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Die Worte und die Wirklichkeit

anläßlich der Frage nach ›Literatur und Selbsttötung‹, am Beispiel Heinrich von Kleists

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Kleist-Jahrbuch 2004

Part of the book series: Kleist-Jahrbuch ((KLJA))

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Zusammenfassung

Warum, so meine Ausgangsfrage, liegt es — scheint’s — so nahe von Kleist zu sprechen, wenn das Thema »Selbsttötung« zur Verhandlung steht und der Literaturwissenschaft angetragen wird? Auch die Antwort darauf liegt so nahe — scheinbar: Er hat es selbst getan. Am 21. November 1811 auf dem Heinersdorffsehen Territorio bei Potsdam, so wurde polizeilich und behördlich gemeldet, habe sich »eine fremde Mannsperson, und eine Dame erschossen« — so die Feststellungen des Königl. Preuß. Policey Rath Meyer und des Königl. Hof Fiscals Felgentreu, Richter von Heinersdorf.

Man fand die beiden Leichen auf einem ungefähr 100 Schritt von der Chaussé zur linken Hand ab, dicht an der sogenannten kleinen Wannsee liegenden Hügel, welcher auf der Mittagsseite mit Bäumen bewachsen, die Aussicht auf einen Theil der Wannsee, und der Chaussé nach Potsdam gewährt und zwar beide in einer kleinen Grube, […] mit dem Gesicht gegen einander über […], die Mannsperson […] das Gesicht um den Mund herum, jedoch nur wenig, mit Blut beschmutzt; die Frauensperson […] [mit] einem blutigen Fleck von der Größe eines Thalers unter der linken Brust […]. Sonst waren keine Spuren äußerer Gewalt an beiden Körpern zu entdecken.

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Notizen

  1. Kleists letzte Stunden, Teil 1: Das Akten-Material, hg. von Georg Minde-Pouet, Berlin 1925 (weitere Teile nicht erschienen). »Das hier gedruckte amtliche Aktenstück« stammt aus dem Nachlaß der Marie von Kleist, von dem sich schließlich ein »sehr wertvolle[r] Teil im Familienarchiv des Grafen Stosch auf Alt-Kessel bei Grünberg in Schlesien fand.« Es »ist diplomatisch getreu gedruckt« (Vorwort, S. 5; das voranstehende Zitat S. 10). »Gastwirth Stimming [hatte] den ihm vorgelegten Leichnam als diejenige Mannsperson recognoscirt, welcher mit einer Frauensperson am Mittwoch zu ihm gekommen, bei ihm logirt, und nach der Versicherung des Krieges Rath Peguilhen und Rendanten Vogel der ehemalige Lieutenant v. Kleist gewesen. Als eben derselbe wurde er auch von dem gegenwärtigen H. E Krieges Rath Peguilhen anerkannt.« (S. 12 f.) Die »Frauensperson« »wurde zuförderst durch den gegenwärtigen Herrn Krieges Rath Peguilhen als die Ehefrau des Königl. Rendanten von der Landschafts Casse Herrn Vogel zu Berlin recognoscirt, und bemerkte derselbe, daß sie Adolphine geborene Kae-ber heiße, circa 34 Jahre alt […] sey […]« (S. 14).

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  2. An Marie von Kleist, »Stimmings ›Krug‹ bei Potsdam, den 21. Nov. 1811« von Peguilhen beförderter Brief, am 11. Dezember 1811 erst ausgehändigt (SW II, 888); auch in: Der Selbstmord, hg. von Roger Willemsen, Köln 1986, 2. Auflage Köln 2002, S. 280 f.

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  3. Hans Peter Herrmann: ›Die Verlobung in St. Domingo‹. In: Interpretationen: Kleists Erzählungen, hg. von Walter Hinderer, Stuttgart 1998, S. 111–140, hier S. 111.

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  4. Marei Krüger-Fürhoff, Verwundeter Körper (wie Anm. 20), S. 33, vgl. zu den Obducti-ons-Berichten S. 31–36. Zu nennen ist dann allerdings noch ein anderer ›Vorläufer‹, der Tambour aus Kleists ›Anekdote aus dem letzten Krieges der mit der Bitte um eine ungewöhnliche Form der Hinrichtung einen Witz macht, ein anderes, ein Zwie-Licht auf diese Technik wirft; vgl. BKA II/7, 96; SW II, 268 sowie Bettine Menke, ›Witz‹. In: Komische Körper, hg. von Eva Erdmann, Bielefeld 2003, S. 238–247.

