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Patriotischer Kunstkämpfer und poetischer Künstlerfreund

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Part of the book series: Kleist-Jahrbuch ((KLJA))

Zusammenfassung

»Mir schwillt jedes Mal der Kamm, wenn ich an die anmaßenden, gemüthlosen Franzosen denke, und dann pinsle ich zu, als ob — ja stünden ihre Legionen nur auf meiner Leinwand, potz Wetter, wie wollte ich sie zugrundieren«, schreibt im April 1806 der seit einem Jahr in Dresden als erfolgreicher Historien- und Porträtmaler ansässige Gerhard von Kügelgen (1772–1820) seinem Zwillingsbruder Karl.2 Schon zwei Jahre zuvor wetterte der in Bacharach am Rhein geborene Sohn eines kurkölnischen Hofkammerrats, der nach einem längeren Romaufenthalt ab 1798 einige Jahre am St. Petersburger Hof als selbständiger Historien- und Porträtmaler großen Erfolg hatte, in einem Brief an den Preußischen Staatsrat Wilhelm von Uhden in Berlin: »Ach! Ich kann mich gar nicht daran gewöhnen mein schönes Vaterland in den Händen einer so von grund aus verderbten Nation zu wissen. Wer nicht mit eigenen Augen den Jammer und das Verderben ansieht, was diese fremden Menschen über uns gebracht haben, der kann es nicht glauben. Gute Sitten, Moralität und alles Geld haben sie hinweg genommen, sie diese Freyheitbringer. Schwere Ketten tragen nun diese Rheinbewohner und leiden Mangel, sie, die den Überfluß kannten« (S. 302).

Über: Dorothee von Hellermann, Gerhard von Kügelgen (1772–1820). Das zeichnerische und malerische Werk, Berlin: Dietrich Reimer Verlag 2001, 416 Seiten. Die Seitenangaben im Text beziehen sich auf diese auch für die Kleist-Forschung wichtige Arbeit. Vgl. hierzu auch: Helmut Börsch-Supan, Nach der verlorenen Zeit. Ist es jetzt vielleicht zu spät für Gerhard von Kügelgens Nachruhm. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. Dezember 2001, S. 46; Hans-Joachim Neidhardt, »Ein von allen Grazien begünstigter Seelenmaler«. Zu Dorothee von Hellermanns Monographie über Gerhard von Kügelgen, dessen Ehrgeiz dem Historienbild galt. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 29. November 2001, S. 10; Andreas Platthaus, Mit Leinwand focht er gegen Legionen. Ein treuer Gegensatz zu Caspar David Friedrich: Gerhard von Kügelgen wird in einer Dresdner Ausstellung wiederentdeckt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Februar 2003, S. 40.

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Notizen

  1. Zitiert nach Friedrich Christian August Hasse, Das Leben Gerhards von Kügelgen (1772–1820), Leipzig 1824. Vgl. auch Dresdener Kunstblätter 46 (2002/2003), Sonderheft zur Ausstellung Gerhard von Kügelgen (1772–1820), hier S. 31. Karl von Kügelgen reüssierte zu der Zeit als Landschaftsmaler in Russland und im Baltikum. Er starb 1832 als zaristischer Hofmaler in Reval.

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  2. Der Band ist 1870, also drei Jahre nach Wilhelm von Kügelgens Tod, erstmals erschienen und war bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts — in Millionenauflage verbreitet — die vielleicht beliebteste deutschsprachige Autobiographie überhaupt. Vgl. hierzu Anton Philipp Knittel, Zwischen Idylle und Tabu. Die Autobiographien von Carl Gustav Carus, Wilhelm von Kügelgen und Ludwig Richter, Dresden 2002 (Arbeiten zur Neueren deutschen Literatur; 15), vor allem S. 91 ff.

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  3. Schubert widmete seine ›Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft‹, 1808 in Dresden erschienen, »[s]einem Freunde und Zuhörer« Gerhard von Kügelgen, dem »berühmten Historienmahler«.

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  4. Vgl. hierzu vor allem Hermann F. Weiss, Zur Politisierung Kleists in Dresden. In: Ders., Funde und Studien zu Heinrich von Kleist, Tübingen 1984, S. 195–204. Weiss weist auf Müller, Buol, Gentz und Ompteda, die bei der Politisierung Kleists in Dresden eine Rolle gespielt haben, hin. Zwar scheint der Kontakt zu den Omptedas, den Weiss weiter verfolgt (vgl. etwa seine Beiträge: Heinrich von Kleist und die Brüder Ompteda. Neue Archivfunde. In: Beiträge zur Kleistforschung 1998, S. 59–75; Gerüchte vom Heldentod des Dichters. Unbekannte Zeugnisse zu Heinrich von Kleist vom Jahre 1809. In: KJb 1998, S. 267–283), auch über Dresden hinaus für Kleist wichtig gewesen zu sein. Dies heißt aber nicht, dass Bildkunstprogramme, wie sie Kügelgen und Caspar David Friedrich verfolgten, nicht auch für Kleists Politisierung in dieser Phase wichtig gewesen sein könnten.

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  5. Vgl. hierzu auch Weiss, Funde und Studien zu Heinrich von Kleist (wie Anm. 5), S. 149–153.

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Günter Blamberger

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Knittel, A.P. (2003). Patriotischer Kunstkämpfer und poetischer Künstlerfreund. In: Blamberger, G. (eds) Kleist-Jahrbuch 2003. Kleist-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02897-6_27

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02897-6_27

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01978-3

  • Online ISBN: 978-3-476-02897-6

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

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