Die Mobilmachung des Fremden

Zusammenfassung

»Samoa« lautet der Schlachtruf, der in Reinhard Goerings Seeschlacht die Matrosen zur Raserei bringt. »Ithaka« ist in Gottfried Benns Szene (1914) das Initiationszeichen für den Mord der wild erregten Medizinstudenten an ihrem aus lauter Wissen langweiligen Professor. »Venedig« indes figuriert in Thomas Manns bekannter Erzählung am Vorabend des Ersten Weltkriegs eher als ein Zeichen des »Heroismus der Schwäche«.¹ Gleichwohl zeigte sich Thomas Mann bei Ausbruch des Krieges enthusiasmiert von der ihn von der Westfront erreichenden Feldpost deutscher Soldaten: Nicht nur Nietzsches Zarathustra (1883–85) und Rilkes Cornet (1906) sollen sich im Tornister der Kriegsfreiwilligen befinden, sondern auch Der Tod in Venedig (1912), die Erzählung aus der Fremde. Bei den jungen Kämpfern für Deutschland in den Argonnen und vor Verdun, »dort draußen«, konstatiert Mann, habe seine Novelle die »Feuerprobe« bestanden: »in der höchsten wirklichsten Ehrenhaftigkeit«, die in der Nähe des Todes geschöpft sei aus »Affekt, Geist und Wahrheit«.²