Grenzziehungsprozesse zwischen wissenschaftlichem Wissen und Volkswissen: Das Beispiel der ‚wissenschaftlichen‘ Erziehung der Frau in der populärwissenschaftlichen Literatur (Wien um die Jahrhundertwende)

Zusammenfassung

In welcher Weise ist das verfügbare wissenschaftliche Wissen einer Epoche an der Begründung und Festigung sozialer Ordnung beteiligt? Das wissenschaftliche Wissen bleibt eben nicht in der Sphäre der Wissenschaft, sondern durch seine Popularisierung werden vielmehr soziale Werte mit begründet, und dieser Prozeß trägt zur Konstruktion neuer oder alter Repräsentationen über unsere Umwelt bei. Umgekehrt ist es auch wesentlich, nachzuvollziehen, bis zu welchem Grad und wie soziale Werte, existierende Hierarchien oder populäre Repräsentationen ihrerseits wieder in vielfältiger Weise in wissenschaftliche Konstruktionen eingeflossen sind. Man könnte sagen, daß die beiden Bereiche, Wissenschaft und gesellschaftliche Öffentlichkeit, also in einem Verhältnis der ständigen Wechselwirkung stehen. Der Austausch zwischen wissenschaftlichen (biologischen/medizinischen/psychologischen) und ‚populären‘ Charakterisierungen der Frau sowie ihrer Aufgaben und Fähigkeiten bilden ein sehr interessantes Beispiel dieser Wechselwirkung.

Dieser Beitrag ist Teil einer Studie, die im Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien durchgeführt wurde.