Skip to main content

Einleitung Das Experiment der Antike in der Moderne

  • Chapter
»Proserpinens Park«
  • 35 Accesses

Zusammenfassung

Das gesamte Werk Goethes kann als der — in immer neuen Richtungen unternommene —Versuch angesehen werden, eine Antwort auf jenes Grundproblem zu finden, das sich für ihn der Kultur der entstehenden Moderne stellt: die Welt, die er aus dem Zeitalter der Aufklärung hervorgehen sieht, wird von einem akuten Wirklichkeitsverlust aufgezehrt1. Dabei stammt die Zersplitterung, unter der die Wirklichkeit zerfällt, für Goethe erst in zweiter Linie aus den gewandelten gesellschaftlichen Lebensbedingungen, seiner Ansicht nach ist sie vor allem eine Folge des neuen Kultes der Subjektivität. Eben dies ist der Punkt, an dem die Kultur der Aufklärung, also das Programm der Befreiung des Menschen, in sein Gegenteil umschlägt, in ein Gefängnis ohne Ausweg. »Es ist lächerlich, wenn die Philister sich der größern Verständigkeit und Aufklärung ihres Zeitalters rühmen und die frühern barbarisch nennen«, stellt Goethe 1806 fest. Die Siegessicherheit des modernen Rationalismus erscheint ihm als eine Selbsttäuschung, denn dahinter verbirgt sich die einseitige Entwicklung einer analytischen Verstandestätigkeit, die die Wirklichkeit zergliedert, um daraus leere Abstraktionen zu gewinnen. Goethe setzt seine Überlegungen fort, indem er darauf hinweist, daß die Aufklärung ihre Grenze in einer übersteigerten »Moral« und »Selbstbetrachtung« erreicht, und er vergleicht diese sodann mit der Fähigkeit des antiken Menschen, lebendige Formen zu gestalten: »Die frühern Jahrhunderte hatten ihre Ideen in Anschauungen der Phantasie […].

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Notizen

  1. Der Ausdruck stammt von W. Müller-Seidel, Die Geschichtlichkeit der deutschen Klassik. Literatur und Denkformen um 1800, Stuttgart 1983, S. 29.

    Google Scholar 

  2. Die »Epochenschwelle« zur Moderne in der »Sattelzeit« zwischen 1770 und 1830 definierte bekanntlich R. Koselleck, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt/M. 1979, S. 38–86, 300–348.Vgl. auch ders., Das achtzehnte Jahrhundert als Beginn der Neuzeit, in: R. Herzog/R. Koselleck (Hg.), Epochenschwelle und Epochenbewußtsein, München 1987, S. 269–282. Siehe außerdem Niklas Luhmanns These des Übergangs von einer ›primär stratifikatorisch‹ zu einer ›primär funktional differenzierten Gesellschaftsordnung‹ der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Abschluß kommt, und deren — wie auch immer nur in Ansätzen gelungenen — Anwendungsversuch in einer systemtheoretischen Sozialgeschichte der Literatur durch

    Google Scholar 

  3. S.J. Schmidt, Die Selbstorganisation des Sozialsystems Literatur im 18. Jahrhundert, Frankfurt/M. 1989. Schmidt spricht von einem »Wandlungssyndrom 18. Jahrhundert«, ebd., S. 26f.

    Google Scholar 

  4. Vgl. S. Vietta, Die literarische Moderne. Eine problemgeschichtliche Darstellung der deutschsprachigen Literatur von Hölderlin bis Thomas Bernhard, Stuttgart 1992, S. 10.

    Google Scholar 

  5. Vgl. K.H. Bohrer, Der Abschied. Theorie der Trauer, Frankfurt/M. 19972, zu Goethe bes. S. 325–415. Siehe zu den Zitaten ebd., S. 354, 358.

    Google Scholar 

  6. Vgl. U. Gaier, Gesellschaftsstruktur, Denkform, Klassizität. Widersprüche im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts und ihre Lösungen, in: H.-J. Simm (Hg.), Literarische Klassik, Frankfurt/M. 1988, S. 371–409, bes. S. 401.

    Google Scholar 

  7. Einen vorläufigen Überblick über die breit angelegten Forschungen zum Verhältnis zwischen der Literatur des 18. Jahrhunderts und der damals noch neuen »Wissenschaft vom Menschen«, die gegenwärtig stattfinden, haben der umfangreiche Sammelband von H.-J. Schings (Hg.), Der ganze Mensch. Anthropologie und Literatur im 18. Jahrhundert, Stuttgart/Weimar 1994 und der Forschungsbericht von

    Google Scholar 

  8. W. Riedel, Anthropologie und Literatur in der deutschen Spätaufklärung. Skizze einer Forschungslandschaft, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur, 6. Sonderheft (1994), S. 93–157, gegeben.

    Google Scholar 

  9. Das Cassirer-Stichwort wurde weiterentwickelt von P. Kondylis, Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus, Stuttgart 1981.

    Google Scholar 

  10. Vgl. G. Kaiser, Aufklärung — Empfindsamkeit — Sturm und Drang, München 19793, S. 184. Zu den Denkanstößen, die Goethe in diesem Sinne von Hamann erhielt, siehe Apel, Die Wiederherstellung, a.a.O., S. 1007–1015.

    Google Scholar 

  11. Den Zusammenhang von modernem Hedonismus und Ichdissoziation im Jugendwerk Goethes untersuchte mit sehr anregenden neuen Ergebnissen G. Baioni, Il giovane Goethe, Turin 1996.

    Google Scholar 

  12. Vgl. J.J. Winckelmann, Kleine Schriften, Vorreden, Entwürfe, hg. v.W. Rehm, Berlin 1968, S. 38.

    Google Scholar 

  13. Vgl. P. Szondi, Antike und Moderne in der Ästhetik der Goethezeit, in: ders., Poetik und Geschichtsphilosophie I, Frankfurt/M. 1974, S. 11–265, hier S. 34. Szondi erweist das Verhältnis zwischen Antike und Moderne als Grundproblem der deutschen Ästhetik von Winckelmann bis zur Romantik. Schlegels Aufsatz ist Teil seiner Geschichte der antiken Literatur Die Griechen und die Römer, mit der er sich als »ein Winckelmann der Dichtkunst« vorzustellen gedenkt (Brief an den Bruder August Wilhelm vom 14. Oktober 1797, zit. nach Szondi, Antike und Moderne, a.a.O., S. 100f).

