Zusammenfassung
Die einsame Palme im Wüstensand ziert seit kurzem ein Schild mit unmißverständlicher Botschaft: »Schnee und Schutt abladen ist hier verboten.« Wie ernst es den deutschen Kolonialherren mit Disziplin und Ordnung ist, bekommen auch die Giraffen zu spüren: man läßt sie erst mal stramm stehen, und dem Krokodil verpaßt der Preuße vorsorglich einen Maulkorb. Kolonialmächte, ein von Thomas Theodor Heine stammendes Glanzstück des antikolonialen Bildprogramms (1904/05, 55; Abb. 12), macht deutlich, was der Simplicissimus, das Magazin mit der zähnefletschenden Dogge, vom deutschen Auslandsauftritt hielt: moralisch, politisch und kulturell wenig, praktisch aber eine ganze Menge, bot er den Satirikern doch Stoff in Hülle und Fülle. Der Herero-Aufstand hatte die Redaktion zu einer Special-Nummer Kolonien veranlaßt, und Otto Julius Bierbaum nutzte die Gelegenheit zu einer Generalabrechnung, die in hochkultiviertem Versmaß die deutschen Kulturexporte auflistet: Alkohol und ABC, Religion und Nilpferdpeitsche.
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Literatur
Kladderadatsch, Jg. 1884–86, 1900–06
Simplicissimus, Jg. 1896–1914
Gay, Peter: Freud, Jews and Other Germans. Masters and Victims in Modernist Germany. Oxford et al. 1978
Allen, Ann Taylor: Satire and Society in Wilhelmine Germany. Kladderadatsch & Simplicissimus 1890–1914. Kentucky UP 1984
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Joch, M. (2004). Koloniales in der Karikatur. In: Honold, A., Scherpe, K.R. (eds) Mit Deutschland um die Welt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02955-3_7
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02045-1
Online ISBN: 978-3-476-02955-3
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