Sachsen 1763–1832

Zusammenfassung

Der vorliegende Band beschäftigt sich mit einem Abschnitt neuzeitlicher Geschichte, der von wichtigen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen gekennzeichnet ist. Die europäische Gesellschaft des Ancien régime wird von den Auswirkungen der „Doppelrevolution“ (Ausbruch der Französischen Revolution und Fortschreiten der englischen Industriellen Revolution) erfaßt und unter Druck gesetzt. Der Aufstieg des Kapitalismus und die Ausprägung der bürgerlichen Gesellschaft erreichen ein neues Niveau und schlagen sich in vielen Staaten Deutschlands in den 1830er und 40er Jahren schließlich in revolutionären Unruhen sowie in konstitutionellen Reformen nieder. In Sachsen wird diese Epoche gewöhnlich mit den Jahresmarken 1763 (Ende des 7jährigen Krieges und Beginn des Rétablissements) und 1830/31 (Septemberunruhen mit nachfolgender bürgerlicher Staatsund Gesellschaftsreform) abgesteckt. Es ist dies eine Zeit, in der nach dem katastrophalen Ausgang des 7jährigen Krieges und dem Ende der sächsisch-polnischen Union im Lande eine erfolgreiche wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung einsetzt, die in auffallender Weise mit dem sich verhärtenden Konservatismus an der Staatsspitze und dem erschreckenden außenpolitischen Bedeutungsverlust Sachsens kontrastiert. Im Rückblick und mit Kenntnis der Entwicklung nach 1830 erscheinen diese Jahrzehnte als „Schwellenzeit“ der bürgerlichen Umwälzung in Sachsen, zumal bereits die ältere Forschung zwischen dem Rétablissement (interpretiert als aufgeklärt-absolutistisches Reformwerk) und den Reformen von 1831 enge Zusammenhänge gesehen hat.