    Google Scholar 

  14. Zu den Verwandtschaften und Unterschieden zwischen den beiden Aufsätzen siehe H.R. Jauß, Schlegels und Schillers Replik auf die »Querelle des Anciens et des Modernes«, in: ders., Literaturgeschichte als Provokation, Frankfurt/M. 19702, S. 67–106.

    Google Scholar 

  15. Vgl. H.-D. Dahnke, Zeitverständnis und Literaturtheorie. Goethes Stellung zu den theoretischen Bemühungen Schillers und Friedrich Schlegels um eine Poesie der Moderne, in: GJb, XCV (1978), S. 65–84. Siehe auch das Gespräch mit Eckermann vom 21. März 1830 (EG, S.350).

    Google Scholar 

  16. KFSA I, bes. S. 293, 305f. Zur Kontroverse zwischen dem spätaufklärerischen Mechanismus- und Organismusmodell siehe A. Schmidt, Goethes herrlich leuchtende Natur. Philosophische Studie zur deutschen Spätaufklärung, München 1984; zu deren Niederschlag in den gesellschaftlichen und politischen Metaphern der Zeit,

    Google Scholar 

  17. siehe A. Meyer, Mechanische und organische Metaphorik politischer Philosophie, in: Archiv für Begriffsgeschichte, XIII (1969), S. 128–199.

    Google Scholar 

  18. G. Baioni, Lafilologia e il sublime dionisiaco, Einführung zu Fr. Nietzsche, Considerazioni inattuali,Turin 1981, S. VII–LXIII, hier S. VIIf.

    Google Scholar 

  19. Zur Identifikation von Griechentum und Natur bei Goethe siehe E.-R. Schwinge, Goethe und die Poesie der Griechen, Stuttgart 1986, S. 15–28;

    Google Scholar 

  20. W. Emrich, Geschichte und Mythologie bei Goethe, in: A. v. Bormann u. a. (Hg.), Wissen aus Erfahrungen. Werkbegriff und Interpretation heute, Tübingen 1976, S. 300–314.

    Google Scholar 

  21. Vgl. Szondi, Antike und Moderne, a.a.O., S. 124: »Winckelmanns Griechenlandbild und Rousseaus ›Zurück zur Natur‹ gehören zusammen«. Die allgemeine Gleichsetzung der Antike mit dem ›Naiven‹ im 18. Jahrhundert bewegte Nietzsche zur bissigen Bemerkung: »Dies konnte nur eine Zeit glauben, die den Emil Rousseau’s sich auch als Künstler zu denken suchte […]«.Vgl. Fr. Nietzsche, Die Geburt der Tragödie, in: ders., Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe, hg. v. G. Colli/M. Montinari, 2. durchges. Aufl., Berlin/New York 1988, Bd. I, S. 37.

    Google Scholar 

  22. Auch Schillers und Schlegels ästhetische Programme nehmen sich vor, wenngleich auf ganz anderen Wegen, die von Rousseau beklagte Entzweiung zwischen Natur und Zivilisation durch die Kunst ins Positive zu wenden. So H.R. Jauß, Der literarische Prozeß des Modernismus von Rousseau bis Adorno, in: ders., Studien zum Epochenwandel der ästhetischen Moderne, Frankfurt/M. 19902, S. 67–103, bes. S. 85f.

    Google Scholar 

  23. Italienische Reise (HA XI, 167f). Zu Goethes allmählicher Entdeckung der menschlichen Gestalt als Schlüssel zur griechischen Kunst (angeregt durch Herders Plastil, Winckelmann und Moritz) siehe die gründlich belegte Studie von H. Trevelyan, Goethe and the Greeks, Cambridge 1941, Neudruck 1981, S. 93–95, 143–146, 150, 170–178, 215ff.

    Book  Google Scholar 

  24. Schiller greift dagegen nur gelegentlich und in konventioneller Weise auf die antike Skulptur zurück, und dies ausschließlich in Funktion auf seine Theorie. So H. Pfotenhauer, Anthropologie, Transzendentalphilosophie, Klassizismus. Begründungen des Ästhetischen bei Schiller, Herder und Kant, in: J. Barkhoff/E. Sagarra (Hg.), Anthropologie und Literatur um 1800, München 1992, S. 77–97, bes. S. 89.

    Google Scholar 

  25. K.Ph. Moritz, Götterlehre oder Mythologische Dichtungen der Alten (1790 mit der Jahresangabe 1791 veröffentlicht), in: ders., Werke, hg. v. H. Günther, Frankfurt/M. 1981, Bd. II, S. 611. Goethe spricht in der Italienischen Reise davon, daß er der poetischen Wiederentdeckung der Mythologie durch Moritz viel verdanke, vgl. HA XI, 384, 391.

    Google Scholar 

  26. Vgl. hierzu G. Mattenklott, Faust IL Das Schöne als » Zwischenspiel«, in: B. Witte/M. Ponzi (Hg.), Goethes Rückblick auf die Antike, Berlin 1999, S. 176–190, bes. S. 182–184.

    Google Scholar 

  27. Die beiden Ausdrücke stammen aus Chr. Jamme, Vom »Garten des Alcinous« zum »Weltgarten«. Goethes Begegnung mit dem Mythos im aufgeklärten Zeitalter, in: GJb, CV (1988), S. 93–114, hier S. 110, und aus Bohrer, Einsame Klassizität, a.a.O., S. 505.

    Google Scholar 

  28. Siehe die Schlußfolgerungen von E. Maass, Goethe und die Antike, Berlin/Stuttgart/Leipzig 1912, S.641f.

    Google Scholar 

  29. Zu sehr vernachlässigt wird diese besondere geschichtliche Spannung in den poetologischen Überlegungen von U. Japp, Modernität als Mangel: Antikes und Modernes bei Goethe, in: ders., Literatur und Modernität, Frankfurt/M. 1987, S. 100–147. Das Gleiche gilt für Jauß’ Ansicht, die Weimarer Klassik zu einem Randphänomen des neoklassischen Geschmacks im Europa des späten 18. Jahrhunderts machen zu können. Siehe dazu H.R. Jauß, Deutsche KlassikEine Pseudo-Epoche? in: Herzog/Koselleck (Hg.), Epochenschwelle, a.a.O., S. 581–585. Der hier vorgestellten Argumentation steht sehr viel näher: W. Voßkamp, Klassik als Epoche. Zur Typologie und Funktion der Weimarer Klassik, ebd., S. 493–514.