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  5. Im Text heißt es »Mestize« (BKA II/4, 12); zu ›Irrtum‹ oder Deutung vgl. u.a. Roland Reuß, ›Die Verlobung in St. Domingo‹ — eine Einführung in Kleists Erzählen. In: Berliner Kleist Blätter 1 (1988), S. 3–44, hier S. 5;

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  6. Roland Reuß, »sagt ihm — - !« Zur Kritik der Kom-mentierungspraxis poetischer Texte Kleists an einem Beispiel der Erzählung ›Die Verlobung in St. Domingo‹. In: Brandenburger Kleist-Blätter 9 (1996), S. 33–43, hier S. 37–41;

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  7. Herbert Uerlings, Preußen in Haiti? Zur interkulturellen Begegnung in Kleists ›Verlobung in St. Domingo‹. In: KJb 1991, S. 185–201, hier S. 193;

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  8. Klaus Müller-Salget, August und die Mestize. Zu einigen Kontroversen um Kleists ›Verlobung in St. Domingo‹. In: Euphorion 92 (1998), S. 103–113, hier S. 105–108.

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  9. Dies korrespondiert (umgekehrt) der Kleistschen »Figur […] eines toten Punktes«, ein »allem Einbruch des Außen ausgelieferter« »Zustand«, »plötzlich im Kontinuum der Welt ein Riß, eine Pause«; Hans-Thies Lehmann, Kleist/Versionen. In: KJb 2001, S. 89–119, hier S. 89. Es sei ein »Aussetzen«, das »die Kontingenz« »in aller Ordnung«, »den Zu-Fall und durch diesen hindurch […] den Sturz aus dem Zu-viel-wissen wollen in Kontingenz, Bruch und Blindheit figuriert« (S. 94 f.).

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  10. Eine Vielzahl weiterer solcher Inkonsistenzen wurde konstatiert, vgl. die Liste der »Verstöße gegen die Ansprüche auf materialen Zusammenhalt und ›realistische‹ Plausibilität, gegen eingeübte Erwartungen also, die man meint, dem Text gegenüber haben zu dürfen« aus der Sekundärliteratur; vgl. Reuß, ›Die Verlobung in St. Domingo‹ (wie Anm. 24), S. 4 ff.; Herrmann, Verlobung (wie Anm. 19), S. 111; »schon nach allen Regeln der Wahrscheinlichkeit [ist es] eine unhaltbare Annahme, Kleist habe in allen drei vorliegenden Drucken […] jeweils an denselben Stellen viermal hintereinander ›irrtümlich‹ statt Gustav ›August‹ durchgehen lassen« (Reuß, S. 39). »In der inhaltlich orientierten Forschung galten diese Merkwürdigkeiten z.T. als Einwände gegen die Qualität der Erzählung, meist wurden sie ignoriert; seit einigen Jahren rücken sie in das Blickfeld, werden in anspruchsvolle Interpretationsgebäude eingefügt oder — konträr — zum Beleg dafür genommen, daß Kleists Text Sinnerwartungen grundsätzlich unterminiere« (Herrmann, S. 113), mit der »Möglichkeit, daß Plausibilität, logische Abfolge des Geschehens und genaue Beachtung der Chronologie […] gar nicht beabsichtigt sind« (Rémy Charbon, Der ›weisse‹ Blick. Über Kleists ›Verlobung in St. Domingo‹. In: KJb 1996, S. 77–88, hier S.

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  11. Man vergleiche Franz Kafkas aus dem Nachlaß veröffentlichten, posthum benannten Text ›Der Bau‹ — von einer Konstruktion, die sich eine einheitliche Geschlossenheit zu geben sucht: »ich will mich nicht dessen rühmen diese List mit Absicht ausgeführt zu haben, es war vielmehr der Rest eines der vielen vergeblichen Bauversuch, aber schließlich schien es mir vorteilhaft, dieses eine Loch unverschüttet zu lassen«, sowie »nachträglich, [den] doch genau erkannten Mangel [zu] behalten«. Franz Kafka, Nachgelassene Schriften und Fragmente II, Kritische Ausgabe, hg. von Jost Schillemeit, Frankfurt a.M. 1992, S. 576–632, hier S. 576, 588.

