Zusammenfassung
Zwei gleichermaßen unglückliche Namen haben sich für die Filmgattung, um die es hier gehen soll, durchgesetzt: ›Experimentalfilm‹ und ›Avantgardefilm‹. Wird der erste wörtlich genommen, so ist er mit dem Ruch des Vorläufigen behaftet, als solle etwas ausprobiert werden, das erst später zur Verwendung kommt; oder er verweist auf das naturwissenschaftliche Experiment, das mit der Kunst nichts zu tun hat. Während der Begriff ›Experimentalfilm‹ somit Gefahr läuft, sich irreführend auszuwirken, trägt der Begriff ›Avantgarde‹ eine allzu schwere Bürde. Denn er impliziert viel mehr, als mit ›Innovation‹ oder ›Pioniertum‹ ausgedrückt wäre. Als Avantgarde, kreative Vorhut einer Epoche, gelten ja Künstler, die zum Zeitpunkt ihres Wirkens unverstanden bleiben, um erst posthum als ästhetisch wegweisend begriffen zu werden. Wer sich selbst als avantgardistisch bezeichnet, maßt sich also an, seiner Zeit visionär voraus zu sein. Auch wenn also ›Avantgarde‹ der noblere Begriff sein mag, enthält er zu viele falsche Implikationen oder trifft nur für einen Teil der Werke zu. Hier soll daher grundsätzlich von ›Experimentalfilm‹ die Rede sein. Wenigstens ist es ein Name ohne Pathos oder stichhaltigen Sinn, so daß er sich mit neuer Bedeutung füllen läßt.
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Brinckmann, C.N. (2004). Experimentalfilm, 1920–2003. In: Jacobsen, W., Kaes, A., Prinzler, H.H. (eds) Geschichte des deutschen Films. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02919-5_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02919-5_13
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01952-3
Online ISBN: 978-3-476-02919-5
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