    Chapter  Google Scholar 

  30. Bekanntlich empfahl Goethe, einen äußerst sparsamen Gebrauch von der Bezeichnung ›klassisch‹ zu machen, und bestritt, daß es in Deutschland je Autoren geben werde, die sich für klassische halten könnten, vgl. Literarischer Sansculottismus (HA XII, 240f).Was diese recht schablonenhaften und von Fall zu Fall zu relativierenden, doch ebenso auch relativ nützlichen Epochenbegriffe anbelangt, orientiert sich mein Sprachgebrauch an H. Mayer, Goethe. Ein Versuch über den Erfolg, Frankfurt/M. 1973, wiederabgedruckt in: ders., Goethe, Frankfurt/M. 1999, bes. S. 111: »Deutsche Klassik, oder deutscher Klassizismus: je nachdem, ob man aus ist auf ewige künstlerische Werte, oder auf den Nachweis spezifischer Stilkategorien«.

    Google Scholar 

  31. Vgl. A. Stephens, »Fällt aber der Aufgeklärte…«. Überlegungen zur deutschen Aufklärung und zur Weimarer Klassik, in: JbDSG, XXXVI (1992), S. 447–454, hier S. 448, 451.

    Google Scholar 

  32. Von einer »ästhetischen Anthropologie«, zumindest im Zusammenhang mit Schiller, sprach schon W. Hinderer, Utopische Elemente in Schillers ästhetischer Anthropologie, in: H. Gnüg (Hg.), Literarische Utopie-Entwürfe, Frankfurt/M. 1982, S. 173–186.

    Google Scholar 

  33. Fr. Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen (NA XX/1, 322f). Die Suggestivität dieser bekannten Stelle und überhaupt die Aufwertung der antiken Plastik als Vorbild einer »noch ausstehende [n]« Verwirklichung des ›ganzen Menschen‹ von Winckelmann bis Schiller demontiert neuerdings die informative und präzise begriffsgeschichtliche Arbeit von D. Liebsch, Die Geburt der ästhetischen Bildung aus dem Körper der antiken Plastik. Zur Bildungssemantik im ästhetischen Diskurs zwischen 1750 und 1800, Hamburg 2001 (Zitate: S. 165, 117). Liebsch’ Grundhaltung besteht allerdings darin, sich über die von ihm behandelten Autoren lustig zu machen, weil sie seiner eigenen systemtheoretischen Einsicht in Gesellschaft und Geschichte entbehren, d.h. die Luhmannsche funktionale Differenzierung‹ nicht bereits damals als einen Wert betrachteten. Wohl mit schlechtem Gewissen versucht er daher, den Einwand eines »besseren Wissen[s] ex post« abzuwenden (ebd., S. 188).

    Google Scholar 

  34. Vgl. Fr. Strich, Die Mythologie in der deutschen Literatur von Klopstock bis Wagner, Halle a. d. Saale 1910, Nachdruck Bern/München 1970, Bd. I, S. 316–318.

    Google Scholar 

  35. Vgl. H. Gockel, Mythos und Poesie. Zum Mythosbegriff in Aufklärung und Frühromantik, Frankfurt/M. 1981, S. 185–205;

    Google Scholar 

  36. H.-D. Dahnke, Die Debatte um »Die Götter Griechenlandes«, in: ders./B. Leistner (Hg.), Debatten und Kontroversen. Literarische Auseinandersetzungen in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts, Berlin/Weimar 1989, Bd. I, S. 193–269.

    Google Scholar 

  37. Zur ›Neuen Mythologie‹ vor allem der Stiftler und ihres »Systemprogramms« siehe M. Frank, Der kommende Gott. Vorlesungen über die Neue Mythologie, I.Teil, Frankfurt/M. 1982.

    Google Scholar 

  38. Fr. Hölderlin, Hyperion, in: ders., Sämtliche Werke. Kritische Textausgabe, hg. v. D.E. Sattler, Bd. XI, Darmstadt/Neuwied 1984, S. 110, doch es sei auf den Zusammenhang der Stelle verwiesen: S. 108–115.

    Google Scholar 

  39. Fr. W.J. v. Schelling, Philosophie der Kunst, in: ders., Werke, hg. v. O. Weiß, Leipzig 1907, Bd. III, S. 18,43–46.

    Google Scholar 

  40. Vgl. W. Killy, Der Begriff des Mythos bei Goethe und Hölderlin, in: ders. (Hg.), Mythographie der frühen Neuzeit. Ihre Anwendung in den Künsten, Wiesbaden 1984, S. 209–221.

    Google Scholar 

  41. »Im Gegensatz zur Metapher, in der Beziehungen in heterogenen Räumen verglichen werden«, liegt der Metonymie eine reale Beziehung »zwischen in einem homogenen Raum benachbarten Sachen« zugrunde.Vgl. E. Eggs, Metonymie, in: Historisches Wörterbuch der Rhetorik, hg. v. G. Ueding, Bd. V, Darmstadt 2001, Sp. 1196–1223, hier Sp. 1197f. Eine Zusammenfassung von Goethes Reflexionen über Symbol und Allegorie gibt

    Google Scholar 

  42. Tzv. Todorov, Symboltheorien,Tübingen 1995, S. 196–204 (frz. O.: Théories du symbole, Paris 1977). Die Unterscheidung zwischen Symbol und Allegorie geht auf Goethes römische Gespräche mit Moritz zurück, der sie schon in seiner Götterlehre voraussetzt:

    Book  Google Scholar 

  43. vgl. Chr. Jamme, Einführung in die Philosophie des Mythos. Neuzeit und Gegenwart, Darmstadt 1991, S. 42–44;

    Google Scholar 

  44. B. Fischer, Kunstautonomie und Ende der Ikonographie. Zur historischen Problematik von »Allegorie« und »Symbol« in Winckelmanns, Moritz’ und Goethes Kunsttheorie, in: DVjs, LXIV (1990), S. 247–277.

