Zusammenfassung
Man spricht nicht einfach wie man spricht, sobald man schreibt. Es treibt einen dazu, mit oder ohne Begeisterung, über sich hinauszugehen und gleichzeitig auf sich zurückzuschauen. Ohne immer genau zu wissen, was man da schreibt. Das gehört zum Schreiben dazu, wie Heine es dem Cervantes auf den Kopf zusagt: eine große, die größte Satire gegen die menschliche Begeisterung geschrieben zu haben. Der lebenslang verschuldete, lächerliche Cervantes, der von seinen mühseligen Pilgerfahrten nur leere Muscheln nach Haus gebracht habe, wie Heine behauptet. So, jetzt wird eine Brust ordentlich durchdrungen, dafür muss man sich nicht einmal von seinem Sessel erheben. Außer man sucht sich dafür eine fremde Brust aus. Die kappentragenden österreichischen Feuerredner der schlagenden Verbindungen, welche uns inzwischen schlagend bewiesen haben, dass sie es sind, die jetzt ihre Brandreden halten dürfen, ohne je weniger versprochen zu haben als das, was sie jetzt endlich halten wollen, die nehmen ihre Gesichter dafür, ihre Begeisterung für das Deutsche auszudrücken, das sie allerdings mit jedem einzelnen Wort schänden, und sie nehmen ihre Mensursäbel in die Hand, mit denen sie Gesichter schänden, und sie nehmen das Deutsche, das sie nicht können und nicht einmal kennen, auch noch als Hilfspolizisten dazu, um einmal anständig durchzugreifen, um sich endlich einmal durchzusetzen. Einmal gehts bestimmt noch. Und das heißt immer: sich über andre zu setzen. Das nennen sie ihre Meinungsfreiheit, die über die »Diktatur der Gutmenschen« endlich siegen muss.
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Jelinek, E. (2003). Österreich. Ein deutsches Märchen. In: Kruse, J.A. (eds) Heine-Jahrbuch 2003. Heine-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02887-7_16
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