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Ortsbestimmung

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Zusammenfassung

Anything goes und rien ne va plus liegen näher beieinander, als die Scheinkausalität mancher kompositorischen Individualästhetik heute glauben macht. Hans Zender, als Komponist, Interpret und Lehrer in die Sache gleichermaßen verwickelt, hat deshalb das Dilemma der Postmoderne von der „Dialektik der absoluten Freiheit“1 her avisiert, die die aktuelle künstlerische Produktion einerseits beängstigend beflügelt und anderseits in die Falle einer orientierungslosen Äquilibristik treibt. Das „Erschrecken“ angesichts eines „unendlich weißen Horizontes“2 diagnostiziert Zender in einem Essay, der, eben weil er diesen Horizont nicht als blinde Perspektive zu akzeptieren bereit ist, Orientierung sucht, indem er Sortierung versucht. Eine der Vorstellungen, die dazu taugen können, die vertrackte Situation wenn schon nicht in den Griff zu bekommen, so doch wenigstens in die Nähe der Fixierbarkeit, ist die einer Ästhetik, die „endgültig nicht mehr als fester Standpunkt, sondern als Bewegung zwischen Punkten beschreibbar“ sein könnte, als „eine Ästhetik des ‚Unterwegs‘“, wobei das Tempo der Paradigmenwechsel kontinuierlich acceleriert:

„In der andauernden Destruktion und Neuschaffung von ästhetischen Konfigurationen muß der einzelne Komponist, Dichter, Maler eine Arbeit bewältigen, die früher von Generationen geleistet wurde. Dies ist der Tribut, den der Zuwachs an Bewußtheit verlangt.“3

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Literatur

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Mösch, S. (2002). Ortsbestimmung. In: Der gebrauchte Text. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02902-7_1

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