    Google Scholar 

  45. Vgl. G. Genette, Figures III, Paris 1972 (zit. nach der it. Ausg.: Figure III, Turin 1976, S. 37), der einmal die »ideologische« Antithese von immanent und transzendent auf das Begriffspaar Metonymie/Metapher bezieht (siehe dazu aber allgemein ebd., S. 17–40).

    Google Scholar 

  46. Einseitige Interpretationen der Ästhetik Goethes, die diese Duplizität übersehen, haben mal deren zeitlose Struktur, mal deren entschieden historische Betrachtungsweise hervorgehoben, so jeweils die scharfsinnige Arbeit von K. Menges, Totalität und Geschichte. Über das Verhältnis Goethes zum poetologischen Programm der Frühromantik, in: W. Pelters u.a. (Hg.), Wahrheit und Sprache. Festschrift für Bert Nagel, Göppingen 1972, S. 129–142, und der Aufsatz von

    Google Scholar 

  47. G. Raulet, Hielt Goethe von der Antike denn so viel?, in: M. Baßler u.a. (Hg.), Von der Natur zur Kunst zurück. Neue Beiträge zur Goethe-Forschung,Tübingen 1997, S. 127–142.

    Google Scholar 

  48. Vgl. L. Zagari, »Auf der Höhe dieser barbarischen Avantagen«. »Le neveu de Rameau« und die Krise der Goetheschen Klassik, in: P. Chiarini/W. Dietze (Hg.), Deutsche Klassik und Revolution. Texte eines literaturwissenschaftlichen Kolloquiums, Rom 1981, S. 135–168.

    Google Scholar 

  49. Zu Goethes Geselligkeitskonzeption siehe G. Kurz, Das Ganze und das Teil. Zur Bedeutung der Geselligkeit in der ästhetischen Diskussion um 1800, in: Chr. Jamme (Hg.), Kunst und Geschichte im Zeitalter Hegels, Hamburg 1996, S. 91–113. Hier wird glänzend nachgewiesen, daß Goethes Bildungsbegriff kein rein reflexiver (›sich bilden‹), sondern ein gesellig-dialogischer ist. Zu seiner Auffassung der ›geselligen Bildung‹

    Google Scholar 

  50. vgl. H.-D. Dahnke/M. Marthaus, Geselligkeit, in: B. Witte u. a., Goethe-Handbuch, Stuttgart/Weimar 1998, Bd. IV/1, S. 372–375.

    Chapter  Google Scholar 

  51. Vgl. D. Borchmeyer, Weimarer Klassik. Portrait einer Epoche, Weinheim 1994, S. 45–50, 68.

    Google Scholar 

  52. Die Hypothese, daß ein Hauptzweck von Napoleons Besuch in Erfurt und Weimar eben dieser kulturpolitische Schachzug gewesen war, vertritt mit überzeugenden Argumenten G.-L. Fink, Goethe und Napoleon, in: GJb, CVII (1990), S. 81–101.

    Google Scholar 

  53. Zu diesen sozio-kulturellen Besonderheiten des ›Falles Weimar‹ siehe W.H. Bruford, Culture and Society in Classical Weimar 1775–1806, Cambridge 1962.

    Google Scholar 

  54. Vgl. G. Baioni, Classicismo e rivoluzione. Goethe e la rivoluzione francese, Neapel 19883, bes. S. 139f.

    Google Scholar 

  55. Vgl. U. Gaier, Gesellschaftsstruktur, a.a.O., S. 391 f. Der Versuch, die Aristokratie durch kulturelle Vermittlung moralisch zu verbessern, ist vielleicht die politische Strategie der gesamten Aufklärung, vgl. P. Pütz, Die deutsche Aufklärung, Darmstadt 19914, S. 147.

    Google Scholar 

  56. Goethes Kenntnis der physiokratischen Lehren wurde schon ab 1772 durch Schlosser und Merck beim gemeinsamen Unternehmen der »Frankfurter Gelehrten Anzeigen« vermittelt. Sie verfolgten mit Begeisterung die Umsetzung der »menschenfreundlichen physiokratischen Ideen« bei den aufsehenerregenden volkswirtschaftlichen Experimenten des ›deutschen Hauptphysiokraten‹ Johann August Schlettwein in Baden. Goethe hielt sich dann zusammen mit dem Herzog Carl August über weitere Entwicklungen sowohl in Baden als auch in Hessen-Darmstadt und in Frankreich bestens auf dem laufenden. Ja, sein Bündnis mit dem künftigen Weimarer Herzog stand wohl von allem Anfang an unter dem Zeichen dieser ökonomischen Theorie, vgl. B. Mahl, Goethes ökonomisches Wissen, Frankfurt/M./Bern 1982, S. 118f und 137–221 (darin bes. S. 173–179, 205–208). Die Physiokratie wurde zwischen 1765 und 1790 in Südwestdeutschland wie eine »Heilslehre« empfangen, denn sie stellte die entschiedenste »politökonomische Opposition zur Kameral- und Polizeiwissenschaft« der absolutistischen deutschen Territorien dar, die zu ökonomischen Mißständen und zur Verelendung der agrarischen Massen geführt hatte, vgl. ebd., S. 130–138, 205–207. Daß es aber auch Berührungspunkte und Überlagerungen zwischen deutschen ›Kameralwissenschaften‹ und Physiokratie gibt, beweisen interessanterweise

    Google Scholar 

  57. M. Sandl, Landeskultivierung und Raumkoordination. Landschaft im Spannungsfeld von »Policey« und »Oekonomie«, in: G. Oesterle/H. Tausch (Hg.), Der imaginierte Garten, Göttingen 2001, S. 73–91, bes. S. 83 und Mahl, Goethes ökonomisches Wissen, a.a.O., S. 129. Zur deutschen Aneignung der Physiokratie siehe außerdem allgemein

    Google Scholar 

  58. K. Tribe, The Reception of Physiocratic Argument in the German States, in: B. Delmas u.a. (Hg.), La diffusion internationale de la Physiocratie (XVIIIe-XIXe), Grenoble 1995, S. 331–344.