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  12. Vgl. Reuß, ›Die Verlobung in St. Domingo‹ (wie Anm. 24), S. 39. Kleist hat selbst brieflich mit dem pseudonymisierenden Anagramm seines Namen ›KLIngSTEdt‹ unterzeichnet (SW II, 537), vgl. Frank Haase, Kleists Nachrichtentechnik. Eine diskursanalytische Untersuchung, Opladen 1986, S. 19 f.

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  13. So Hans U. Gumbrecht, Die Macht der Philologie, Frankfurt a.M. 2003, S. 70, der zu Recht den Begriff der Philologie mit Paul de Man (›Return to Philology‹) profiliert.

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  14. Reuß, »sagt ihm — !« (wie Anm. 24), S. 34 u.ö.; vgl. dagegen: Sigrid Weigel, Der Körper am Kreuzpunkt von Liebesgeschichte und Rassendiskurs in Heinrich von Kleists Erzählung ›Die Verlobung in St. Domingo‹. In: KJb 1991, S. 202–217, hier S. 204 f.

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  15. »Tod, Mord und Selbstmord sind dabei nicht nur Konsequenzen bestimmter Auslegungsstrategien der in die Erzählung verwickelten und auch in das Erzählen selbst verhakten Figuren, sondern zugleich auch deren Kritik.« Volker Kaiser, Der Haken der Auslegung. Zur Lektüre von Kleists ›Die Verlobung in St. Domingo‹. In: Athenäum. Jahrbuch für Romantik 7 (1997), S. 193–210, hier S. 193. Sigrid Weigel liest »die Erzählung als Geschichte von Täuschungen, Vorspiegelungen und Mißverständnissen und als Kette von Unsicherheiten der Figuren, womit und mit wem sie es zu tun haben. Der Fremde, den, als er nachts an das Haus klopft, vor allem die eine Frage interessiert, ›seid Ihr eine Negerin ?‹ (SW II, 162) wird darüber bis zum Schluß keine Klarheit gewinnen« Weigel, Körper am Kreuzpunkt (wie Anm. 40), S. 206. »Gustavs Lesestrategie« richtet sich gegen »Zeichen […], die nicht schon von sich aus eine Garantie dafür bieten, daß das von ihnen vermeintlich Gemeinte in ihnen auch zwangsläufig zur Darstellung kommen müsse«, auf eine Gewißheit, auf die er als die der »gelungene[n] Rettung« setzt (Kaiser, S. 204 f., 199, 207).

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  16. Bay, Als die Schwarzen (wie Anm. 38), S. 100. Zur Diskussion des Rassismus, der Ästhetik der Schwärze und zur Lichtmetaphorik vgl. Sander L. Gilman, Blackness without Blacks, Essays on the Image of the Black in Germany, Massachusetts 1982, insbesondere S. 83–92; Uerlings, Preußen in Haiti (wie Anm. 24), S. 185 f.; Ders., Der Verrat der Geschlechter. In: Ders., Poetiken der Interkulturalität. Tübingen 1997, S. 13–49, hier S. 20 ff.; auch im Zusammenhang der Französischen Revolution:

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  17. Bernd Fischer, Zur politischen Dimension der Ethik in Kleists ›Die Verlobung in St. Domingo‹. In: Heinrich von Kleist. Studien zu Werk und Wirkung, hg. von Dirk Grathoff, Opladen 1990, S. 248–262;

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  18. Weigel, Körper am Kreuzpunkt (wie Anm. 40); Susanne Zantop, Verlobung, Hochzeit und Scheidung in St. Domingo. Die Haitianische Revolution in zeitgenössischer deutscher Literatur (1792–1817). In: »Neue Welt«/»Dritte Welt«, hg. von Sigrid Bauschinger und Susan L. Cocalis, Massachusetts 1992, S. 29–52. »In der ›Verlobung in St. Domingo‹ wird der Begriff der Rasse nicht verwendet. Statt dessen ist vom ›Stand der Ne-ger‹ und vom ›Geschlecht der Weißen‹ die Rede, ein irritierender, uneindeutiger Sprachgebrauch«;

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  19. Weigel, Körper am Kreuzpunkt (wie Anm. 40), S. 209. Zur Ordnung der Farben vgl. auch Wolfgang Struck, Schwarz — Weiß — Rot, oder: »Lernt des Verräthers Mitleid in Domingo«. In: KJb 1999, S. 203–214.

