Zusammenfassung
Kaum ein Komponist des 20. Jahrhunderts kann auf ein so umfangreiches Œuvre von geistlichen Werken zurückblicken wie Klaus Huber. Obwohl in eine reformierte Umwelt hineingewachsen, drängte es ihn aus dieser in mehrfacher Hinsicht hinaus. Einmal war es war es wohl das latente oder offene Mißtrauen der Reformierten gegen die Kunst, zumal gegen die Musik, die ihn Abstand halten ließ. Darin bestärkt haben mag ihn die Position des verehrten Karl Barth, der obzwar nicht aus Gründen der Musik, so doch aus theologischen Gründen die Kirche kritisierte. Zum anderen, was mit der Musik zusammenhängt, vermißte er an der nüchternen reformierten Praxis das Moment von Tiefe, für das ihm der Begriff Mystik einstand. Und es ist sicher keine Übertreibung zu behaupten, daß Huber die wünschenswerte Renaissance von Religion nicht von der Theologie, sondern von der Mystik erhoffte. Solche gewiß einseitige Parteinahme hat ihn dann zu geschichtsphilosophischen Konstrukten greifen lassen, die so formuliert in jeder reformierten Dogmatik stehen könnten. Noch 1986 beklagte er die Folgen der Aufklärung: Die Religion und das Kirchliche waren nicht mehr die stärkste Komponente unserer westlichen Kultur. Viele der führenden Geister standen jedenfalls den christlichen Kirchen ziemlich fern.
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Anmerkungen
Klaus Huber, Umgepflügte Zeit. Hrsg. von Max Nyffeler. Köln 1999, 60
Oskar Söhngen, Kämpfende Kirchenmusik. Kassel 1954, 13. Übrigens wurde diese Erklärung auch von dem Züricher Organisten Walter Tappolet unterschrieben.
Vgl. dazu D.T. Suzuki, Der westliche und der östliche Weg. Essays über christ-liche und buddhistische Mystik. Frankfurt 1960.
Dominique Jameux, Pierre Boulez. Fondation SACEM Paris 1984, 49, dort im Blick auf die Trois petites liturgies. Boulez hat dies im Gespräch ausdrücklich korrigiert, wollte dies auf die Turangalîla -Sinfonie bezogen wissen.
Margot Fleischer. Die Zeitanalysen in Heideggers »Sein und Zeit. Würzburg 1991, 65 und passim
Bernd Alois Zimmermann, Intervall und Zeit. Mainz 1974, 90f
Carl Dahlhaus, Kugelgestalt der Zeit. Zu B.A. Zimmermanns Musikphilosophie. Musik und Bildung 10 (1978) 633–636
Siegfried Mauser, Die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Zimmermannschen Zeitphilosophie. Zeitphilosophie und Klanggestalt. Mainz 1986, 6–19, bes. 12
Immanuel Kant: Die Zeit ist lediglich eine subjektive Bedingung unserer Anschauung…und an sich, außer dem Subjekte, nichts! Kritik der reinen Vernunft. Hrsg. von Wilhelm Weischedel. Frankfurt 1974, 82
Martin Heidegger, Sein und Zeit. Frankfurt 1977, 494 (Gesamtausgabe. Hrsg. von Friedrich Wilhelm von Hermann. Bd 2)
Vgl. zu diesem Komplex Clytus Gottwald, Zeit und Wahrnehmung. Hallelujah und die Theorie des kommunikativen Handelns. Stuttgart 1998, 183–208;
Andreas Imhoff, Zimmermanns außermusikalische Quellen. Musik und Bildung 10 (1978) 636–640
Kurt Galling, Das Rätsel der Zeit im Urteil des Kohelet (Koh 3, 1–15). Zeitschrift für Theologie und Kirche 58 (1961) 1–15
Gerhard von Rad, Theologie des Alten Testament. Bd 1. 1957, 457. Der Rätselcharakter des Qohelet hat eine Fülle von Deutungsversuchen evoziert. Den neuesten Stand repräsentiert Thomas Krüger, Kohelet (Prediger). Neukirchen-Vluyn 2000 (Biblischer Kommentar Altes Testament. Hrsg. von Siegfried Hermann, u.a. Bd 19). Der Kuriosität halber sei aus den hunderten von Titeln herausgegriffen: Paul Haupt, Kohelet oder Weltschmerz in der Bibel: Ein Lieblingsbuch Friedrich des Großen. Leipzig 1905.
Kurt Galling, Die Krise der Aufklärung in Israel. Göttingen 1952.
Karl Müller, Kirchengeschicht. Bd 1. 2/Tübingen 1929, 24
Paul Barth, Die Stoa. 6/von Albert Goedekemeyer. Stuttgart 1946, 21
Stephen W. Hawking, Eine kurze Geschichte der Zeit. Hamburg 1988, 171–177
Helmut Franz, Das Denken Heideggers und die Theologie. Zeitschrift für Theologie und Kirche 58 (1961) 81–118, hier 96
Walter und Paula Rehberg, Johannes Brahms. Zürich-Stuttgart 1947, 368
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Gottwald, C. (2003). Klaus Huber und Bernd Alois Zimmermann. In: Neue Musik als spekulative Theologie. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02923-2_6
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Online ISBN: 978-3-476-02923-2
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