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„Die Wahlverwandtschaften“ als Referenztext in Martin Walsers Erzählwerk

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Book cover Goethe-Jahrbuch
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Zusammenfassung

Die Schelte auf die eigene Zunft versagt sich auch der promovierte Germanist Martin Walser nicht, wenn es darum geht, „die Goethe-Heger und -Pfleger und die Goethe-Simulierer“ dafür verantwortlich zu machen, daß ihm der Klassiker über zwei Jahrzehnte fremd blieb: „Verehrung nach Vorschrift“ verlangten sie, verhinderten aber die selbständige Lektüre. Denn gegenüber Goethe erwartet Walser „mehr persönliche Reaktion, und sei sie frevelhaft. Wer mit ihm streitet, dem lebt er wenigstens“ (G. A., S. 240 f.).1 Gehören derartige Schuldzuweisungen an jeweils vorhergehende Interpreten zu den Konstanten im deutschen Goethe-Diskurs, so deutet Walsers Herausforderung auf eine bislang unbeachtete Spur, die zur Erhellung seines Erzählwerks vom Ende der siebziger bis in die neunziger Jahre führt. Sie verweist darauf, daß die Novelle Ein fliehendes Pferd (1978) sowie die Romane Brandung (1985), Jagd (1988) und Ohne einander (1993) Schnittstellen für die hier zu erörternde Auseinandersetzung mit dem großen Vorgänger sind.

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Notizen

  1. Martin Walser: Goethes Anziehungskraft. In: Martin Walser: Liebeserklärungen. Frankfurt am Main 1983, S. 239 f. Zitate werden in Klammern mit G. A. angegeben.

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  2. Harold Bloom: Einflußangst. Eine Theorie der Dichtung. Basel — Frankfurt am Main 1995 (The Anxiety of Influence. A Theory of Poetry. London — Oxford — New York 1973). Zitate aus der Übersetzung werden in Klammern mit E. a. angegeben. Aus der Fülle der von Bloom vorgelegten Publikationen seien nur die auf Deutsch erschienenen genannt: Kabbalah and Criticism. New York 1975 (Kabbala -Poesie und Kritik. Basel -Frankfurt 1989); A Map of Misreading. New York 1975 (Bruch der Gefäße. Basel — Frankfurt am Main 1995); Topography of Misreading. New York 1995 (Eine Topographie der Fehllektüre. Frankfurt am Main 1997).

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  3. Andreas Thalmayer [Hans Magnus Enzensberger]: „Vorwort“. In: Das Wasserzeichen der Poesie, hrsg. von Andreas Thalmayer. Nördlingen 1985, S. VIII.

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  4. David Fite: Harold Bloom: The Rhetoric of Romantic Vision. Amherst 1985, S. 4.

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  5. Achim Ayren: „Wer arbeitet, lebt nicht.“ Zu Martin Walsers Novelle „Ein fliehendes Pferd“. In: Stuttgarter Zeitung, 11. März 1978, S. 50.

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  6. Martin Walser: Über den Umgang mit Literatur. In: Martin Walser: International Perspectives, hrsg. von Jürgen E. Schlunk und Armand E. Singer. New York et al. 1987, S. 200.

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  7. Martin Walser: In Goethes Hand: Szenen aus dem 19. Jahrhundert. Frankfurt am Main 1982. Zu den drei Fassungen vgl.

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  8. Jens Kruse: Walsers Eckermann-Stück: Goethe-Schelte oder Liebeserklärung? In: Monatshefte 79, 1987, S. 439–448. Zur Rezeption: Als „oberflächliche Schelte“ bezeichnet das

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  9. Stück Eberhard Mannack: Bermerkungen über Martin Walsers „In Goethes Hand“. In: Jb. für Internationale Germanistik XV, 1983, S. 138–139. Abwertend auch

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  10. Wolfgang Wittkowski: Der Schriftsteller und die Tradition: Walser, Goethe und die Klassik. In: Martin Walser: International Perspectives, hrsg. von Jürgen E. Schlunk und Armand E. Singer. New York et al. 1987, S. 157 f. Daß es primär um Eckermann geht, erkennt Walter Hinck: Der Satellit Goethes: Zu Martin Walsers Eckermann-Szenen. In: FAZ, 23. 3. 1982. Anläßlich der 75. Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar las Martin Walser am 21. Mai 1997 einzelne Szenen des Stückes, die mit anhaltendem Beifall aufgenommen wurden.

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  11. Vgl. Waltraud Wiethölter: Otto — oder sind Goethes „Wahlverwandtschaften“ „auf den Hund gekommen“? In: ZfdPh 1983, S. 240. In der unter Mitwirkung Walsers erfolgten Bearbeitung der Novelle zum Theaterstück fehlen die Bezüge auf die Wahlverwandtschaften: ein aufschlußreiches Beispiel für die konträre Gewichtung eines Textes durch den Autor. Martin Walser, Ulrich Khuon: Ein fliehendes Pferd. Uraufführung: Meersburg 19.7.1985. (

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  12. Martin Walser: Ein fliehendes Pferd. Theaterstück, Frankfurt am Main 1985.) Zum Buchstabenspiel:

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  13. Heinz Schlaffer: Namen und Buchstaben in Goethes „Wahlverwantschaften“. In: Jb. der Jean Paul-Gesellschaft 7, 1972, S. 84 f.

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  14. Martin Walser: Ein fliehendes Pferd. Frankfurt am Main 1993. Zitate werden in Klammern mit F. Pf. angegeben.

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  15. Martin Walser: Brandung. Frankfurt am Main 1985. Zitate werden in Klammern mit Br. angegeben.

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  16. Vgl. Jens Kruse: Wiederholte Spiegelungen: Walsers „Brandung“ und Goethes „Wahlverwandtschaften“. In: The Age of Goethe Today, hrsg. von Gertrud Bauer Pickar und Sabine Cramers. München 1990, S. 181 f.

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  17. Vgl. Wilhelm Emrich: Das Problem der Symbolinterpretation im Hinblick auf Goethes „Wanderjahre“. In: DVjs 26, 1952, S. 88 f.

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  18. Den Begriff des intertextuellen Anagramms definiert, in Anlehnung an Saussure, Renate Lachmann: „Das Anagramm hingegen besteht aus über den manifesten Text verteilten Elementen, die, zusammengesetzt, die aus der Zerstückelung zurückgeholte, kohärente Struktur eines fremden Textes erkennen lassen; der Referenztext ist als Anatext präsent.“ Renate Lachmann: Gedächtnis und Literatur: Intertextualität in der russischen Moderne. Frankfurt am Main 1990, S. 61.

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  19. Martin Walser: Ohne einander. Roman. Frankfurt am Main 1993. Zitate werden in Klammern mit O. e. angegeben.

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Werner Keller

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© 1999 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Brude-Firnau, G. (1999). „Die Wahlverwandtschaften“ als Referenztext in Martin Walsers Erzählwerk. In: Keller, W. (eds) Goethe-Jahrbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02973-7_12

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02973-7_12

  • Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-7400-1035-5

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