Mike Schmeitzner, Michael Rudloff, Geschichte der Sozialdemokratie im Sächsischen Landtag

Zusammenfassung

Sachsen hat im Rahmen der deutschen Nationalgeschichte herausragende Leistungen aufzuweisen, die vor allem auf den Gebieten der Wirtschafts- und der Kulturgeschichte liegen. Es hat aber auch bei der Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse ein gewichtiges Wort mitgesprochen, was sich namentlich in der frühen Überwindung des reinen Feudalsystems durch den Aufbau einer geordneten Staatlichkeit, in dem hohen Anteil des Bürgertums an der Bevölkerung mit einem entsprechenden starken Einfluß bürgerlichen Denkens und in seiner Bedeutung für die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung erweist. In Leipzig hatte das 1848 gegründete Zentralkomitee der deutschen Arbeiterverbrüderungen seinen Sitz, hier gründete Ferdinand Lassalle 1863 den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, hier wirkte August Bebel, der von Sachsen aus in den Norddeutschen Reichstag 1867 als erster Sozialdemokrat gewählt wurde und im Bunde mit Wilhelm Liebknecht sich zum Führer der deutschen Sozialdemokratie entwickelte. Die Verlagerung der Schwerpunkte sozialdemokratischer Parteiarbeit nach Berlin und die im Bismarckreich betriebene, einseitig auf Preußen orientierte Auffassung von deutscher Geschichte hat die Leistungen der sächsischen Sozialdemokratie zu Unrecht in den Hintergrund gedrängt, doch hat sie gerade in den letzten Jahren wieder stark das Interesse der deutschen und internationalen Forschung gefunden.