Zusammenfassung
Rationalität, wie immer man den Begriff im Einzelnen definiert, scheint eng an Wissen als Grundlage und Voraussetzung gebunden zu sein. Denn wir können offenbar nur dann „rational“ handeln und „gute Gründe“ für unsere Handlungen und Entscheidungen angeben, wenn wir auf Wissen über Ziele, Mittel, Handlungsbedingungen und -folgen etc. zurückgreifen können. Und, so lässt sich daraus folgern, je mehr wir wissen, je genauer und zuverlässiger dieses Wissen ist, desto mehr Bereiche erschließen sich rationalem Handeln. Vor diesem Hintergrund konnte sich in der westlichen Moderne die Idee gesellschaftlicher Rationalisierung durch Wissenschaft und Technik durchsetzen, wie sie paradigmatisch von M. Weber in die Formel von der „Entzauberung der Welt“ gebracht worden ist. Seit ihrer visionären Begründung durch F. Bacon verspricht die neuzeitliche Wissenschaft, immer mehr und immer exakteres Wissen bereitzustellen — und damit immer mehr Bereiche in Natur und Gesellschaft „durch Berechnen“ beherrschbar zu machen, wie es bei Weber heißt (Weber 1968, S. 594).
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Wehling, P. (2002). Rationalität und Nichtwissen. In: Karafyllis, N.C., Schmidt, J.C. (eds) Zugänge zur Rationalität der Zukunft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02903-4_11
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Online ISBN: 978-3-476-02903-4
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