    Google Scholar 

  59. Zu diesen Reformbestrebungen, die bisweilen in der Forschung als planvolle und verwirklichte ›Reformen‹ überschätzt wurden, äußert sich einschränkend R. Gothe, Goethe, Carl August und Merck — Zur Frage der Reformansätze im Agrarbereich, in: GJb, C (1983), S. 203–218. Sie gibt aber zu, daß »eine übergreifende konzeptionelle Verfahrensweise« im Sinne der physiokratischen Theorien und Erfahrungen »nicht zu verkennen« ist (ebd., S. 215).

    Google Scholar 

  60. Vgl. A. Doebber, Goethe und sein Gut Ober-Roßla, in: Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft, VI (1919), S. 195–239 und R. Gothe, Oberroßla, in: B.Witte u.a., Goethe-Handbuch, a.a.O., Bd. IV/2,S.805f.

    Google Scholar 

  61. Vgl. Schmidt, Die Selbstorganisation, a.a.O., S. 160. Zum Begriff der »Agrarischen Revolution« in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vgl. E. Klein, Geschichte der deutschen Landwirtschaft im Industriezeitalter,Wiesbaden 1973, bes. S. 1–4.

    Google Scholar 

  62. Vgl. Cl. Napoleoni, Smith — Ricardo — Marx. Considerazioni sulla storia del pensiero economico, Turin 1970, S. 12f. Bezeichnenderweise bleiben noch im ökonomischen Denken Adam Smiths, das Goethes einschlägige Ansichten von der Mitte der 1790er Jahre an lange prägen sollte (vgl. Mahl, Goethes ökonomisches Wissen, a.a.O., S. 10, 286–398), manche mit seiner Theorie nicht konsequent zu vereinbarenden, »physiokratischen Überreste« bestehen, die auf sein eingehendes Studium der Physiokratie in Frankreich zurückgehen. Vgl. Napoleoni, Smith, a.a.O., S. 13,63–65, 83. Zum Anstoß aus den physiokratischen Lehren, auch in den deutschen Territorien »feudalrechtliche Besitzungen als bürgerliches Privateigentum« wenigstens zu »interpretieren«,

    Google Scholar 

  63. vgl. R. Gothe, Untersuchungen zur Agrargeschichte des Weimarer Territoriums vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zu den bürgerlichen Reformen im frühen 19. Jahrhundert, Diss., Jena 1982, Teil 1,S. 165. 112

    Google Scholar 

  64. Vgl. R. Koselleck, Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt (1959), Frankfurt/M. 20019, S. 129–131: »Mit Turgots Ministerium scheiterte der einzige Versuch, auf indirekte Weise, d.h. formal auf dem Boden des absolutistischen Staates und im Bunde mit dem König, die Forderungen der Gesellschaft zu befriedigen […].Wenn er für eine Revolution war, dann für eine fortschrittliche Umwälzung der bestehenden Verhältnisse, für eine gesteuerte Revolution von oben«. Wie Turgots Politik von Ludwig XVI., so wurden — in viel kleinerem Maßstab — die Reformbemühungen Goethes von Carl August unterstützt. Zur Parallele

    Google Scholar 

  65. vgl. P.-P Sagave, Ideale und Erfahrungen in der politischen Praxis Goethes im ersten Weimarer Jahrzehnt, in: GJb, XCIII (1976), S. 105–115 und Mahl, Goethes ökonomisches Wissen, a.a.O., S. 119, 156–158. Vgl. außerdem Borchmeyer, Weimarer Klassik, a.a.O., S. 71–73, 78, der in Goethes physiokratischen Tendenzen seine aktive Anteilnahme an den Lebensbedingungen des Bauernstands besonders hervorhebt.

    Google Scholar 

  66. Den entscheidenden Einfluß physiokratischer Theorien auf die Naturdichtung des 18. Jahrhunderts betont die wichtige Monographie zur Idylle von G. Kaiser, Wandrer und Idylle. Goethe und die Phänomenologie der Natur in der deutschen Dichtung von Geßner bis Gottfried Keller, Göttingen 1977, S. 12f.

    Google Scholar 

  67. Andererseits enthalte gerade der deutsche Bildungsbegriff, da seine »Konjunktur« ab dem späten 18. Jahrhundert besonders dem biologischen Begriff des prozeßhaften »Bildungstriebs« zu verdanken sei, in seinem Kern »die radikale Erfahrung der Moderne selbst«, die »Erfahrung der Historisierung, der Kontingenz und des Wandels« sowie der »Selbstorganisation«, die er »zugleich kompensieren, wo nicht verschleiern möchte«.Vgl. U.C. Steiner, »Können die Kulturwissenschaften eine neue moralische Funktion beanspruchen?« Eine Bestandsaufnahme, in: DVjs, LXXI (1997), S. 5–38 (Zitate: S. 12–16).

    Article  Google Scholar 

  68. Die Gattung Idylle wurde schon im frühen 18. Jahrhundert auf neuen Grundlagen umgedeutet. Haller wendet den Wert der bäuerlichen Arbeit kritisch gegen die Luxusgesellschaft des Hofes, wie Kl. Garber zeigt: Idylle und Revolution. Zum Abschluß einer zweitausendjährigen Gattungstradition im 18. Jahrhundert, in: O. Gutjahr u.a. (Hg.), Gesellige Vernunft. Zur Kultur der literarischen Aufklärung, Würzburg 1993, S. 57–82, bes. S. 66–71. Das Thema der Landarbeit war zwar selbst in Geßners Idyllen präsent, doch in völlig idealisiert-abstrakten Formen, vgl. M. Pirro, Anime floreali e utopia regressiva. Salomon Geßner e la tradizione dell’idillio, Pasian di Prato 2003, bes. S. 111–161.

    Google Scholar 

  69. So die aufschlußreiche Studie von H. Böhme, Vom Cultus zur Kultur(wissenschaft). Zur historischen Semantik des Kulturbegriffs, in: R. Glaser/M. Luserke (Hg.), Literaturwissenschaft — Kulturwissenschaft. Positionen, Themen, Perspektiven, Opladen 1996, S. 48–68, hier S. 61. Böhmes Leitthese ist, daß das Verhältnis des Kulturbegriffs zum Naturbegriff sich über die Erkundung der historischen Semantik des Wortfelds colere, cultus, cultura, colonia, colonus, cultor (eine einzige Wortfamilie für den Bedeutungskreis ›anbauen‹, ›verpflegen‹, ›ansässig sein‹, ›anbeten‹ usw.) keineswegs als schlichter Gegensatz, sondern als gegenseitige Durchdringung erweist. Denn der Begriff ›Kultur‹ sei grundsätzlich vom Brauch des agrarischen, seßhaften Landbaus seit dem Neolithikum geprägt, der »veredelte Natur« in einer gegen das Nomadische und Wilde geschützten Kulturlandschaft erzeugt (ebd., S. 52).

