Zusammenfassung
Unter den Autoren des 20. Jahrhunderts ist Franz Kafka zweifellos jener, der es mit unvergleichlicher Kunst verstanden hat, die Gehirnströmungen, Vorstellungen, Begierden und Ängste der Menschen seines Zeitalters in narrative Bilder umzusetzen. Wie kaum ein anderer hat er die Wirklichkeit seiner Welt beobachtet und durchdrungen. Seine Romane lassen die Einbahnstraße, die zur Hölle der ständigen Selbstrechtfertigung führt, als ein spezifisches Daseins- und Identitätsproblem seiner Zeit erscheinen. Sie machen deutlich, daß seine Gestalten unaufhörlich, doch vergeblich, die Kommunikation mit den Mitmenschen suchen. Es zeigt sich, daß sie, je mehr sie das Verständnis der anderen suchen und auf deren Unverständnis stoßen, desto mehr in ihre Vereinzelung zurückgeworfen werden, was dazu führt, daß sie sich von der Außenwelt abkapseln und dem Teufelskreis der chronischen Selbstreflexion verfallen, der sie daran hindert, den Konflikten zu entkommen, die sie gefangenhalten.
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Notizen
F. KAFKA, Tagebuch vom 8. Januar 1914, in Tagebücher 1912–1914, S. 225.
F. KAFKA schreibt in sein Tagebuch vom 3. Mai 1913 : „Die schreckliche Unsicherheit meiner inneren Existenz“, in Tagebücher 1912–1914, S. 176.
Vgl. Jacques POULAIN, La neutralisation du jugement ou la critique pragmatique de la raison politique, Paris, Verlag L’Harmattan, 1993.
F. KAFKA, Tagebucheintragung vom 17. Sept. 1920, in Zur Frage der Gesetze, S. 146.
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Poulain, E. (2003). Schlußbemerkung: das ontologische Paradoxon der Schuldhaftigkeit. In: KAFKA. Einbahnstraße zur Hölle. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02931-7_4
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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