Zusammenfassung
In carrefour (1938) leidet ein erfolgreicher Fabrikant an Amnesie; doch seine verdrängte Vergangenheit als Verbrecher holt ihn plötzlich ein: Sein zweites, verbrecherisches Ich bricht sich Bahn, zerrissen lebt er zwischen Bürgerlichkeit und Kriminalität. In einem Prozeß wird er freigesprochen; so kann er zwar seine Familie schützen, doch die Wahrheit bleibt auf der Strecke. Das Doppelgängermotiv, die gespaltene Psyche des Helden, erinnert an den deutschen expressionistischen Film der zwanziger Jahre wie auch an den amerikanischen film noir der vierziger Jahre, den carrefour vorwegzunehmen scheint. Dennoch ist dieser melancholische Film ein französisches Melodram — und doch auch wieder nicht. Produziert wurde carrefour von Eugène Tuscherer, der bis zu seiner Emigration 1933 in Deutschland als Produktionsleiter tätig gewesen war. Sein Schwager, Kurt Bernhardt, führte Regie. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte Bernhardt erfolgreich in Deutschland als Regisseur gearbeitet und einige Filme zusammen mit Tuscherer gedreht. Für das Drehbuch von carrefour zeichnete der Journalist Hans Kafka verantwortlich und als ungenannter Co-Autor Robert Liebmann, ein versierter Drehbuchschreiber. Ein weiterer Berliner, Adolf Lantz, besorgte den Schnitt. Alle drei hatten bis 1933 in der deutschen Filmindustrie gearbeitet und waren dann emigriert. Fast alle Hauptbeteiligten des Films gehören also zum deutschen Exil.
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Horak, JC. (1993). Exilfilm, 1933–1945. In: Jacobsen, W., Kaes, A., Prinzler, H.H. (eds) Geschichte des deutschen Films. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02918-8_3
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