    Google Scholar 

  70. Die Kontinuität und die Spannungen in Schillers Verhältnis zur Aufklärung werden besonders erörtert von M. Freschi, A proposito dell’ideale della »Humanität« in Schiller, in: ders., L’utopia nel Settecento tedesco, Neapel 1974, S. 129–197.

    Google Scholar 

  71. Mit dieser Kontextualisierung löst sich der Widerspruch zwischen der gängigen Deutung des Gedichts und Schillers gewöhnlichem Kulturpessimismus. Noch P.-A. Alt, Schiller. Leben — Werk — Zeit, München 2000, Bd. II, S. 300, nimmt das vermeintlich »ungebrochen[e] Lob der Zivilisation« im Bürgerlied in Kauf, kann jedoch nicht umhin, es als »überraschend« zu bezeichnen, denn Schiller kennzeichne sonst die Entwicklung der Kultur »als Prozeß moralischen Verfalls und fortschreitender Entfremdung«.

    Google Scholar 

  72. Vgl. P. Rehberg, Franz Liszt, Zürich 1961, S. 241. Die Chöre werden 1857 vom Komponisten überarbeitet, vgl. ebd., S. 327.

    Google Scholar 

  73. Zu einigen Hinweisen auf die zugleich gesellschaftliche und kosmologische Perspektive der Wanderjahre siehe Verf., Nachwort zu J.W. Goethe, L’uomo di cinquanťanni. Tre racconti, Rom 1993, S. 173–210.

    Google Scholar 

  74. Vorausgesetzt sind hier selbstverständlich die Implikationen des Text-Leser-Verhältnisses bei der verschiedenartig ausfallenden Bedeutungszuschreibung, wie sie in der ›spekulativem Rezeptionsästhetik der Konstanzer Schule oder aber im empirischkonstruktivistischen Konzept der literarischen »Polyvalenzkonvention« brauchbar beschrieben wurden. Daß Sinn nicht ontologisch im Text ›liegt‹, ist geradezu trivial. In Isers knappster Formulierung: »Zeigt sich in der Verschiedenverstehbarkeit des literarischen Textes die Grenze der Semantik an, so wird allein schon dadurch deutlich, daß dieses Problem durch Semantik als Referenz nicht mehr zu lösen ist«. Denn Sinn sei vielmehr »die semantische Operation, die zwischen der Textgegebenheit und seinem Empfänger stattfindet«. Vgl. W. Iser, Das Fiktive und das Imaginäre: Perspektiven literarischer Anthropologie, Frankfurt/M. 1991, S. 48–50. Zur »Polyvalenzkonvention«, die die unterschiedliche Verfügbarkeit des ästhetischen Textes zum Wert der literarischen Kommunikation erhebt,

    Google Scholar 

  75. vgl. S.J. Schmidt, Grundriß der empirischen Literaturwissenschaft, Frankfurt/M. 1991, bes. S. 126–138, 203–215. Zu deren Genese in der ›Goethezeit‹ vgl. ders., Die Selbstorganisation, a.a.O., S. 430–435. Beide genannten Ansätze haben allerdings gemeinsam, daß sie Verschiedenverstehbarkeit nicht lediglich auf der Rezipientenseite, also schlicht als Beitrag der Leser begründen, sondern auch produktionsästhetisch als Feld bestimmter Strategien des Autors darstellen, dabei Rezeption wie Produktion aus kulturellen Kontexten hervorgehen lassen, die Mehrdeutigkeit einkreisen und einschränken.

    Google Scholar 

  76. Insbesondere manche Beiträge, die an den Wahlverwandtschaften das dekonstruktivistische ›Schrift-‹ und ›Lektüre‹verständnis Derridas und de Mans illustrieren, werden hierbei eben deshalb ausgeblendet, weil sie sich getreu ihrer Prinzipien kaum mit kulturhistorischen Zusammenhängen befassen — was nicht als Pauschalurteil über die Dekonstruktion ›an sich‹ gemeint sein soll. Eine Übersicht findet man jedenfalls bei M. Stingelin, Goethes Roman »Die Wahlverwandtschaften« im Spiegel des Poststrukturalismus, in: G. Neumann (Hg.), Poststrukturalismus — Herausforderung an die Literaturwissenschaft, Stuttgart-Weimar 1997, S. 399–411, siehe bes. S. 401: »Poststrukturalistische Literaturwissenschaft […] ist also keine Wissenschaft der Inhalte mehr«, d.h., sie sehe programmatisch von Referenziellem ab — was freilich für die Foucaultsche diskursanalytische Forschung gar nicht zutrifft.

    Google Scholar 

  77. Vgl. J. Adler, »Eine fast magische Anziehungskraft«. Goethes »Wahlverwandtschaften« und die Chemie seiner Zeit, München 1987.

    Google Scholar 

  78. Vgl. vor allem H.R. Vaget, Ein reicher Baron. Zum sozialgeschichtlichen Gehalt der »Wahlverwandtschaften«, in: JbDSG, XXIV (1980), S. 123–161, dem man das Buch von

    Google Scholar 

  79. W. Schwan, Goethes »Wahlverwandtschaften«. Das nicht erreichte Soziale, München 1983, zur Seite stellen kann, das sich allerdings mehr auf literarische Aspekte einläßt. Auf die gleiche Linie wie Vaget stellen sich

    Google Scholar 

  80. J. Winkelman, Goethe’s »Elective Affinities«. An Interpretation, New York u.a. 1987 und noch

    Google Scholar 

  81. P.J. Schwartz, Eduard’s Egotism: Historical Notes on Goethe’s »Elective Affinities«, in: The Germanic Review, LXXVI (2001), S. 41–68, der den Roman auf eine spezifisch an den Landadel adressierte »lesson« reduziert (siehe bes. ebd., S. 45, 49).

