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Abraham von Sebottendorf

Ein kursächsischer Politiker aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in seinen Briefen an Reinhard Rose (mit Quellenanhang)

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Book cover Neues Archiv für sächsische Geschichte
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Zusammenfassung

Es ist bekannt, daß Kursachsen zu den im Dreißigjährigen Krieg am schwersten heimgesuchten Territorien des Heiligen Römischen Reiches zählte; tief und grausam hat jener Krieg in die Geschichte dieses Landes eingegriffen. Dennoch mangelt es durchaus an historiographischen Arbeiten zu jenen Jahren, auch und insbesondere zu dem politischen Agieren der Dresdner Regierung in den großen Wechselfällen des damaligen Geschehens. Die in der vorhandenen Literatur vertretenen Positionen lassen sich mit Frank Müller, der kürzlich eine fundierte und überzeugende Darstellung der kursächsischen Politik in der Frühphase des Krieges vorgelegt hat,1 folgendermaßen charakterisieren: Ablehnung der sächsischen kaisertreuen Politik als Verrat an der protestantischen Sache, die Kritik der Dresdner Regierung als letztendlich treulos dem Hause Habsburg gegenüber, eine positive Einschätzung der sächsischen Politik als reichspatriotisch.2 Am verbreitesten ist zweifel-los die erste, protestantische Beurteilung. Eine wesentliche Rolle bei der Herausbildung dieser Einschätzung spielte der im protestantischen Deutschland intensiv gepflegte Gustav Adolf-Mythos, der den Schwedenkönig als selbstlosen Retter des Luthertums feierte. Im Vergleich zu dem „Heldenleben“ des Löwen aus Mitternacht erschien das zögernde Agieren und das Taktieren des sächsischen Kurfürsten alles andere als heroisch, vielmehr als kleinmütig und schwach.

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Notizen

  1. Schiller (wie Anm. 3), S. 338. Schillers Einschätzung Johann Georgs I. ist nicht immer eindeutig. An anderer Stelle kann er dessen Politik auch als weise bezeichnen, da er sich der allgemeinen Kriegsbegeisterung verschloß. Größere Schuld trifft dann den Kaiser, der Sachsen arglistig täuschte (S. 90). Insgesamt ist wohl Schiller von Samuel Pufendorfs „Commentarii de rebus Sueciis ab expeditione Gustavi Adolphi“ (1686) abhängig, der gegen Sachsens Politik schon alle die Argumente aufzählt, derer sich dann auch Schiller bediente. Vgl. Detlef Döring, Samuel von Pufendorfs Beziehungen zu Sachsen in biographischer, politischer und wissenschaftlicher Hinsicht, in: B. Geyer/ H. Goerlich (Hrsg.), Samuel Pufendorf und seine Wirkungen bis auf die heutige Zeit, Baden-Baden 1996, S. 63–83.

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  2. Rudolf Kötzschke/Hellmut Kretzschmar, Sächsische Geschichte, Frankfurt/M. 1965 (Erstausgabe 1935), S. 243ff. Auch sonst glaubt Kretzschmar immer wieder, die Unfähigkeit des sächsischen Kurfürsten und seiner Räte betonen zu müssen. So erscheint der Leipziger Konvent von 1631 als charakteristisch für die „schwachmütige Halbheit der sächsischen Politik“ statt sich vorbehaltlos dem Schwedenkönig anzuschließen (S. 246). Differenzierter, wenn auch nicht frei vom Widerspruch ist die Auffassung Johannes Kretzschmars (Der Heilbronner Bund 1632–1635, 3 Bde., Lübeck 1922). Auf der einen Seite erscheint die sächsische Politik als verhängnisvoll und in ihrem Ergebnis als „Versäumnis von unberechenbarer Tragweite“ (I. Bd., S. 58), da sie ihre wahre Aufgabe, d. h. die Führung des protestantischen Lagers, verkennt. Andererseits betont Kretzschmar die Tatsache, daß Sachsens Politik während des gesamten Krieges ein vorsichtiges Lavieren des Schwachen zwischen den großen Mächten gewesen sei (I. Bd., S. 63). Beherrschende Intention des Dresdner Politik sei die Wiederherstellung des Reiches in seiner überkommenen Gestalt gewesen, die man durch das schwedische Vorgehen gefährdet sah.

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  3. Karlheinz Blaschke, Dynastiegeschichte in unserer Zeit: Das Beispiel der Wettiner in: Sachsen und die Wettiner. Chancen und Realitäten. Internationale wissenschaftliche Konferenz. Dresden vom 27. bis 29. Juni 1989, Dresden 1990, S. 37–44, Zitat S. 40.

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  4. Die einzige neuere Untersuchung zu Sebottendorf bietet J. O. Opel, Eine politische Denkschrift des kurfürstlich sächsischen Geheimen Rathes Abraham von Sebottendorf für Johann Georg I. vom Jahre 1639, in: NASächsG 8 (1887), S. 177–242, auf S. 213–242 der vollständige Text der Denkschrift Sebottendorfs vom 18.12.1639 (nach einer Abschrift der heutigen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden, Ms K 111). Was die näheren Angaben zu Sebottendorfs Biographie angeht, sei generell auf diesen Aufsatz verwiesen. Zur Geschichte der Familie Sebottendorf finden sich ausführlichere Nachrichten bei Johann Sinapius, Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung Darinnen die ansehnlichen Geschlechter des Schlesischen Adels… beschrieben, Leipzig 1720, S. 865–876, zu Abraham Sebottendorf S. 873f. Vgl. sonst Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 33 (1877), S. 245–248 (zur Familie Sebottendorf), zu Abraham S. 246f. Weitere Quellenmaterialen zu Sebottendorf befinden sich in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (vgl. Supellex Epistolica Uffenbachii et Wolfiorum. Katalog der Uffenbach-Wolfschen Briefsammlung, hrsg. von Nilüfer Krüger, 2. Bd., Hamburg 1978, S. 950). Ich habe auf eine Berücksichtigung dieser Materialien verzichtet. Eine umfassendere Studie über Sebottendorf kann und soll hier nicht geboten werden.

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  5. Vgl. Geschichte Schlesiens. Band 2: Die Habsburger Zeit 1526–1740, hrsg. von Ludwig Petry und Josef Joachim Menzel, Sigmaringen 2 1988, S. 54ff. und Christine van Eickels, Schlesien im böhmischen Ständestaat. Voraussetzungen und Verlauf der böhmischen Revolution von 1618 in Schlesien, Weimar, Wien 1994 (Neue Forschungen zur schlesischen Geschichte, Bd. 2), S. 416ff. zur Situation Schlesiens nach der Schlacht am Weißen Berge, S. 438ff. zum Dresdner Akkord.

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  6. Vgl. Michael Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland. 1. Bd., München 1988, S. 159f. (zu Gießen), s. auch S. 221. Vgl. zu Reinkingk auch den Beitrag von Christoph L i n k in: Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hrsg. von Michael S t o ll e i s, Frankfurt/M. 21987, S. 78–99. Zu berücksichtigen ist auch, daß der schlesische Späthumanismus, unter dessen Einfluß Sebottendorf aufwuchs, ausgesprochen reichs- und kaisertreu orientiert war. Vgl. Manfred P. Fleischer, Späthumanismus in Schlesien, München 1984 (Silesia, Folge 32), S. 3ff.

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Döring, D. (1999). Abraham von Sebottendorf. In: Blaschke, K. (eds) Neues Archiv für sächsische Geschichte. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02964-5_4

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