Zusammenfassung
Wo Musik und Macht nahe zusammentreten, würde soziologischer Sachverstand die Entfaltung macht-voller Begrifflichkeiten voraussagen: straffe Kategorisierungen, konturierte Ober- und Unterbegriffe, klare semantische Hierarchien. Grundsätzlich auch haben diese Erwartungen keine Revision nötig. Für das Mittelalter jedoch sprechen die historischen Tatsachen eine, zunächst, andere Sprache. Das überrascht — und kann bei genauerem Zusehen auch wieder nicht verblüffen. Mediaevale Musik, musica, versteht sich weniger ausgrenzend denn assimilationstüchtig. Sie spezifiziert nicht engherzig, sondern generalisiert, sucht, auf oft abenteuerliche Weise, nach verallgemeinernden Brückenschlägen. In ihren Kategorien ist sie dehnbar, schwammig, aufsaugfähig. Das zählt zu ihren höchsten Werten, geistesgeschichtlich, kulturgeschichtlich.
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Anmerkungen
Walter Wiora, Deutschland, A. Grundschichten, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (hrsg. von F. Blume), Bd. 3, Kassel 1954, Sp. 261 ff.
Hermann Herbst (Hrsg.), Der Bericht des Franziskaners Wilhelm von Rubruk über seine Reise in das Innere Asiens in den Jahren 1253/1255, Leipzig 1925, S. 71.
Irmgard Jungmann, Die Macht der Musik. Musiktheorie im Machtgefuge der Karolingerzeit, in: Acta musicologica 71 (1999), S. 118.
Walter Wiora, The Origins of German Spiritual Folk Song, in: Ethnomusicology 8 (1964), S. 5.
Zit. nach Walter Salinen, Der fahrende Musiker im europäischen Mittelalter, Kassel 1960, S. 70.
Peter Gülke, Mönche, Bürger, Minnesänger, Leipzig 1975, S. 53.
Carmina Burana. Zweisprachige Ausgabe, München 1979, S. 628–633.
Vgl. Jacques Handschin, Zur Geschichte von Notre-Dame, in: Acta musicologica 4 (1932), S. 5 f.
Vgl. Gustave Reese, Tritonus, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (hrsg. von F. Blume), Bd. 13, Kassel 1966, Sp. 699ff.
Hucbald von St. Amand, De harmonica institutione (hrsg. von Andreas Traub), Regensburg 1989 (Beiträge zur Gregorianik 7).
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Kaden, C. (2004). Kostbares Durcheinander. In: Das Unerhörte und das Unhörbare. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02943-0_5
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