    Article  Google Scholar 

  82. Vgl. H.-J. Schings, Willkür und Notwendigkeit — Goethes »Wahlverwandtschaften« als Kritik an der Romantik, in: Berliner Wissenschaftliche Gesellschaft. Jahrbuch 1989, S. 165–181 (zu den Zitaten siehe ebd., S. 176). Ungeachtet des in den Titeln angekündigten Zuschnitts weichen die Beiträge

    Google Scholar 

  83. von H. Gekle, Goethes Wahlverwandtschaften als Roman der Moderne, in: Cl. Bellut/U. Müller-Schöll (Hg.), Mensch und Moderne. Beiträge zur philosophischen Anthropologie und Gesellschaftskritik, Würzburg 1989, S. 467–494, und von

    Google Scholar 

  84. St. Blessin, Goethes Romane. Aufbruch in die Moderne, Paderborn/München 1996, S. 208–238, nicht von den üblichen traditionellen Auslegungen des Romans ab. Ein etwas umsichtigerer Versuch, sich mit dem Thema der Modernität auseinanderzusetzen, ist die Arbeit von

    Google Scholar 

  85. J. Twardella, Experimente im Treibhaus der Moderne. Versuch einer kommunikationstheoretischen Analyse von Goethes »Wahlverwandtschaften«, in: Neophilologus, LXXXIII (1999), S. 445–460.

    Article  Google Scholar 

  86. Diese Herangehensweise an Goethes Erzählwerk erfuhr einen entscheidenden Anstoß durch das Buch von Hannelore Schlaffer, Wilhelm Meister. Das Ende der Kunst und die Wiederkehr des Mythos, Stuttgart 1980. Um uns auf die Forschung zu den Wahlverwandtschaften zu beschränken, seien nur erwähnt:

    Google Scholar 

  87. Heinz Schlaffer, Ein antikes Todesbild in den »Wahlverwandtschaften«, in: N.W. Bolz (Hg.), Goethes Wahlverwandtschaften. Kritische Modelle und Diskursanalysen zum Mythos Literatur, Hildesheim 1981, S. 222–225;

    Google Scholar 

  88. W. Wiethölter, Legenden. Zur Mythologie von Goethes »Wahlverwandtschaften«, in: DVjs, LVI (1982), S. 1–64;

    Article  Google Scholar 

  89. G. Seibt/O.R. Scholz, Zur Funktion des Mythos in »Die Wahlverwandtschaften«, in: DVjs, LIX (1985), S. 609–630;

    Article  Google Scholar 

  90. B. Buschendorf, Goethes mythische Denkform. Zur Ikonographie der »Wahlverwandtschaften«, Frankfurt/M. 1986. Die ›mythologische‹ Orientierung der Forschung hat sich dann auch massiv in den Kommentaren niedergeschlagen, die dem Roman in den wichtigsten Studienausgaben von Goethes Werken beigegeben sind. So der Kommentar von Chr. Siegrist, 1987 erschienen (MA IX, 1245–1258), und der W. Wiethölters aus dem Jahr 1994 (FA I, VIII, 984–1053).

    Google Scholar 

  91. Vgl. W. Benjamin, Goethes Wahlverwandtschaften, in: ders., Gesammelte Schriften, hg. v. R. Tiedemann/H. Schweppenhäuser, Frankfurt/M. 1974, Bd. I/1, S. 123–201, hier S. 140 f.

    Google Scholar 

  92. Noch keinen Mythos, dafür aber einen tragischen doppelten Boden antibürgerlicher Kritik behandelt Heinz Schlaffer, Exoterik und Esoterik in Goethes Romanen, in: GJb, XCV (1978), S. 212–226. Später erblickt er in Goethes eklektischer Symbolik eine bewußt gewählte (und dramatisch heuchlerische) Flucht in vormoderne und vorrationale Welten, vgl. ders., Goethes Versuch, die Neuzeit zu hintergehen, in:

    Google Scholar 

  93. P. Chiarini (Hg.), Bausteine zu einem neuen Goethe, Frankfurt/M. 1987, S. 9–21. Dieser zuletzt genannte Aufsatz basiert — wie auch das Buch von Buschendorf — auf einer Betonung des defensiven Aspekts, den Blumenberg der forma mentis des Mythos generell zuschreibt: die Hauptfunktion des Mythos sei es, eine Herrschaft des Menschen über die Realität vorzutäuschen, indem er ihr willkürliche Bedeutungen oder, genauer, eine illusorische Aura der »Bedeutsamkeit« aufzwingt,

    Google Scholar 

  94. vgl. H. Blumenberg, Arbeit am Mythos, Frankfurt/M. 19843, bes. S. 68–126. Daß Schlaffer selber sich nicht damit begnügen konnte, Goethe in diese Formel einzusperren, geht implizit aus seinen folgenden Arbeiten hervor: vor allem aus dem anregenden und vieldiskutierten Buch, das aus dem Faust II eine schneidende allegorische — nicht mythische — Analyse der modernen Welt macht, und aus anderen Bemerkungen, die sich durch besondere Differenziertheit auszeichnen, weil sie beschreiben, wie es bei Goethe, statt zu einer Regression auf das mythische Denken, zu dessen moderner Transformation kommt, die sich vollständig in die ästhetische Form des dichterischen Produktes auflöst.

    Google Scholar 

  95. Vgl. Schlaffer, Faust Zweiter Teil. Die Allegorie des 19. Jahrhunderts, Stuttgart/Weimar 19982, und ders., Poesie und Wissen, Frankfurt/M. 1990, S. 102–114.

    Book  Google Scholar 

  96. Zu diesem Doppelcharakter der Literatur der Moderne siehe K.H. Bohrer, Nach der Natur, in: ders., Nach der Natur. Über Politik und Ästhetik, München/Wien 1988, S. 209–229;

    Google Scholar 

  97. Chr. Jamme, Klassische Aufklärung oder aufgeklärte Klassik?, in: JbDSG, XXXVI (1992), S. 441–446; Vietta, Die literarische Moderne, a.a.O.