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  20. Bay, Als die Schwarzen (wie Anm. 38), S. 100; vgl. Hans Jakob Werlen, Seduction and Betrayal: Race and Gender in Kleist’s ›Die Verlobung in St. Domingo‹. In: Monatshefte 84 (1992), S. 459–471, hier S. 462 ff. Die Selbstzuschreibung Tonis lautet: »ich habe euch nicht verrathen; ich bin eine Weiße, und dem Jüngling, den ihr gefangen haltet, verlobt« (BKA II/4, 81f.).

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  21. »Toni tritt vollständig auf die Seite der Weißen über und in sein Bild der Liebe einer Weißen ein« — »(allerdings nicht vollständig), wie deren Name die Silben enthält, die Tonis Name vervollständigen als eine Art ›goldener Rahmen‹: Mari/an/e-An/toni/e.« Bernhard Greiner, ›Die Verlobung in St. Domingo‹. Verwirrungen des reflektierenden Urteils. In: Ders., Kleists Dramen und Erzählungen. Experimente zum ›Fall‹ der Kunst, Tübingen und Basel 2000, S. 420–440, hier S. 429; vgl. Bay, Als die Schwarzen (wie Anm. 38), S. 107.

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  22. BKA II/4, 90. Nachträglich soll es einen verlobenden »Eidschwur«, »ohne Worte«, schon gegeben haben (BKA II/4, 88); vgl. Haverkamp, Schwarz/Weiss (wie Anm. 38), S. 402–404; zum ›Verlobungsritus‹ vgl. Johannes Harnischfeger, Das Versprechen romantischer Liebe, Zu Kleists ›Verlobung in St. Domingo‹. In: KJb 2001, S. 278–291; zur ›Ehe‹ im kolonialen Diskurs vgl. Zantop, Verlobung, Hochzeit, Scheidung (wie Anm. 42), S. 36 ff.

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  23. Gerhard Neumann, Erkennungsszene und Opferritual in Goethes Iphigenie und in Kleists Penthesilea. In: Käthchen und seine Schwestern. Frauenfiguren im Drama um 1800, hg. von Günther Emig und Anton Philipp Knittel, Heilbronn 2000 (Heilbronner Kleist-Kolloquien; 1), S. 38–80, hier S. 72.

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  24. Heinrich von Kleist, Penthesilea. Ein Trauerspiel (BKA 1/5; ohne weitere Angabe handelt es sich im folgenden um den Erstdruck Dresden und Tübingen 1808, zitiert unter Angabe der Verszahl). — Im Mai 1876 gibt es einen ersten Aufführungsversuch nach der Bearbeitung von Mosenthal am Kgl. Schauspielhaus zu Berlin; vgl. Juliane Vogel, Die Furie und das Gesetz. Zur Dramaturgie der ›großen Szene‹ in der Tragödie des 19. Jahrhunderts, Freiburg im Breisgau 2002, darin: »Auf den Hund gekommen. Kleists ›Penthesilea‹« (S. 191–209).

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  25. Die Werkstatt dieser Schärfung ist die Seele; für diese Metaphorik gibt es einen Prätext, der zu erinnern lohnt, und zwar jene Szene in Skakespeares ›The Merchant of Venice‹, in der vom Motiv des Shylock als »the keenness of thy sharp envy« die Rede ist. William Shakespeare: The Merchant of Venice/Der Kaufmann von Venedig, Übers., Kommentiert und hg. von Barbara Puschmann-Nalenz, Stuttgart 1975, Szene IV/1, Vs. 121–126.

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  26. Vgl. Gerhard Neumann, Das Essen und die Literatur. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch. Im Auftrage der Görres Gesellschaft 23 (1982), S. 173–190, hier S. 184; Brandstetter, Tragödie (wie Anm. 61), S. 96. »Und hinterher, das Wort beprüft, die Närrin! / Gesättigt sein zum Ekel ist sie schon« (Vs. 2994 f.).

