macht Heinz Schlaffer in seiner Rezension von P. H. Neumanns Buch (Jb. Jean-Paul-Gesellschaft 2, 1967, S. 170).
Auch Werner Brüggemann, Cervantes und die Figur des Don Quijote in Kunstanschauung und Dichtung der deutschen Romantik, Münster 1958 (Spanische Forschungen der Görresgesellschaft, 2. Reihe, Band 7), der im übrigen den Komet behandelt, scheint dies entgangen zu sein.
Zitiert nach: Karl Freye, Jean Pauls Flegeljahre, S. 128 f.
SW 3, IV, S. 194.
Kurt Berger, Jean Paul. Der schöpferische Humor, Leipzig 1939, bezeichnet Walt als eine »bei aller seelischen Tiefe […] komische Figur« (S. 377). Herman Meyer geht nicht soweit: »Jean Paul identifiziert sich keineswegs mit der Sentimentalität seines Geschöpfs, sondern stellt sie in ihrer Wertambivalenz dar« (Zarte Empirie S. 69). Gerhart Mayer, Die Humorgeprägte Struktur von Jean Pauls Flegeljahren, ZfdtPh 83, 1964, spricht in Bezug auf Walt sogar von einer »Selbstparodie« des Dichters (S. 422). Auch Bernhard Böschenstein, Jean Pauls Romankonzeption (In: Deutsche Romantheorien. Beiträge zu einer historischen Poetik des Romans in Deutschland. Hg. v. Reinhold Grimm, Frankfurt/Bern 1968), findet bereits in den Flegeljahren eine »skeptische Zurücknahme oder gar Parodie« (S. 120) der früheren Romane angedeutet. Vgl. auch M. L. Gansberg, Welt-Verlachung und ›das rechte Land‹, a. a. O. S. 380.
Peter Horst Neumann, Jean Pauls Flegeljahre, S. 33.
Ansätze zu einer Kritik der Empfindsamkeit finden sich allerdings schon in früheren Werken Jean Pauls. Zum erstenmal wohl in den Palingenesien (IV 786 sowie 889 ff — gegen Millers Siegwart u. a.). Dann in der Fahland-Episode im Giannozzo (in Fahland, »ein[em] poetischen Roué« — III 944 — wird expressis verbis die Tuttiliebe aus dem Hesperus ironisiert und kritisiert). Auch Liane und Roquairol aus dem Titan müssen unter diesem Aspekt gesehen werden. In der gespielten Blindheit Vults dann wird die Blindheit früherer hoher Figuren (Amandus im Hesperus) parodiert. Und Theudobach aus dem späteren Katzenberger ist eine Parodie auf den empfindsamen Dichter.
M. L. Gansberg, Welt-Verlachung und das rechte Land, a. a. O. S. 395.
Ebda, S. 396 f.
Ebda, S. 398.
Ähnlich schon Kurt Berger, Jean Paul, S. 378; dgl. Peter Horst Neumann, Jean Pauls Flegeljahre, S. 92 f.
Ebda, S. 93.
So schon Hans Mayer, Jean Pauls Nachruhm, in: Etudes Germaniques 18, 1963, S. 66.
Einen Zusammenhang zwischen Zensur und ironisch-satirischer Schreibweise konstatiert auch Heinrich Heine in der Romantischen Schule: »Die Schriftsteller, die unter Zensur und Geisteszwang aller Art schmachten und doch nimmermehr ihre Herzensmeinung verleugnen können, sind ganz besonders auf die ironische und humoristische Form angewiesen. Es ist der einzige Ausweg, welcher der Ehrlichkeit noch übriggeblieben, und in der humoristisch ironischen Verstellung offenbart sich diese Ehrlichkeit noch am rührendsten« (Heinrich Heine, Werke und Briefe in zehn Bänden. Hg. v. Hans Kaufmann, Berlin 1961 ff. Band V, S. 86).
Doch ist daran zu erinnern, daß — wie die 1825 erschienene Kleine Nachschule zur ästhetischen Vorschule es verweist — der alte Jean Paul den Phantasiekräften gegenüber andererseits eine große Skepsis besaß.
Vgl. hierzu J. W. Smeed, Jean Paul und die Tradition des theophrastischen »Characters«. Jb. Jean-Paul-Gesellschaft 1, 1966, S 67 ff.
Vgl. dazu jetzt Ralph-Rainer Wuthenow, Gefährdete Idylle, Jb. Jean-Paul-Gesellschaft 1, 1966, S. 89 ff.
Schon in den Prophezeiungen in Briefe und bevorstehender Lebenslauf hatte er für sich dasselbe vorausgesagt: »Im Lebens-Vendemiare muß ferner mit der Herrschaft über sich auch der Scherz, die Ironie und die Launen höher wachsen« (IV 1067).
Hans Mayer, Jean Pauls Nachruhm, a. a. O. S. 67.
Jean Paul’s literarischer Nachlaß, 1836 ff. Bd. 2, S. 191.
SW 2, IV, S. 376.
Thomas Mann, Doktor Faustus, Frankfurt 1967, S. 243.
Vgl. hierzu auch Kapitel X, S. 131 ff.
Bernhard Böschenstein, Jean Pauls Romankonzeption, S. 117.
Ebda, S. 121. Und auch Gerhart Baumann, Jean Paul. Zum Verstehensprozeß der Dichtung. Göttingen 1967 (Kleine Vandenhoeck-Reihe 264), schreibt S. 40: »man erkennt, wie dieselben Figuren mit nur geringen Abweichungen oft das ganze Werk durchwandern, wie vieles sich zu einem Polyroman, zu einer Allbiographie zusammenschließt«.
SW 1, XV, S. XLI.
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Schweikert, U. (1971). Jean Pauls Spätwerk im Rahmen des Gesamtwerks. In: Jean Pauls »Komet«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02984-3_2
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