    Google Scholar 

  98. Ähnliche Überlegungen treffen auch zu auf die neuere Arbeit von G. Bersier, Goethes Rätselparodie der Romantik. Eine neue Lesart der »Wahlverwandtschaften«, Tübingen 1997. Es handelt sich um eine Zusammenstellung vermeintlicher Parallelen zwischen einigen wenigen, vereinzelten Elementen der Wahlverwandtschaften und einer Vielzahl an Passagen, die nicht etwa aus der gesamten romantischen Konstellation entnommen wurden (wie der Titel nahelegt), sondern ausschließlich den Schriften Friedrich Schlegels. Ihre dekonstruktivistische Unbefangenheit enthebt Bersier jedweder Sorge darum, ob es möglicherweise wenig plausibel ist, Goethe eine derartige Besessenheit von Schlegel zu unterstellen: schließlich habe er aus einzelnen Worten Schlegels, die in mehreren Fällen viele Jahre zurückliegen, einen ganzen Schlüsselroman ad hominem konstruiert. Die Wahlverwandtschaften seien demnach nichts anderes als ein Flickwerk aus Schlegel-Zitaten, die kryptisch allegorisiert werden, eben eine »Rätselparodie«. Wenn dem so wäre, hätte Goethe seine ›klassische‹ Poetik also völlig aufgegeben, und es wäre daher nicht einzusehen, warum er sie hätte verteidigen müssen, indem er Schlegel mit einem derart angestrengten Pamphlet parodierte, das überdies nicht mal als solches zu erkennen ist. Bersier verwendet jedoch einen Parodiebegriff, der jedwede, auch neutrale Form intertextueller Bezüge umfaßt, und entschärft damit ihre eigene These einer polemischen Intention, die das komplizierte Spiel angeblich veranlaßt. Sollte Goethe also schon das Flaubertsche »livre sur rien« geschrieben haben?

    Book  Google Scholar 

  99. Zu den bereits erwähnten Arbeiten gehört unter diesem Aspekt auch G. Bersier, Ottilies verlorenes Paradies. Zur Funktion der Allegorie in den »Wahlverwandtschaften«: Wieland-Brentano-Goethe, in: Goethe Yearbook, IV (1988), S. 137–160.

    Article  Google Scholar 

  100. W. Emrich, Die Symbolik von Faust IL Sinn und Vorformen, Königstein/Taunus 19815 (Nachdruck der 3., überarbeiteten Aufl. 1964), S. 9.

    Google Scholar 

  101. Vgl. hierzu die klassische Studie von P. Szondi, Über philologische Erkenntnis (1962), in: ders., Schriften I, Frankfurt/M. 1978, S. 263–286, mit ihrer fundierten Kritik am unreflektierten Gebrauch der ›Parallelstellen‹.

    Google Scholar 

  102. Einen ausgeprägten »typisme« in Goethes Gestaltung der Romanfiguren, zumindest als stilistisches Merkmal, erkannte A. François-Poncet, Les Affinités électives de Gœthe. Essai de commentaire critique, Paris 1910, S. 92f, 95; eine präzisere Bestimmung folgte dann von

    Google Scholar 

  103. L. Zagari, Gusto psicologico e stile sitnbolico nelle » Wahlverwandtschaften«, in: ders., Studi di letteratura tedesca dell’Ottocento, Rom 1965, S. 51–80, bes. S. 61: »Goethes eigentliches Interesse gilt nicht den Individuen, sondern den Persönlichkeiten, die typisch sind für eine bestimmte historische und gesellschaftliche Realität«. 183 Koselleck, Vergangene Zukunft, a.a.O., S. 325. Zu den Auswirkungen der »Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen« (ein von Ernst Bloch geprägter Begriff) in der modernen Literatur siehe

    Google Scholar 

  104. Fr. Moretti, Opere mondo. Saggio sulla forma epica dal »Faust« a »Cenťanni di solitudine«, Turin 1994, bes. S. 39f.

    Google Scholar 

  105. J.-P. Vernant/P. Vidal-Naquet, Mythe et tragédie en Grèce ancienne, Paris 1972 (zit. nach der it. Ausg., Mito e tragedia nell’antica Grecia, Turin 19763, S. 17f).

    Google Scholar 

  106. Vgl. U. Eco, Zwischen Autor und Text: Interpretation und Überinterpretation, München 1994, S. 52–56, 70–73 (engl. O.: Interpretation and Operinterpretation, Cambridge 1992).

    Google Scholar 

  107. Vgl. H.-J. Schings, Wilhelm Meisters schöne Amazone, in: JbDSG, XXIX (1985), S. 141–206.

    Google Scholar 

  108. Vgl. G. Genette, Palimpseste: die Literatur auf zweiter Stufe, Frankfurt/M. 1993, bes. S. 75 Anm. (frz. O.: Palimpsestes. La littérature au second degré, Paris 1982).

    Google Scholar 

  109. Vgl. C. Segre, Ermeneutica e strutture storiche, in: ders., Notizie dalla crisi, Turin 1993, S. 274–284.

    Google Scholar 

  110. Wink (HA II, 25). Die Zeichentheorie, die dieses Gedichtpaar artikuliert, wird von J. Link als didaktisches Exempel für einkreisbare Mehrdeutigkeit angeführt. Vgl. ders., Literatursemiotik, in: H. Brackert/J. Stückrath (Hg.), Literaturwissenschaft. Ein Grundkurs, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 15–29. Andere Lesarten wären freilich möglich.

    Google Scholar 

  111. Vgl. J. Hillman, The Dream and the Underworld, New York 1979, dt. mit dem irreführenden Titel Am Anfang war das Bild, München 1983.

    Google Scholar 

  112. »Eleusis hält Dinge bereit, die es denen zeigen wird, die zurückkehren werden, um wieder zu sehen« (HAB IV, 249f). Mit dem Seneca-Zitat (Naturales quaestiones VII, 30, 6) spielt Goethe auf den Umstand an, daß die höchste Offenbarung bei den eleusinischen Mysterien erst dann zuteil wurde, wenn man wiederholt schaute. Zur Anschaulichkeit der eleusinischen epopteia vgl. C.G. Jung/K. Kerényi, Einführung in das Wesen der Mythologie, Amsterdam/Leipzig 1941, S. 195–197, 209–211.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2003 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Sampaolo, G. (2003). Einleitung Das Experiment der Antike in der Moderne. In: »Proserpinens Park«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02927-0_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02927-0_1

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01948-6

  • Online ISBN: 978-3-476-02927-0

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics