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Mit den Worten: „Dantons Tod“

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Zusammenfassung

Wer sich „Dantons Tod“ nähern will — und sei es auch nur unter Aspekten, die die Metamorphose des Revolutionsdramas zum Libretto beleuchten —, kommt um Biographisches nicht herum. Situatives und Assoziatives aus dem Leben und Erleben Gottfried von Einems und, weniger pointiert, auch dem Boris Blachers, spielt nicht nur herein, es löst aus und prägt. Es dringt in die Substanz des artistischen Mediums. Deshalb einiges zur Vergegenwärtigung vorweg.

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Literatur

  1. Gottfried von Einem: Ich hab’ unendlich viel erlebt, Wien 1995, S. 93. Zur Situation der Berliner Staatsoper im Nationalsozialismus vgl.

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  2. Henry Bair: „Die Lenkung der Berliner Opernhäuser“, in: H.-W. Heister/H.-G. Klein (Hg.): Musik und Musikpolitik im faschistischen Deutschland, Frankfurt am Main 1984, S. 83–90. In einem Gespräch des Jahres 1984 konkretisierte Einem solche Erfahrungen mit Blick auf Instrumentationskenntnisse. Seine Antwort auf die Frage nach der Vorliebe für ein Instrument: „Ich spiel’ alle schlecht, d.h. ich spiele keines. Klavier mäßig, aber ich kann mich ausdrücken. Alle anderen habe ich mir genau angeschaut; da habe ich ein Riesenglück gehabt mit den sieben Jahren Staatsoper in Berlin. Die Staatskapelle war ein wunderbarer Apparat, und ich konnte jeden fragen: Kann man das machen (…), ich habe es aus erster Hand“ („Werkstattgespräch“, in: Beiträge zur österreichischen Musik der Gegenwart, Dokumente zu Leben und Werk zeitgenössischer Komponisten, Tutzing 1992, S. 193).

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  3. Als Angehöriger der Staatsoper hatte Einem auch die Möglichkeit zu Probenbesuchen (vgl. Friedrich Saathen: Einem Chronik, Wien, Köln u.a., S. 92 und Zeitzeugen, Wege zur Zweiten Republik, Wien 1987, S. 76). Die Uraufführung fand am 5. Februar 1939 statt. Es spielte die Preußische Staatskapelle unter Leitung von Johannes Schüler.

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  4. Dominik Hartmann: Gottfried von Einem, Wien 1967, S. 6. Blacher hat Einem später gedrängt, selbst zu unterrichten. 1963 wurde Einem Professor an der Wiener Musikhochschule und hat Blachers pädagogische Ideale auch als Lehrer hochgehalten.

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  5. Vgl. Erich A. Dworak: Das deutschsprachige Opernlibretto in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, Diss., Wien 1966, S. 242f.

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  6. Einem: Ich hab’ unendlich viel erlebt, a.a.O., S. 124. Einems Äußerung führt in die Irre. Blachers Kammeroper „Romeo und Julia“ wurde 1947 unter Leitung des Komponisten in Berlin uraufgeführt, allerdings nur in einer konzertanten Version. Die erste Bühnenaufführung erfolgte bei den Salzburger Festspielen 1950 unter Leitung von Josef Krips (vgl. das Blacher-Werkverzeichnis von Harald Kunz, a.a.O., S. 63). Auch auf S. 98 seiner Autobiographie erwähnt Einem, daß der Anstoß zu „Dantons Tod“ von Blacher gekommen sei. 1981 dagegen hatte er für sich selbst in Anspruch genommen, auf das Schauspiel als Libretto aufmerksam geworden zu sein (vgl. Lezak: Das Opernschaffen Gottfried von Einems, Wien 1990, S. 19). Blacher antwortete auf die Frage, inwieweit er bei der Auswahl von Einems Opernstoffen mitgewirkt habe: „Bis auf seine erste Oper, ‚Dantons Tod‘, hat Einem seine Texte immer selbst ausgesucht. In allem konnte man seine Person und sein Schicksal finden“ (Hartmann: Gottfried von Einem, a.a.O., S. 6).

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  7. Walter Szmolyan: „Staatspreisträger Gottfried von Einem“, in: ÖMZ 12/1965, S. 650.

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  8. Ursula Stürzbecher: Werkstattgespräche mit Komponisten, Köln 1971, S. 14. Einem bestätigte das in einer späten Rückschau 1993 („Das Publikum ist mein Partner“, a.a.O., S. 119): „Blacher war für mich das Ideal eines Lehrers. Aus Neigung zum Musiktheater — er wußte ja nicht, ob ich eine Begabung dafür mitbringe oder nicht — hat er für mich Opern-Stoffe eingerichtet.“ Gegenüber

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  9. Karla Höcker (Gespräche mit Berliner Künstlern, Berlin 1964, S. 16) äußerte sich Blacher so: „Bühnenbegabungen sind übrigens im allgemeinen Spezialbega-bungen. Anfänger beginnen eine Oper meistens mit der Musik, nicht mit dem notwendigen dramaturgischen Aufbau. Besonders originell war der Weg von Gottfried von Einems ‚Dantons Tod‘. Das sollte zunächst nur eine Art Übung sein, und ich richtete ihm den Text dafür ein.“ Einem hat zwar selbst mehrfach auf den Auftrag der Dresdner Staatsoper hingewiesen, wurde aber bisher durch keine andere Quelle bestätigt. So konnte Eickhoff trotz eingehender Materialsichtung „keine Hinweise bezüglich eines möglichen Dresdner Auftrages“ eruieren (Politische Dimensionen, a.a.O., S. 195).

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  10. Hans Rutz: Neue Oper. Gottfried Einem und seine Oper „Dantons Tod“, Wien 1947, S. 12. Vgl. auch: Ich hab’ unendlich viel erlebt, a.a.O., S. 124, und „Das Publikum ist mein Partner“, a.a.O., S. 120.

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  11. Gerhard Müller: „Affenkomödie“, in: H.-G. Werner (Hg.): Studien zu Georg Büchner, Berlin und Weimar 1988, S. 256. Fragwürdig erscheint allerdings Müllers in Fortführung dieses Gedankens entwickelte These, daß Büchner „aus der Sicht der Operndramaturgie (…) als ein unmittelbarer Vorläufer Brechts“ erscheint. Die Gemeinsamkeiten von sozialer Problematik und der „Würdigung des einfachen Menschen als des wirklichen Helden der Geschichte“ (ebd., S. 257) sind nicht nur zu allgemein, um eine Beziehung zwischen Büchner und Brecht ernsthaft zu fundieren, sie treffen auch nur partiell zu.

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  12. Knapp: „Some remarks about the inherent discrepancies between Georg Büchner’s Drama and Gottfried von Einem’s Opera Dantons Tod“, in: Z. Konstantinović (Hg.): Literature and the other arts, Innsbruck 1979, S. 258.

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  13. Achberger: Literatur als Libretto, Das deutsche Opernbuch seit 1945, Heidelberg 1980, S. 118.

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  14. Schläder: „‚Die wahren Bilder aus Frankreichs Schreckensherrschaft4. Über den Tod Georges Dantons bei Georg Büchner und Gottfried von Einem“, in: Bayerische Staatsoper (Hg.): Gottfried von Einem, „Dantons Tod“, Programmheft anläßlich der Neuinszenierung am 2. April 1990, München 1990, S. 45.

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  15. Schmidt: Tropen der Kunst. Zur Bildlichkeit der Poetik bei Georg Büchner, Wien 1991, S. 31.

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  16. Alfred Behrmann/Joachim Wohlleben: Büchner: Dantons Tod. Eine Dramenanalyse, Stuttgart 1980, S. 168.

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  17. Vgl. Thomas Michael Mayer: „Zu einigen neueren Tendenzen der Büchner-Forschung“, in: H. L. Arnold (Hg.): Georg Büchner I/II, München 21981, S. 354.

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  18. Peter von Becker: „Die Trauerarbeit im Schönen“, in: ders. (Hg.): Georg Büchner. Dantons Tod. Die Trauerarbeit im Schönen. Ein Theater-Lesebuch, Frankfurt am Main 1980, S. 80.

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  19. Vgl. hierzu genauer Theo Buck: „‚Die Majestät des Absurden’. Zum Zusammenhang des Schlusses in Victor Hugos Marion de Lorme und Georg Büchners Dantons Tod“, in: B. Dedner/G. Oesterle (Hg.): Zweites Internationales Georg Büchner Symposium 1987, Referate, Darmstadt 1990, S. 274.

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  20. Vgl. hierzu näher Volker Klotz: Dramaturgie des Publikums, München 1976, S. 91ff.

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  21. Zit. nach dem Nachwort von Georg Büchner: Gesammelte Werke. Erstdrucke und Erstausgaben in Faksimiles, Band 3, a.a.O. (Hervorhebung im Original). Eine ausführlichere Fassung von Gutzkows Nachruf auf Büchner bei Dietmar Goltschnigg (Hg.): Materialien zur Rezeptions- und Wirkungsgeschickte Georg Büchners, Kronberg 1974, S. 67–74. Neben dem Vorabdruck in „Phönix“ sind zwei Exemplare des Erstdruckes von ‚Dantons Tod‘ in den 80er Jahren wieder zugänglich gemacht worden. Es handelt sich um Exemplare, die Büchner seinen Freunden Johann Wilhelm Baum bzw. August und Adolph Stoeber geschenkt und mit Bleistiftkorrekturen versehen hat. Vgl. Georg Büchner: Dantons Tod, Faksimile der Erstausgabe von 1835 mit Büchners Korrekturen. Mit einem Nachwort hg. von Erich Zimmermann, Darmstadt 1981 sowie Georg Büchner: Gesammelte Werke. Erstdrucke und Erstausgaben in Faksimiles. 10 Bändchen in Kassette hg. von Thomas Michael Mayer. Band 4: Danton’s Tod, a.a.O. Zu den Veränderungen zwischen Erstausgabe und Original vgl. insbesondere die Nachworte zu den genannten Faksimiles sowie Band 3.2 der Marburger Ausgabe

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  22. (Georg Büchner: Danton’s Tod. Text, Editionsbericht. Bearbeitet von Burghard Dedner und Thomas Michael Mayer, Darmstadt 2000, S. 281ff.).

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  23. Karl Eibl: „Ergo totschlagen. Erkenntnisgrenzen und Gewalt in Büchners Dantons Tod und Woyzeck“, in: Euphorion, 75. Band (1981), S. 412.

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  24. Viëtors Text ist am leichtesten zugänglich bei Wolfgang Martens (Hg.): Georg Büchner, Darmstadt 1965, S. 98–137 und

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  25. Dietmar Goltschnigg (Hg.): Büchner im „Dritten Reich“. Mystifikation-Gleichschaltung-Exil, Bielefeld 1990, S. 90–116.

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  26. Solomon: „Büchner’s Dantons Tod: History as theatre“, in: The Germanic Review, Volume LIV, Number 1, Winter 1979, S. 17.

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  27. Lehmann: ‚Geht einmal euren Phrasen nach …‘ Revolutionsideologie und Ideologiekritik bei Georg Büchner, Darmstadt 1969, S. 6. Gerhard Jancke (Georg Büchner, a.a.O., insbesondere S. 155f. und 217ff.) hat solche Deutungen, die Büchners genau austarierte Beziehungen der Sprecher wie den sozialpolitischen Konnex außer acht lassen, zurückgewiesen.

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  28. Dietmar Goltschnigg: Rezeptions- und Wirkungsgeschickte Georg Büchners, Kronberg/Ts. 1975, S. 56.

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  29. Wolfram Viehweg: Georg Büchners „Dantons Tod“ auf dem deutschen Theater, München 1964, S. 60.

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  30. Interessant, daß der Rezeptionsweg im Falle von Büchners „Woyzeck“ nicht unähnlich verlief. Das „Woyzeck“-Fragment, in der Offenheit der Dramaturgie noch radikaler als „Dantons Tod“, wurde bereits durch die Ausgaben von Karl Emil Franzos und Paul Landau in Richtung einer geschlossenen Dramenform interpretiert; gleichzeitig verdankt es diesen Ausgaben Verbreitung und Akzeptanz. Berg verstärkte diese Tendenz zunächst, arbeitete aber durch die Vertonung wieder dem Original zu, das er erst in einem späten Arbeitsstadium kennenlernte. Vgl. zu diesem Themenkomplex Peter Petersen: Alban Berg. Wozzeck. Eine semantische Analyse unter Einbeziehung der Skizzen und Dokumente aus dem Nachlaß Bergs, München 1985, sowie ders.: „Berg und Büchner — Wozzeck und Woyzeck. Von der »offenen Form’ des Dramas zur »geschlossenen Form’ der Oper“, in: P. Petersen/H.-G. Winter (Hg.): Büchner-Opern, a.a.O., S. 169ff., und Jürgen Kühnel: „Georg Büchners Woyzecfc-Fragmente, ihre frühen Editionen und das Libretto zu Alban Bergs Oper Georg Büchners Wozzeck“, in: P. Csobadi u.a. (Hg.): Alban Bergs Wozzeck und die Zwanziger Jahre, a.a.O., S. 51ff.

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  31. Vgl. hierzu Siegfried Kross: „Zu Boris Blachers Oratorium Der Großinquisitor“, in: R. Cadenbach/H. Loos (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Oratoriums seit Händel, Bonn 1986, S. 493–512.

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Mösch, S. (2002). Mit den Worten: „Dantons Tod“. In: Der gebrauchte Text. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02902-7_3

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