Auschwitz liegt in Polen — Krieg, Verfolgung und Vernichtung im Polnischen Film 1945–1963

Zusammenfassung

Wer etwas über die Art und Weise erfahren will, in der die Erinnerungen an den letzten Weltkrieg und insbesondere an die nationalsozialistische Politik der Verfolgung und Vernichtung weiterleben, wird in den historischen Spiel-und Dokumentarfilmen über diese Zeit eine große Zahl wichtiger Anknüpfungspunkte finden. Das Bild der Vergangenheit wird zunehmend von Film und Fernsehen bestimmt. Nicht nur Gruppen, die für das geschriebene Wort mehr oder minder ‚unempfänglich‘ sind, sondern auch im traditionellen Sinne ‚gebildete‘ Schichten der Gesellschaft haben im letzten halben Jahrhundert die werbende Kraft der audiovisuellen Erinnerung an die Vergangenheit erfahren. Macht man sich dies bewußt, so eröffnen sich auch neue Perspektiven. Wer sich zum Beispiel — wie meine Studenten an der Amsterdamer Universität während eines Colloquiums zum Thema Geschichte und Erinnerung -über die selbstquälerische Intensität wundert, mit der in Deutschland mehr als ein Jahrzehnt lang über Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin diskutiert worden ist, und nach dem Hintergrund all der sich hochschaukelnden Emotionen, Skandale und Publikationen fragt, tut gut daran, sich vor Augen zu führen, mit welchen Vorstellungen von der Vergangenheit die deutschen Teilnehmer dieser Debatte aufgewachsen sind.