Musorgskij, Modest Petrovič

Zusammenfassung

Im heutigen Verständnis, das sich seit dem frühen 20. Jahrhundert gebildet und verfestigt hat, ist M. eine überragende Schöpferpersönlichkeit der russischen Musikgeschichte, wenn nicht der Musikgeschichte überhaupt. Beruhte seine historische Bedeutung ursprünglich darauf, daß er der »Gruppe der Fünf« angehörte, jenem »Mächtigen Häuflein«, das sich in St. Petersburg ab den späteren fünfziger Jahren zusammenfand, um vehement die Entwicklung einer eigenständig nationalen Musik voranzutreiben, so überstrahlt sein Nachruhm inzwischen schon längst denjenigen seiner Mitstreiter. Der äußerst produktive Opernkomponist Cezar Kjui ist bestenfalls als ›Mitläufer‹ noch dem Namen nach bekannt; Milij Balakirev, das Haupt jenes Zirkels, erscheint auf die Funktion einer primär anregenden, kritisch fördernden Potenz reduziert; Borodin gilt als hochbegabter Musiker, der seine Fähigkeiten aufgrund seiner vorherrschenden wissenschaftlichen und hochschulpädagogischen Interessen allerdings nicht breiter zu entfalten vermochte; Rimskij-Korsakov schließlich trägt wohl unausrottbar den Makel des ›Akademischen‹, und zudem wird sein vielgestaltiges, häufig unterschätztes Opernschaffen auch noch vorschnell mit dem Etikett des ›Undramatischen‹ versehen.