Zusammenfassung
„Du sollst dir kein Bildnis machen in irgendeiner Gestalt, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist”, so heißt es im 5. Buch Mose der Bibel.1 Ohne diesen Beitrag mit einer Bibelexegese einleiten zu wollen: ‚Bildnis‘ will hier wohl so viel sagen wie konkrete Wiedergabe einer gedanklichen ‚Vorstelling‘ von etwas in der Realität Vorhandenem.2 Es ist demnach, so scheint es, möglich, auf das Bildnis zu verzichten, weil es ‚nur‘ etwas repräsentieren würde, das es wahrnehmbar und damit in gewisser Weise kontrollierbar gibt. Das gilt auch dann noch, wenn die Kontrollierbarkeit nicht unmittelbar, sondern nach menschlichem Ermessen zu einem sehr späten Zeitpunkt einsetzen kann -z.B. im Falle des Herrn, dessen Gestalt voraussichtlich erst nach Verlassen dieser irdischen Existenz, also mit dem Tode, überprüfbar wird. Der Grund für den verlangten Verzicht auf Bildnisse liegt darin, daß das Original (der eine Herr, die von ihm geschaffene Erde usw.) das einzig Wahre darstellt, während jede — menschliche — Vorstellung höchstens eine Annäherung sein kann. Sollte diese Annäherung aber, z.B. weil sie leichter zugänglich als das Original ist, für das Original und damit für das Wahre gehalten werden, schwindet die Autorität des Authentischen.
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Literatur
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Visser, A. (2002). „Du Sollst dir (K)ein Bild Machen“: Zur Überlieferung von Überlieferter Geschichte in Art Spiegelmans Maus, Roberto Benignis La Vita è Bella und Doron Rabinovicis die Suche nach M.. In: Wende, W.›. (eds) Geschichte im Film. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02904-1_11
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