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  27. Die Zumutung ist, »sich zu töten, indem man sich mit einer Metapher trifft«, schrieb André Gide 1942 (NR 629). Otto Gerhardts Trauerspiels ›Die Amazonen vor Troja‹ (Leipzig 1912), ein »Plagiat« der Kleistschen Penthesilea, traut sich und mutet uns diese Tötungs-Art nicht zu, sondern greift zum Pfeil. Vgl. Hans Klein, Die antiken Amazonensagen in der deutschen Literatur, Leipzig 1919, S. 119.

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  28. In Penthesileas Worten: »Ach, diese blutgen Rosen! / Ach, dieser Kranz von Wunden um sein Haupt!« (Vs. 2907f.) Der ›Schmuck‹ der Achills Stirn »kränzenden« Wunden zitiert die Dornenkrone mit dem Subtext des barocken »O Haupt voll Blut und Wunden«, des berühmten Passionsliedes von Paul Gerhardt ›An das Angesicht des Herrn Jesu‹, — und kontaminiert die Passion Christi mit einem heidnisch-antiken Prä- und Subtext von Kleists ›Penthesilea‹, mit der Versehrung des toten Hektor durch Achill in der ›Ilias‹, der dessen »Haupt« im Staub nachschleppte, »entstell[t]« im Staub. Homer’s Ilias, übersetzt von Johann Heinrich Voß, Stuttgart und Augsburg 1858, 22. Gesang, Vs. 401–405, S. 600.

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  29. Die Verbindung Penthesileas mit Wunden und Dornenkrone wäre im Bezug auf die vielfach zitierte Schändung des Hektor durch Achill in der ›Ilias‹ durchzuführen. So will Achill die Penthesilea »die Stirn bekränzt mit Todeswunden […] durch die Straßen häuptlings mit mir schleifen« (Vs. 614f.), »wie ich dem stolzen Sohn des Priam tat« (Vs. 1514), und das heiße nichts anderes als »daß ich sie liebe« (Vs. 1520). Zur Systematik dieser Zitation vgl. Bettine Menke, Körper-Bild und -Zerfällung, Staub. Über H. v. Kleists ›Penthesilea‹. In: Körper. Gedächtnis. Schrift, hg. von Claudia Öhlschläger und Birgit Wiens, Berlin und München 1997, S. 122–156.

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  30. »[I]n kurzem ists vollbracht«, sagt sie (Vs. 1293), und »So hat sie noch den Kelch nicht ausgeleert« wird über sie gesagt (Vs. 1489); vgl. Gerhard Kaiser, Mythos und Person in Kleists ›Penthesilea‹. In: Ders., Wandrer und Idylle, Göttingen 1977, S. 209–39, hier S. 237f.

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  31. Das entspricht den berühmten Bestimmungen aus Hegels Phänomenologie des Geistes‹ für den shifter. »Es wird das Jetzt gezeigt, dieses Jetzt.« »Jetzt; es hat schon aufgehört zu sein, indem es gezeigt wird; das Jetzt, das ist, ist ein anderes als das gezeigte, und wir sehen, daß das Jetzt eben dieses ist: indem es ist, schon nicht mehr zu sein.« Hegel, Theorie-Werkeausgabe, hg. von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Frankfurt a.M. 1969–1971, Bd. 3, S. 88.

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  32. In dieser Szene scheint das Theater »in seine eigene Unmöglichkeit geführt zu sein«, und zwar in einen Raum, in dem »alle Unterscheidung Wort/Sache, Bezeichnendes/Bezeichnetes in sich zusammengefallen«, »Raum absoluter Präsenz«, wo Repräsentation und Theater ausfällt. Bernhard Greiner, ›Die Neueste Philosophie in dieses Land verpflanzen‹. Kleists literarische Experimente mit Kant. In: KJb 1998, S. 176–208, hier S. 202, 207f.; Ders., ›Penthesilea‹. Ein Trauerspiel, Tragödie der Umkehrung des Weges der Tragödie. In: Ders., Kleists Dramen und Erzählungen (wie Anm. 45), S. 148–173, hier S. 170 ff.

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  33. »Es wird immer etwas anderes gespielt«. Manfred Schneider, Die Welt im Ausnahmezustand, Kleists Kriegstheater. In: KJb 2001, S. 104–119, hier S. 110, vgl. S. 115.

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Menke, B. (2004). Die Worte und die Wirklichkeit. In: Blamberger, G., Breuer, I. (eds) Kleist-Jahrbuch 2004. Kleist-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02898-3_4

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