Zusammenfassung
In den Kapiteln 13 bis 19 wurde Schillers geistige Entwicklung in den Jahren von 1787 bis 1794 unter verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt. Nur so konnte der Übergang von seiner Jugendepoche zur eigentlichen „Klassik“ von dem Verwirrenden und Unklaren befreit werden, das ihm anzuhaften scheint, wenn man nur die rasch wechselnde Vielfalt der Tätigkeiten Schillers, aber nicht ihren sinnvollen inneren Zusammenhang sieht. Entgegen jener oft wiederholten, schon konventionell gewordenen These, daß es sich in diesen Jahren lediglich um einen mühseligen, wenig produktiven Umweg zu Goethe handle, ergab sich aus unserer Darstellung ein gänzlich anderes Bild. Schiller konnte seine spezifische, ihn allein charakterisierende Gestaltungsform nur finden, indem er Geschichte, Philosophie und Dichtung nicht als getrennte Gebiete behandelte; sie waren vielmehr in seinem Geist unlösbar miteinander verbunden, sie waren gleichsam ein einziger großer Gegenstand für sein ebenso reflektierendes wie poetisch hervorbringendes Genie. Als Schiller Goethe begegnet und beide die radikale Opposition ihrer Naturen in gemeinsamer, bildender Wechselwirkung allmählich zu einem Einklang zu bringen beginnen, da sind die Fundamente seiner eigenen Welt bereits gelegt. Die Auseinandersetzung mit Historie, Politik und philosophischer Spekulation war der unerläßliche Weg gewesen, um die besondere Art seines Dichtertums nunmehr auf einer neuen Bildungsstufe erproben zu können.
„Man wird uns, wie ich in meinen muthvoll-sten Augenblicken mir verspreche, verschieden spezifizieren, aber unsere Arten einander nicht unterordnen, sondern unter einem höherem idealischen Gattungsbegriffe einander koordinieren.“
Schiller über sich und Goethe an Wilhelm von Humboldt, 21. März 1796.
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Anmerkungen
Hans Pyrite; Der Bund zwischen Goethe und Schiller, Zur Klärung des Problems der sogenannten Weimarer Klassik, in: Publications of the English Society. Vol. XXI, 1950/51, p. 27–5 5 ; vgl. ferner: E. Staiger, Stufen der Entwicklung Schillers bis zu seiner Freundschaft mit Goethe, in: Jb. Goethe, Bd. 17, 1955, S. 19–44.
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Von Wiese, B. (1978). Schiller und Goethe. In: Friedrich Schiller. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02979-9_20
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