Zusammenfassung
Sergej Prokof’evs Kantate zum zwanzigsten Jahrestag der Oktoberrevolution op. 74 gilt als „tönendes Manifest“ der Eingliederung des Komponisten in Staat und Gesellschaft der Sowjetunion.1 Es ist eine bereits äußerlieh überdimensionierte Partitur für Orchester, Militärkapelle und Chöre über Texte von Marx, Lenin und Stalin, an deren Vertonung Prokof ev über zwei Jahre hinweg, 1936 und 1937, hingebungsvoll arbeitete, ein zehnsätziges Werk von fast fünfzig Minuten Spieldauer, realisierbar mit einem Aufwand von, so der Komponist selbst, nicht weniger als fünfhundert Sängern und Instrumentalisten. Sechs der zehn Kantatensätze sind textgetragen. Davor und dazwischen stehen instrumentale Einlagen, ein Präludium und zwei Interludien in der ersten Werkhälfte, sowie, als vorletzter Satz, eine „Sinfonie“ (siehe Tafel 1 auf der folgenden Seite).
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Notizen
Publiziert 1888 von Friedrich Engels, Anhang zu Ludwig Feuerbach und der Ausgang der deutschen Philosophie, in: Karl Marx und Friedrich Engels, Werke, Bd. 3, Berlin 1969, S. 533ff.
Friedbert Streller, Die frühen Sinfonien Sergej Prokofjews. Ein Beitrag zur semantischen Analyse von Musik, Diss. Berlin 1972 (Ms.), S. 47.
Hierzu zusammenfassend Ludwig Finscher, Art. „Symphonie“, in: Die Musik in Ge- schichte und Gegenwart, zweite, völlig neu bearbeitete Ausgabe, Sachteil, Bd, 8, Kassel und Stuttgart 1998, Sp. 16–153, hier 56ff.
Bereits Johann Abraham Peter Schulz nennt die Sinfonie in ihrem Gestus der Eloquenz einen „Instrumentalehor“ (in Johann G. Sulzers Allgemeiner Theorie der Schönen Künste, Bd. 2, Leipzig 1774, Sp. 1121–1123).
Nach Heinrich Christoph Kochs Musikalischem Le- xikon (Frankfurt am Main 1802, Sp. 1386) „vertritt die Sinfonie die Stelle des Chors, und hat demnach, so wie das Chor, den Ausdruck der Empfindung einer ganzen Menge zum Zwecke“.
Richard Wagner, Über die Anwendung der Musik auf das Drama (1879), in: Gesammelte Schriften und Dichtungen, Leipzig 31897, Bd. 10, S. 183.
Paul Bekker, Beethoven, Berlin 1931, S. 158.
Anatoli Lunatscharski, „Musik und Revolution“ (1926), in: Musik und Revolution. Schrif- ten zur Musik, übers, und hrsg. von Günther Bimberg, Leipzig 1985, S. 145.
Hierzu: Gründe uns im Frieden. Ettal 1900–2000. Festschrift zum Gedenken der Wieder- begründung des Klosters Ettal im Jahre 1900, hrsg. von der Benediktinerabtei Ettal durch P. Barnabas Bögie, Ettal 2000, S. 196–202.
Hierzu Bernd Sponheuer, Musik als Kunst und Nicht-Kunst Untersuchungen zur Dicho- tomie von, hoher’ und, niederer’ Musik im musikästhetischen Denken zwischen Kant und Hanslick, Kassel 1987 (Kieler Schriften zur Musikwissenschaft 30).
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Schipperges, T. (2004). Engagement und Selbstbehauptung. Die Sinfonie in Prokof’evs Kantate zum zwanzigsten Jahrestag der Oktoberrevolution op. 74 (1936/1937). In: Geiger, F., John, E. (eds) Musik zwischen Emigration und Stalinismus. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02920-1_13
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