Ein Pergament-Doppelblatt aus einem süddeutschen Graduale des 15. Jahrhunderts als Einband eines Kaufbuchs aus Kleinheppach (Gemeinde Korb, Rems-Murr-Kreis)

Zusammenfassung

In der vorliegenden Untersuchung soll ein Fragment aus einem spätmittelalterlichen Graduale bekannt gemacht werden, das vor mehreren Jahren in Kleinheppach, Gemeinde Korb, Rems-Murr-Kreis, entdeckt wurde. Ende der 80er Jahre wurden Archäologiestudenten, die im Rathaus von Kleinheppach arbeiteten, auf ein dort vorhandenes »Kaufbuch« für die Jahre 1652 bis 1696 aufmerksam. Auf seinem Pergament-Einband waren altertümliche Musiknoten zu erkennen. Der damalige Bürgermeister von Korb, Hansgeorg Müller, zu dessen Gemeinde Kleinheppach seit der Gebietsreform Mitte der 70er Jahre gehört, informierte das Landesdenkmalamt. Ein Vertreter dieser Behörde inspizierte den Pergamenteinband und gab — laut Bericht in der »Waiblinger Kreiszeitung« — an, es handle sich um einen Meßgesang aus dem 14. Jahrhundert, aufgezeichnet auf Pergament. ¹ Der Verfasser, der zufällig von diesem Zeitungsartikel Kenntnis erhalten hatte, wandte sich daraufhin an Herrn Bürgermeister Müller und bot an, den Einband genauer zu untersuchen. Tatsächlich konnte festgestellt werden, dass das Pergamentdoppelblatt aus einem spätmittelalterlichen Graduale stammt. Im Zuge dieser Untersuchung wurde der Einband von einem Restaurator der Wurttembergischen Landesbibliothek Stuttgart abgelost. Es zeigte sich, dass die außen stark abgegriffene Beschriftung innen sehr gut lesbar war und die Farben der Initialen und Rubriken noch erstaunlich frisch wirkten.