Zusammenfassung
Frei und respektlos, standesgemäß parlierend wie die gebildete patrizische Kaste venezianischer Skeptiker und Freigeister, die sich in der 1630 gegründeten Accademia degli Incogniti (Akademie der Unbekannten) versammelten, kontert Amor im Prolog der Oper L’incoronazione di Poppea den beiden streitenden Göttinnen Fortuna und Virtù: Wofür haltet Ihr Euch eigentlich? Glaubt Ihr etwa, Ihr könntet allein die Herrschaft und die Regierung der ganzen Welt unter Euch aufteilen und mich dabei vergessen? Ich bin zwar von kindlicher Gestalt nur, doch meine Göttlichkeit übertrifft die Eure bei weitem! Ich lehre, was Tugend ist. Ich allein zähme das Schicksal, ich bewege die Welt. Also bitte, meine Damen, etwas mehr Respekt vor meiner Person!1 — Und so bietet er den Streithennen einen Wettkampf an. Austragungsort ist das antike Rom. Der zu führende Beweis für Amors Alleinherrschaft wird am Exempel der Liebe von Nerone und Poppea statuiert: Fluchtpunkt der Opernhandlung ist der hedonistische, also genußfreudige Himmel der Liebe auf Erden und die olympische Erhöhung irdischer Liebeslust. Dies gibt die Göttin Venere (Venus) in der Schlußszene der Oper zu verstehen. Sie zeigt sich geneigt, ihre göttliche Rolle mit der irdischen Poppea zu tauschen.
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Weiterführende Literatur
Monteverdi, Le couronnement de Poppée, Paris 1988 (L’avant-scène. Opera 115)
Ellen Rosand, Seneca and the Interpretation of L’incoronazione di Poppea, in: Journal of the American Musicological Society 38, 1985, S. 34–71;
dies., Opera in Seventeenth-Century Venice. The Creation of a Genre, Berkeley 1991
Denis Stevens, Monteverdi in Venice, Madison [u.a.] 2001
John Bokina, The Prince as Deity, Beast, and Tyrant: Monteverdi’s Orfeo, Ulisse, and Pop-pea, in: ders., Opera and Politics. From Monteverdi to Henze, New Haven 1997
Tim Carter, Re-Reading Poppea. Some Thoughts on Music and Meaning in Monteverdi’s Last Opera, in: Journal of the Royal Musical Association 122, 1997, S. 173–204;
ders., Monteverdi’s Musical Theatre, New Haven, London 2002
Robert C. Ketterer, Neoplatonic Light and Dramatic Genre in Busenello’s L’incoronazione di Poppea and Noris’ Il ripudio d’Ottavia, in: Music and Letters 80, 1999, S. 1–22
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Zuber, B. (2003). Offene und verdeckte Wahrheiten Zu Monteverdis Oper L’incoronazione di Poppea. In: Krellmann, H., Schläder, J. (eds) »Der moderne Komponist baut auf der Wahrheit«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02925-6_10
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