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Zusammenfassung

Tagebücher der frühen Neuzeit gehörten lange Zeit zu den editorisch und forschungsgeschichtlich am meisten vernachlässigten Textsorten. Einer systematischen Erschließung durch die Literaturwissenschaft stand ihre Unergiebigkeit unter ästhetischen Gesichtspunkten und allgemein ihr Ausschluß aus dem Gattungsspektrum der klassischen Dichtungsästhetik entgegen. Für die Geschichtswissenschaft waren sie ebenfalls ohne Belang, und zwar gleichermaßen für ältere ereignis- beziehungsweise herrschaftsgeschichtlich orientierte Konzepte wie für die moderne historische Sozialwissenschaft. Zum Erkenntnisgewinn einer auf »soziale Lagen, soziale Gebilde, soziale Prozesse«1 fixierten Sozialgeschichte beizutragen, schienen Selbstzeugnisse historischer Individuen wenig geeignet. Erst im Zuge der anthropologischen Neuorientierung vieler Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften seit den siebziger Jahren unseres Jahrhunderts änderte sich dies allmählich.

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Notizen

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Roswitha Jacobsen Juliane Brandsch

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Jacobsen, R., Brandsch, J. (1998). Einleitung. In: Jacobsen, R., Brandsch, J. (eds) Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg Die Tagebücher 1667–1677. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02968-3_1

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